Audi Q3 und RS Q3 im Fahrbericht:Frei von Innovationen

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Audi Q3 Facelift.

Der überarbeitete Audi Q3 kostet mindestens 29 600 Euro.

(Foto: Audi AG)

Audi hat den Q3 überarbeitet. Obwohl er etwas schöner und besser wurde, bleiben echte Fortschritte aus. Glänzen kann das kleine SUV nur als 340 PS starkes Topmodell - oder auf dem Campingplatz.

Von Thomas Harloff

Audi hat es in letzter Zeit schleifen lassen. Technikvisionen blieben in der jüngeren Vergangenheit ebenso aus wie optische Highlights. Glücklicherweise hat sich diese Erkenntnis in Ingolstadt und in der Wolfsburger Konzernzentrale früher durchgesetzt als bei den Kunden. Personalrochaden sollen dafür sorgen, dass der ehemals so stark ausgeprägte Pioniergeist wiederkehrt, bevor die Absatzzahlen sinken.

Auf technischer Seite hat der zur Jahresmitte 2013 angetretene Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg die Aufgabe, die Auswirkungen einiger verlorener Jahre möglichst gering zu halten. Der im Februar angetretene neue Designchef Marc Lichte, der wie Hackenberg von Volkswagen zu Audi wechselte, soll den Modellen mit den vier Ringen wieder mehr gestalterischen Pfiff verleihen.

Erfolgreich trotz offensichtlicher Mankos

Die paradoxe Situation bei Audi erklärt sich sehr gut am Q3. Das Kompakt-SUV bietet in puncto Antrieb und Assistenzsysteme Technik-Hausmannskost und ein Biedermeier-Design. Dennoch griffen seit Marktstart im Herbst 2011 weltweit mehr als 400 000 Käufer zum Q3. Den Kunden reichten die typische Audi-Solidität, das traditionell sehr wohnliche Innenraumambiente und das Markenimage als Kaufargumente offenbar aus.

Bevor es sich potenzielle Käufer zukünftig anders überlegen, steuert Audi mit dem nun überarbeiteten Q3 gegen. Natürlich sind die Möglichkeiten von Designretuschen im Rahmen eines solchen Facelifts begrenzt. Aber die schärferen Ecken im Kühlergrill, dessen Rahmen nun bis an die Scheinwerfer reicht, und umgestaltete Stoßfänger mit größeren Lufteinlässen vorne verhelfen dem Mauerblümchen zu einer besseren optischen Präsenz. Zudem sind Xenonscheinwerfer samt LED-Tagfahrlicht nun serienmäßig an Bord, um das gewonnene Selbstbewusstsein mit einem markanten Augenaufschlag zu unterstreichen.

Der Innenraum des Audi Q3 Facelift.

Den Q3-Innenraum hat Audi kaum verändert. Das war auch nicht nötig, denn wohnlich war es vorher schon.

(Foto: Audi AG)

Wohnlicher, aber etwas zu kleiner Innenraum

Wenig geändert hat sich dagegen im Innenraum des kleinen Audi-SUVs. Das war folgerichtig, schließlich war dessen Design, Materialauswahl, Verarbeitungsqualität und Bedienkonzept stets über jeden Zweifel erhaben. Die neuen Chromspangen in der Mittelkonsole nehmen nur Q3-Kenner wahr - ebenso wie die Taste für den optionalen aktiven Spurhalteassistenten, die sich im Blinkerhebel versteckt. Davon abgesehen lässt sich das in Spanien gebaute SUV sehr einfach bedienen. Geschmackssache ist, ob sich das Bedienfeld für Audis Infotainmentsystem "Multi Media Interface" MMI wie im Q3 im Armaturenbrett oder wie bei fast allen anderen Modellen der Marke in der Mittelkonsole zwischen den Sitzen befindet.

Unstrittig ist jedoch, dass es im Fond in Sachen Kniefreiheit recht beengt zugeht und dass das Gepäck über eine hohe Ladekante gewuchtet werden muss - ein typisches SUV-Problem. Dafür kann die zwischen 460 und maximal 1365 Liter Ladung jetzt serienmäßig mit einem ausziehbaren Kofferraumrollo vor neugierigen Blicken geschützt werden. Vorher gab es ohne Aufpreis nur die Billiglösung, eine starre, an der Heckklappe befestigte Abdeckung.

Viel komfortabler als bisher

Spielen sich die bisher skizzierten Änderungen im Detailbereich ab, hat die stetig wiederkehrende Kritik am zu harten Fahrwerk die Audi-Ingenieure zu weitreichenden Änderungen veranlasst. Plötzlich gehört die Q3-Federung zu den komfortabelsten im Kompakt-SUV-Segment. Wenn der Audi tiefe Schlaglöcher, böse Querfugen oder lange Bodenwellen begradigen muss, lässt er sich nun nicht mehr aus der Ruhe bringen und hält solche Gemeinheiten von den Passagieren fern. Übrigens weitgehend unabhängig davon, ob sich die Fahrdynamikregelung "Audi Drive Select" in der automatischen, sportlichen, komfortablen oder sparsamen Einstellung befindet. Weiterhin gilt: Die Spreizung zwischen den Stufen ist zu eng, Unterschiede sind kaum auszumachen. Käufer des Basismodells können sich die 200 Euro Aufpreis also sparen, in den neuen Ausstattungslinien Sport und Design ist "Audi Drive Select" nun serienmäßig enthalten.

Ein Lob gebührt den Fahrwerksentwicklern für die Tatsache, dass sie sich das Plus an Komfort nicht mit einem Minus an Fahrdynamik erkauft haben. Wie gehabt lenkt der Q3 für SUV-Verhältnisse spontan ein und hält in Kurven stoisch die Linie. Der Audi vermittelt ein sehr sicheres Fahrgefühl, aber die Agilität eines BMW X1 erreicht er freilich nicht.

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