Kia Cee'd Facelift im Fahrbericht:Mit drei dabei

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Detailarbeit: Der neue Cee'd, hier als sportlicher Zweitürer. (Foto: WGO)

Kia hat das erfolgreiche Kompaktmodell Cee'd überarbeitet. Von außen sieht man wenig, aber unterm Blech hat sich einiges getan. Besonders zu erwähnen: ein neuer Dreizylindermotor.

Von Michael Specht

Entwickelt in Deutschland, gebaut in und ausschließlich für Europa. Diese Strategie verfolgt Kia mit seinem Kompaktmodell Cee'd seit fast zehn Jahren - und fährt nicht schlecht damit. Vom Band in Žilina in der Slowakei rollten mittlerweile mehr als eine Million Einheiten des koreanischen Golf-Konkurrenten.

Derzeit ist die zweite Generation des Cee'd auf der Straße. Nach drei Jahren Bauzeit erhält sie ihre erste Überarbeitung. Wie üblich erkennt man die neueste Version von außen nur mit Mühe. Man müsste schon den Vorgänger direkt danebenstellen, um zu erkennen, welche Linien Designchef Peter Schreyer neu gezogen hat.

Wichtiger ist es, was unter der Haube passierte. "Eine ganze Menge", wie Steffen Cost, Geschäftsführer Kia Motors Deutschland, pauschal beschreibt. Wichtigste Neuerung: Ein gemeinsam zwischen Rüsselsheim und Namyang in Korea neu entwickelter Dreizylindermotor. Aus nur einem Liter Hubraum holt der kleine Turbo-Direkteinspritzer 120 PS und wischt damit Zweifel vom Tisch, der Dreier wäre nicht flott genug für den Cee'd. Übrigens verfolgen VW, Ford und Opel das gleiche Downsizing-Prinzip im Golf, Focus und Astra.

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Motor mit Stärken und Schwächen

Auf unserer ersten Ausfahrt hinterließ der Cee'd 1.0 T-GDI allerdings einen gemischten Eindruck. Er leidet unter einer ausgeprägten Anfahrschwäche, mag es beispielsweise nicht, aus Schrittgeschwindigkeit im zweiten Gang zu beschleunigen. Hierfür ist der Hubraum schlicht zu klein. Es dauert ein wenig, bis der Turbolader genügend Druck aufbaut. Maximales Drehmoment (171 Newtonmeter) liefern die drei Kolben erfreulich früh bei 1700/min. Von da an geht es munter los. Das Einliter-Motörchen läuft kernig, transportiert, obwohl ohne Ausgleichswelle konzipiert, keine Vibrationen in den Innenraum und bleibt bei Geschwindigkeiten von mehr als 120 km/h recht leise.

Illusorisch ist es freilich, den Normverbrauch von 4,9 Liter erreichen zu wollen. Sobald etwas mehr Gas gegeben wird und man auch nur normal im Alltagsverkehr mittrudelt, zeigt der Bordcomputer sechs Liter und mehr an.

Ohnehin ist der Spaß nicht billig. Kia hat den 1.0 T-GDI an die zugegebenermaßen üppige Ausstattung "GT Line" gekoppelt und lässt sich den Dreizylinder mit mindestens 22 390 Euro vergüten. Zum Vergleich: Die Basisversion mit 1,4 Liter und 100 PS, nach wie vor das Volumenmodell, beginnt mit 14 490 Euro.

Die Diesel beginnen mit 20 190 Euro für den 1,6-Liter-CRDi. Der gut geräuschgedämmte Selbstzünder leistet jetzt 136 PS und 280 Newtonmeter. Kia verspricht mit nur 3,6 l/100 km gut 20 Prozent weniger Verbrauch als im Vorgänger. Erstmals gibt es den 1.6 CRDi optional auch mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe - eine sehr harmonische Kombination, wie erste Testfahrten ergaben.

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Lücken bei Assistenzsystemen und Konnektivität

In Sachen Assistenzsystemen versucht Kia, auf der Höhe der Zeit zu sein. Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung sind in einem Performance-Paket zusammengefasst. Ein Abstandsradar oder einen Notbremsassistenten haben die Koreaner in dieser Klasse bislang nicht im Angebot. Auch beim Thema Konnektivität gibt es Lücken. So lässt sich die Bedienung des Smartphones nicht aufs Display in der Mittelkonsole übertragen. Andere Hersteller sind hier weiter. Wenigstens bietet Kia ein induktives Ladesystem fürs Handy an.

Im Innenraum bleibt es bei der Cockpit-Farbe Schwarz. Mit Zweifarbigkeit hat man angeblich keine guten Erfahrungen gemacht, heißt es von Kia. Materialanmutung und Verarbeitung sind aber in Ordnung, das Platzangebot ist sehr gut, auch auf der Rücksitzbank. Der Kofferraum liegt mit 380 Litern (umgeklappt 1318 Liter) auf Klassendurchschnitt. Wer mehr Platz benötigt, sollte für 1200 Euro Aufpreis zum Sportswagon greifen. Er schluckt zwischen 528 und 1642 Liter, was laut Kia den Bestwert in der Klasse darstellt. Wer's sportlich mag, dürfte den zweitürigen Pro_Cee'd bevorzugen. Er leistet als GT stramme 204 PS und erreichte 230 km/h.

Allen Modellen gemeinsam ist Kias bislang unschlagbares Qualitätsversprechen. Kein anderer Autohersteller gibt auf seine Produkte sieben Jahre oder 150 000 Kilometer Garantie. Der neue Cee'd kommt am 26. September zu den Händlern.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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