Fußball:Die gefallenen und die echten Helden des Fußballs

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Argentiniens Mannschaftskapitän Daniel Passarella schwingt den WM-Pokal von 1978. (Foto: DPA)

Ist neben Geld, Profit und Show überhaupt noch Platz für Werte? Wie sich der Fußball auf die dunkle Seite zubewegt.

Von Holger Gertz

Die Weltmeisterschaft 1978 gilt als Sündenfall der Fußballgeschichte. Sie fand in Argentinien statt, wo zu jener Zeit General Videla mit seiner Faschistenriege herrschte und Regimekritiker foltern, verschwinden, umbringen ließ. Das alles war bekannt, Amnesty International hatte entsprechende Informationen auch an die deutschen Nationalspieler weitergeben lassen.

Aber boykottiert wurde das Turnier vom Deutschen Fußball-Bund natürlich nicht, es stand Wichtigeres auf dem Spiel: der Titel sollte verteidigt werden. Auch kein anderer Verband ließ sein Team daheim. Sogar die traditionell kritischen Niederländer reisten, allerdings nach heftigen Debatten, gen Südamerika und wurden an Ort und Stelle Vizeweltmeister.

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Die Frage, wie sich der Profifußball in politischen Fragen positioniert, ist seitdem oft gestellt worden, und man tritt den Fußballern nicht zu nahe, wenn man ihre Haltung mit dem bekannten Brecht-Quote "Erst kommt das Fressen, dann die Moral" zusammenfasst. Das gilt auch und erst Recht 40 Jahre, nachdem die Kicker damals "Buenos Dias, Argentina" gebrummelt haben.

Irrwitzige Transfersummen, verklärende Worte, Werbetour mit Despoten

In der Woche, in der der Transfer des Fußballspielers Neymar von Barcelona nach Paris für irrwitzige 222 Millionen Euro abgewickelt wurde, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, ob im Profizirkus des Jahres 2017 neben Geld, Profit und Show-Wert noch Platz wäre für etwas, das sich mit dem alten deutschen Begriff "Werte" einfassen lässt.

Tatsächlich sieht es nicht sehr verheißungsvoll aus. Da wird der Confed Cup-Gastgeber Russland vom deutschen Nationalspieler Draxler verklärt; da lässt sich das ehemalige brasilianische Weltidol Ronaldinho auf einer Werbetour mit dem tschetschenischen Despoten Kadyrow fotografieren, da hallt noch immer das Echo der Kaisers Beckenbauer nach, der versichert hatte, in Katar natürlich überhaupt keine Sklaven gesehen zu haben. Und das Che Guevara-Tattoo auf dem Oberarm von Diego Maradona ist welker Tand, ohne tiefere Bedeutung.

Eine Gedankenreise zu gefallenen Helden des Fußballs, und natürlich auch zu echten Helden, Kämpfern für das Menschenrecht. Man muss ein wenig nach ihnen suchen, aber es gibt sie, wenn auch nur in der Vergangenheit.

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