Zukunftspläne von Audi:Die Q-Herde wächst

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Audi renoviert seine Crossover-Palette in den kommenden Jahren von Grund auf. Den Anfang macht im Juli 2015 der neue Q7. (Foto: WGO)
  • Audi will seine Crossover-Palette in den nächsten Jahren auf bis zu acht Modelle ausbauen. Den Anfang macht im Sommer 2015 der neue Q7.
  • Auf dessen Basis soll kurz darauf ein Q8 kommen, auch ein darüber angesiedelter Luxus-Crossover ist denkbar.
  • Die nächste Q3-Generation wird größer, um Platz für Audis Einstiegs-SUV Q1 zu schaffen. Zudem soll eine Offroadversion des TT kommen.

Von Georg Kacher

Der Minivan-Boom ist vergangen. Inzwischen sind Crossover-Modelle die mit Abstand wichtigsten Wachstumstreiber und Renditebringer der Branche. Dabei steht der Begriff Crossover nicht nur für einen mehr oder weniger gelungenen Mix aus Geländewagen und Kombi oder Coupé, sondern auch für automobilen Nonkonformismus. Wer Crossover fährt, der will sich ganz bewusst von braven Limousinen, kaum weniger konventionellen Kombis und den erwähnten Minivans abheben, mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer flirten, die Grenzen der Mobilität neu ausloten.

Richtig gelebt wird dieses Potenzial mangels Gelegenheit und vielleicht auch der fehlenden sozialen Akzeptanz wegen nur selten, doch auch so punkten Crossover mit handfesten Vorteilen wie der hohen Sitzposition, der guten Übersichtlichkeit und dem ordentlichen Raumangebot.

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Erst Mercedes, dann BMW und Audi

Die amerikanischen Hersteller gelten als SUV-Pioniere, aber die Japaner zogen rasch nach und besetzten schon bald auch die kleinen Klassen ( siehe Artikel unten). In der alten Welt wollte man lieber abwarten und vertraute stattdessen auf die Evolution des Status Quo. Erst 1998 wagte die M-Klasse dicht gefolgt vom BMW X5 einen Ausflug ins mittelschwere Gelände. Audi ließ sich mit dem Debüt des Q7 Zeit bis 2005.

Obwohl die deutschen Oberklasse-Hersteller erst spät ins SUV-Geschäft einstiegen, lösten sie prompt einen Flächenbrand aus, der längst auch die Mittel- und Kompaktklasse erfasst hat. Audi lancierte drei Jahre nach dem schweren und wuchtigen Q7 den sehr erfolgreichen Q5 und schob weitere drei Jahre später den kompakten Q3 nach. Damit hat die Marke zwar in den Kernsegmenten ihre Platzhalter etabliert, doch schon im nächsten Schritt will Audi-Chef Rupert Stadler seine Q-Herde noch breiter aufstellen. Die Langfristplanung für den Q-Stall sieht in der optimistischsten Variante eine Erweiterung des Angebots auf acht Fahrzeuge vor.

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Erst der Q7, dann der Q8

Audi wird bis 2019 rund 24 Milliarden Euro investieren - den Löwenanteil in neue Technologien und in zehn neue Modelle. Die treibende Kraft dieser Eroberungsstrategie, die bis 2020 eine Absatzsteigerung von 1,7 auf mehr als 2,0 Millionen Fahrzeuge pro Jahr vorsieht, sind die Crossover.

Den Anfang macht schon in wenigen Monaten der neue Q7, der leider wieder so aussieht, als wäre er am liebsten als Monstertruck auf die Welt gekommen. Die wuchtigen Proportionen und das dick aufgetragene Chrom Make-up lassen vermuten, dass dieses Modell vor allem in China und den USA Furore machen soll. Wenigstens hilft der künftig Alu-intensive Materialmix dabei, das Leergewicht der Basisausführung um 325 Kilo auf knapp unter zwei Tonnen zu drücken.

Weil gleichzeitig die Motoren im Schnitt 26 Prozent weniger verbrauchen, begnügt sich der 272 PS starke Diesel je nach Bereifung mit 5,7 bis 6,1 l/100 km. Noch sparsamer ist der Diesel-Hybrid, der 56 Kilometer weit emissionsfrei fahren kann und im Testzyklus nur 1,7 l/100 km konsumiert. Ebenfalls neu im Programm sind ein Vierzylinderbenziner mit 252 PS und ab 2016 der bullige S Q7, dessen 4,0-Liter-V8-TDI mit 408 PS und 900 Nm besonders gut im Futter steht.

Auf der gleichen technischen Basis debütiert Mitte 2017 der Audi Q8. Insider beschreiben den nobel ausgestatteten Viertürer als hübschen Bruder des Q7: coupéhaft-geduckt, sportlich-elegant, trotzdem geräumig-variabel und völlig frei von prolligen Design-Details. Das neue Topmodell der Q-Reihe soll etwas länger sein als der Range Rover Sport, weniger statusbetont als der künftige BMW X7 und nicht ganz so knapp geschnitten wie das projektierte Cayenne Coupé. Der spannend proportionierte, innen hochwertige Crossover polarisiert rein optisch weniger stark als ein X6 oder das GLE Coupé.

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Sogar ein Q9 ist denkbar

Bei Bedarf wäre sogar ein Q9 darstellbar - als schlankes und betont agiles Gegenstück zum geplanten Mercedes GLS Maybach oder als Understatement-Alternative zum gestreckten Range Rover. Bis es soweit ist, muss der A9 als viertüriges Luxus-Coupé die Oberklasse-Kunden bei der Stange halten.

