Kulmbach:Pfarrer gegen AfD

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Darf sich die Kirche in die Politik einmischen? In Kulmbach hat das ein Pfarrer für sich mit Ja entschieden. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Ein katholischer Geistlicher positioniert sich gegen die rechte Partei, daraufhin verteilen Politiker vor der Kirche Flugblätter und verhöhnen ihn und Geflüchtete. Über die Frage, ob Kirche Politik machen darf.

Von Max Weinhold, Kulmbach

Im oberfränkischen Kulmbach ist kurz vor der Landtagswahl ein Grundsatzstreit entbrannt um die Frage: Darf Kirche Politik machen? Anlass für den Zwist ist ein Beitrag von Pfarrer Hans Roppelt im örtlichen Gemeindeblatt. "Ist die AfD für Christen wählbar?", fragte er dort und befand, dies müsse jeder Christ mit sich selbst ausmachen. Roppelt legte aber einige Argumente gegen die rechte Partei dar und kam für sich persönlich zu dem Schluss: Nein, die AfD sei nicht wählbar.

Die empörten Kulmbacher Kreisvorsitzenden und Stadtratsmitglieder Georg Hock und Hagen Hartmann verfassten sogleich eine Replik in Form eines Flugblattes, das sie seither vor Kirchen der Gemeinde verteilen. Darin verweisen sie unter anderem darauf, dass in ihrem Wahlprogramm die christlichen Werte zentral seien - im Gegensatz zu den anderen Parteien.

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Allerdings stellt sich die Frage, wie ernst sie es meinen mit diesen Werten in der AfD und wem sie damit begegnen: Nur Deutschen? Nur jenen, die man in der AfD für deutsch hält? Oder gleich gar niemandem, der nicht die eigene Denkweise teilt?

Pfarrer Roppelt jedenfalls legen Hartmann und Landtagskandidat Hock nahe, der in der rechten Partei als Rechtsausleger bekannt ist, er solle in den Privaträumen des Pfarrhauses Geflüchtete beherbergen. Erst dann glaube man ihm, dass es ihm "nicht um Asylindustrie im Hintergrund" gehe, mit der die Kirche "Millionen Euro" erwirtschafte. Dass Roppelt dies bereits tut? Na ja, sagt Hock am Telefon: "Dann soll er eben noch mehr aufnehmen."

In dem Flugblatt unterbreitet er eine weitere Forderung: Der Pfarrer möge "in Schwarzafrika missionieren", um dort "die vorwiegend junge männliche Bevölkerung" davon abzuhalten, "als Asylforderer in das von Deutschen teuer bezahlte Sozialsystem einzudringen". Am Telefon sagt er sogar: "um die Schwarzen davon abzuhalten, in unser Sozialsystem einzudringen". Eine sehr eigene Auslegung von christlichen Werten, das alles.

Und an dieser Stelle der Rückgriff auf die Eingangsfrage: Darf Kirche Politik machen? Eine Antwort darauf muss jeder - nicht nur jeder Christ - mit sich selbst ausmachen. Pfarrer Roppelt hat seine gefunden: Der Kirche werde vorgeworfen, in den dunkelsten Zeiten unseres Landes zu sehr geschwiegen zu haben, schreibt er in seinem Aufsatz. "Das darf nicht mehr geschehen."

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