Nationalmannschaft:Diese Schwächen sieht Löw in seinem EM-Kader

Joachim Löw und Mario Götze

Joachim Löw und Mario Götze während des WM-Finales 2014.

(Foto: dpa)

Götze und Reus sollen die Gegner stärker unter Stress setzen, fordert der Bundestrainer. Als Vorbilder dafür nennt er Messi, Neymar - und Leroy Sané.

Von Klaus Hoeltzenbein und Philipp Selldorf

Joachim Löw hat in dieser Woche bei seiner Nominierung des Kaders für die Fußball-EM überrascht. Der Bundestrainer berief vier junge Talente in seinen Kader: den Leverkusener Julian Brandt, 20, den Münchner Joshua Kimmich, 21, den Dortmunder Julian Weigl, 20, und den Schalker Leroy Sané, 20.

Besonders Sané traut Löw bereits im Turnier in Frankreich eine besondere Rolle zu: "Unsere Mannschaft ist eine Kombinationsmaschine, doch in manchen Situationen, gegen manche Gegner fehlt uns die Tiefe. Da brauchen wir Spieler, die immer wieder tief gehen, auch wenn sie den Ball mal nicht bekommen. Sané macht diese Läufe, die dem Gegner wehtun können", erklärt der Bundestrainer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Löw verweist zur Veranschaulichung auf zwei Weltklasse-Spieler: "Sané sucht außerdem die Eins-gegen-eins-Situationen, auch das fehlt manchmal in unserer Kombinationsmaschine. Diese Eins-gegen-eins-Sucher, die permanent den Gegner in Stresssituationen bringen, Spielertypen wie Neymar oder Messi, die kommen in unserer Mannschaft bisher nicht so ausgeprägt vor." Löw führt weiter aus: "Neymar nimmt jeden Ball - selbst wenn er nur zwei Meter Platz hat - nach vorne an. Und geht sofort ins Tempo. Das macht seine Weltklasse aus, und das müssen unsere Spieler - André Schürrle, Julian Draxler, Mario Götze oder Marco Reus - noch vermehrt umsetzen, die Voraussetzungen dazu haben sie allemal."

"Ein neuer Philipp Lahm ist noch nicht in Sicht"

Trotz dieser analysierten Defizite ist Löw zuversichtlich, dass der Fußball-Weltmeister auch bei der EM, die am 10. Juni beginnt, erneut titeltauglich sein wird. "Nun wird es wichtig sein, dass wir wieder den Team-Spirit wecken können, dieses bedingungslose Füreinander-da-sein. Und dann sind wir auch in der Lage, das Turnier zu gewinnen."

Nach dem Pokalfinale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am Samstag in Berlin trifft sich der 27-köpfige EM-Kader am Dienstag zum Trainingslager in Ascona. Bis zum EM-Start mit den Vorrundenspielen gegen die Ukraine, Polen und Nordirland muss Löw sein Aufgebot auf 23 Spieler reduzieren.

Ein weiteres Defizit im Kader sieht Löw nach dem Rücktritt von Philipp Lahm aus der Nationalmannschaft auf der Außenverteidiger-Position: "Ein neuer Philipp Lahm ist noch nicht in Sicht. Auch nicht ein Spielertyp wie Miroslav Klose. Ein spielender Mittelstürmer. Der in die Spitze geht, Tore macht, der kombinationssicher und kopfballstark ist. Schaut man nach unten, bis tief in die Nachwuchsklassen, sind solche Typen nicht vorhanden." Zusammenfassend stellt er fest: "Nein, diesen (Talent-)Reichtum gibt es gar nicht so. Es sind einige, ja, wir haben sechs, sieben, acht junge Spieler, die sind sicherlich sehr, sehr gut. Aber das genügt mir nicht."

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