Im Prinzip ist der Q3 die Antwort von Audi auf den BMW X1, den Mercedes GLA und den Range Rover Evoque. Doch Audi will weg von der dogmatischen Spitz-auf-Knopf-Positionierung und sucht stattdessen ihr Heil zwischen den etablierten Segmenten. Deswegen wird der Q3-Nachfolger (die Produktion beginnt Anfang 2018) eine halbe Nummer größer, bietet deutlich mehr Platz und zielt in die Lücke zwischen GLA und GLC beziehungsweise zwischen X1 und X3. Dadurch schaffen die Produktplaner Platz für den geringfügig kompakteren aber betont jugendlichen Q1, der ab 2016 unter anderem gegen den BMW Einser Cross Sport (kommt 2018) und gegen die Neuauflage des Mini Countryman antreten soll.

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Eine Herausforderung für die Controller

Technisch besteht kaum ein Unterschied zwischen Q1 und Q3, die beide im Wesentlichen mit dem VW Tiguan, dem künftigen Škoda SUV und dem ebenfalls für 2016 eingeplanten Seat Crossover baugleich sind. Diese enge Verwandtschaft ist eine echte Herausforderung für die Audi-Controller, die ihre Q1/Q3-Mischkalkulation an dem im teuren Ingolstadt montierten Basismodell ausrichten müssen.

Weil die Namensrechte für die Typbezeichnungen Q2 und Q4 bei Alfa Romeo liegen und weil Fiat-Chef Sergio Marchionne partout nicht verkaufen will, dürfen sich die Ingolstädter in der Kunst des Improvisierens üben, denn der Q1 sollte eigentlich Q2 heißen, und der TTQ wäre möglicherweise als Q4 besser positioniert.

Der TTQ? Das ist die Serienausführung des auf dem Salon in Peking gezeigten TT Offroad Concept, der im Gegensatz zu den Allroad (Detroit 2014) und Sportback (Paris 2014) Studien auf TT-Basis vom Vorstand für marktfähig befunden wurde. Der TTQ ist 29 Zentimeter länger als das Coupé und acht Zentimeter flacher als der ansonsten ähnlich proportionierte Q3. Er soll schon Ende 2016 zu den Händlern rollen.

Im Sommer 2016 läuft in Mexiko die Produktion des Q5-Nachfolgers an. Das neue Werk konzentriert sich auf den modularen Längsbaukasten MLB und könnte in einem zweiten Schritt auch anderen Konzernmodellen mit längs eingebautem Motor als Heimat dienen. Denkbar ist zum Beispiel eine Version mit langem Radstand, eine große VW-Limousine oberhalb des US-Passat oder ein sportlich-elegantes Q5 Coupé.

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Zwei Elektroautos bis 2018

Der Audi-Chef hat erst vor wenigen Tagen bestätigt, dass die Marke bis 2018 zwei rein elektrisch angetriebene Serienautos auf den Markt bringen wird. Das eine ist die E-Variante des neuen R8, das andere der Q6 E-tron Quattro (siehe SZ vom 27. Dezember). Der Q6 ist ein sportlicher Geländewagen, der emissionsfrei 400 bis 450 km weit fahren kann. Trotz der E-Motoren an Vorder- und Hinterachse bleibt es beim mechanischen Allradantrieb. Die Akkus sind im Boden untergebracht, wo sie den Schwerpunkt niedrig halten und relativ wenig Platz wegnehmen. Mit dem Crossover-Stromer will man nicht nur Tesla Kontra geben, sondern auch die deutsche Premium-Konkurrenz herausfordern.

Für eine E-Offensive auf breiter Front ist es freilich noch zu früh, denn selbst die in vier Jahren verfügbaren Batterien sind vermutlich nach wie vor zu schwer, zu teuer und zu wenig effizient. Deshalb setzt Audi bei den alternativen Antrieben primär auf den Plug-in-Hybrid (PHEV). Während in Q7 und Q8 besagter V6 Diesel zum Einsatz kommt, kooperieren die Lithium-Ionen-Zellen im Q5-Nachfolger mit einem 252 PS starken 2,0-Liter-Vierzylinder. Ein V6-Benziner mit 326 PS steht auf Abruf bereit. Die E-Maschine mobilisiert einheitlich rund 120 PS. Für Q1, Q3 und TTQ sind zunächst keine Plug-ins vorgesehen.

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Crossover-Coupés als eigenständige Modelle

Das Design der neuen Q-Modelle will Audi stärker individualisieren und die Baureihen klarer voneinander abgrenzen. Der Singleframegrill bleibt zwar erhalten, doch Größe, Form und Inhalt werden typ-spezifisch ebenso variiert wie die Leuchtengrafik und die Ausprägung der eckigen, runden oder elliptischen Kotflügelverbreiterungen. Größere Raddurchmesser, längere Radstände und mehr Spurweite sollen darüber hinaus für ein dynamischeres Erscheinungsbild sorgen. Gleichzeitig gibt es mehr Platz für Passagiere und Gepäck.

Anders als BMW und Mercedes, die mit den Coupés von GLC und GLE in erster Linie die Dachpartie neu gestalten, will Audi seine Flachdach-Crossover als eigenständige Modelle positionieren - auf TTQ und Q8 könnte beispielsweise ein zweitüriger Q-Sport folgen. Was im Portfolio noch fehlt, ist ein knapp vier Meter kurzer Einstiegs-Softroader zum Basispreis von unter 20 000 Euro. Die passende Technik findet sich von Jahr 2016 an garantiert im Konzernbaukasten.

© SZ vom 03.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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