Angelique Kerber:Tennismode - Neon geht immer

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Neon geht immer (außer in Wimbledon): Angelique Kerber bei den US Open. (Foto: AFP)

Sportlich ist Angelique Kerber "die neue Steffi Graf". Modisch glücklicherweise nicht, denn was die Damen heute auf dem Court tragen, ziehen morgen alle zum Sport an - hoffen zumindest die Ausrüster.

Von Barbara Vorsamer

Den Einzug in ihr erstes US-Open-Finale hat Angelique Kerber in neonfarbenem Rock und pinkem Tanktop geschafft. Das könnte völlig egal sein. Doch es ist kein Zufall, dass Tennisstars ab einer gewissen Bekanntheit von ihren Ausrüstern für jedes Turnier mit einem neuen Outfit versorgt werden, in der Hoffnung, dass Fans und Fashionvictims die Teile nachkaufen.

Der Angelique-Kerber-Look ist im Netz schon ab 44,90 Euro zu erstehen. Wem das pink-schwarze Tütü-Kleid von Serena Williams' jüngstem Auftritt besser gefallen hat, der muss 130 Euro ausgeben. Von der Amerikanerin wird behauptet, sie spiele niemals mehr als ein Spiel im gleichen Outfit, womit sie bei einem Turnier bis zum Finale auf sieben Varianten kommen kann.

Für knallige Outfits bekannt: Serena Williams. (Foto: Seth Wenig)

Auffallen ist Pflicht auf dem Court. Manchen gelingt das durch hervorragendes Tennis, manchen in Kombination mit ausdrucksstarker Mode - andere setzen nur auf letzteres. Man erinnere sich an Anna Kournikova. Die Russin hat in ihrer Karriere keinen einzigen wichtigen Einzeltitel gewonnen, trotzdem gehörte sie zu den bekanntesten Tennisspielerinnen und hatte mehr Sponsoren als die sportlich bessere Konkurrenz.

Wer sich noch weiter zurückerinnert, hat plötzlich nur noch weiße Poloshirts im Kopf. Die letzte Deutsche auf Platz 1 der Tennisweltrangliste, Steffi Graf, betrat den Platz meistens in weiß, mit schlabbrigen Poloshirts, die in den Bund des weißen Tennisrocks gesteckt waren. Auch die Schuhe waren weiß, "Tennisschuhe", in den Achtzigern so eine Art Synonym für "weiße Turnschuhe". Klar versuchten auch damals schon die Sportartikelhersteller, das Steffi-Graf- oder das Boris-Becker-T-Shirt an die Fans zu verkaufen und designten immer wieder mal ein neues - eines pro Saison reichte aber, und mehr als dezente Muster störten das Weiß nicht.

Boris Becker 1985 in Wimbledon - nicht ganz in Weiß. (Foto: dpa)

In Jeansshorts schockte Agassi das Tennispublikum

Tennis war jahrzehntelang eben "der weiße Sport", heutzutage ist er das nur noch in Wimbledon. Dort müssen mindestens 90 Prozent der Kleidung weiß sein, sogar für hervorblitzende schwarze BH-Träger und orangefarbene Schuhsohlen gab es bereits Verwarnungen. Überall sonst knallt es in Neonfarben - bei den Damen und den Herren.

Es war André Agassi, der die Farbe auf den Platz brachte. Mit bunten Bandanas, Jeansshorts und langen Haaren irritierte er die damals noch recht vornehme Tenniswelt und bekam in Wimbledon prompt Ärger. Daraufhin boykottierte er das Turnier drei Jahre lang. Sein zweiter Auftritt auf dem heiligen Rasen löste dann fast schon eine Hysterie aus: Was trägt er, traut er sich - oder hält er sich an die Regeln? Er trug weiß, allerdings steckte sein Hemd nicht in der Hose. Ausstatter Nike hatte sich angeblich mit der Turnierleitung darauf geeinigt.

In Denimshorts und bunten T-Shirts irritierte Andre Agassi das Tennispublikum. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Die auffälligen Outfits gehen häufig auf die Initiative der Sportartikelhersteller zurück. Wer Angelique Kerbers Auftritte verfolgt, bekommt den Eindruck, dass ihr selbst eher egal ist, was sie auf dem Platz trägt. Manchmal ist es sogar das gleiche Kleid wie beim letzten Turnier oder, Gott bewahre, ein Modell, das auch eine andere Spielerin schon mal getragen hat. Seit sie ganz vorne mitspielt, gibt es aber selbstverständlich eine extra Kollektion für sie.

Ein eigenes Logo (wie die Tennisspieler Rafael Nadal und Roger Federer) hat sich die Deutsche noch nicht entwerfen lassen, auch als Modedesignerin (wie Serena Williams) und Model (wie Maria Sharapova) ist sie bislang nicht in Erscheinung getreten. Die Art von Tanktops, mit denen sie sich auf Platz 1 der Weltrangliste spielte, haben Fitnessstudios, Yogalofts und Laufstrecken dennoch schon lange erobert: Die enganliegenden Dinger aus Funktionsstoff mit eingearbeitetem Bustier sind praktischer als Baumwoll-Polos - und besser aussehen tun sie auch. Im Serena-Williams-Tütü zum Joggen zu gehen ist dagegen eher was für Modemutige.

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