FC Bayern eröffnet Rückrunde der Bundesliga:Mit kessen Sprüchen und großen Zielen

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Der FC Bayern tritt beim ersten Spiel der Rückrunde in Mönchengladbach an. Der gesperrte Franck Ribéry fehlt ebenso wie der frisch tätowierte Breno. Dafür steht Bastian Schweinsteiger auf dem Feld - und spricht von einer "einmaligen Chance im Leben".

Jürgen Schmieder

Manche Ereignisse liegen gar nicht lange zurück, und doch wirken sie wie Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit. Gerade fünf Monate ist es her, dass der FC Bayern am ersten Spieltag der Bundesliga-Saison gegen Borussia Mönchengladbach gespielt hat.

Fit und einsatzbereit: Arjen Robben. (Foto: dpa)

Während der Partie haben sich Dinge ereignet, die heute kaum noch zu glauben sind: Die Münchner haben einfallslos agiert, sie haben das Spiel 0:1 verloren. Manuel Neuer hat sich einen grotesken Fehler erlaubt, Mario Gomez hat kein Tor geschossen.

Nach dem Spiel gegen Gladbach - damals übrigens noch im Verdacht, eine unterdurchschnittliche Bundesligaelf zu sein -, gab es kritische Worte und martialische Überschriften. Die Überschrift der SZ war: "Wer sind wir?", über dem Artikel in der Welt stand: "Der Mythos FC Bayern bröckelt", der Münchner Merkur bemerkte "ein Ächzen und Knirschen".

Auch die Spieler des FC Bayern waren nicht gut gelaunt, Thomas Müller etwa sagte: "Ich bin sauer, ich habe so eine Krawatte. Alle guten Vorsätze sind wieder beim Teufel." Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge mahnte gar zu mehr Demut: "Wir müssen im Umfeld des Klubs wieder bescheidener auftreten." Die Saison des FC Bayern, sie hat nun wahrlich nicht vielversprechend begonnen.

Wie gesagt: Dieses Spiel erscheint einem so weit entfernt wie das Millennium oder zumindest die Vogelgrippe. Am Freitagabend eröffnet Gladbach (mittlerweile im Verdacht, ein Verfolger der Münchner zu sein) gegen den FC Bayern (im Verdacht, neben der Bundesliga auch die Champions League gewinnnen zu können) die Rückrunde.

Die Gladbacher liegen auf Platz vier der Tabelle und geben sich mittlerweile auch verbal recht selbstbewusst. Angesprochen auf den Transfer von Marco Reus nach Dortmund stichelte Sportdirektor Max Eberl kürzlich: "Die Bayern waren diejenigen unter den vielen Vereinen, die Marco gejagt haben, die sich öffentlich am klarsten positioniert haben. Dass sie nun so sticheln, zeigt, dass sie von seiner Entscheidung schwer getroffen sind."

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Viele Vereine zieht es in der Winterpause in den Süden - einige sogar nach Katar: Dort residieren die Spieler in mondäner-skurriler Umgebung und bringen sich nebenbei für die Rückrunde in Form. Bayerns Spaßmacher Franck Ribéry nutzt den Urlaub für witzige Streiche, ein Schalker badet indes im Plantschbecken.

Impressionen aus den Bundesliga-Ferien

Die Gladbacher scheinen gewachsen zu sein, auch wenn Eberl und Trainer Lucien Favre den Kader im Sommer neu ordnen müssen. "Wir werden keine verrückten Dinge machen", sagte Eberl. Favre bekomme jedoch die Möglichkeit, "mit viel Geld Spieler zu holen". Doch noch sind Marco Reus und Roman Neustädter im Kader - und werden auch gegen München auf dem Feld stehen. "Wir sind richtig heiß und wollen das Spiel gewinnen", sagt Reus.

Fit und einsatzbereit: Bastian Schweinsteiger. (Foto: dpa)

Der FC Bayern dagegen führt mittlerweile wie selbstverständlich die Tabelle an, natürlich macht Manuel Neuer kaum noch Fehler und Mario Gomez trifft sowieso bei fast jedem Auftritt. Es mahnt auch niemand mehr zur Demut, ganz im Gegenteil. "Einmal darf eine deutsche Meisterschaft am FC Bayern vorübergehen, aber kein zweites Mal", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger.

Flügelstürmer Arjen Robben verkündete kürzlich gar, dass die Münchner durchaus in der Lage seien, in dieser Saison drei Titel zu gewinnen. Bastian Schweinsteiger nannte das mögliche Champions-League-Finale in München eine "womöglich einmalige Chance im Leben".

Am Ende der Hinrunde waren die Münchner ein wenig wackelig (Robben: "Da hatte ich von außen den Eindruck, dass wir nicht mehr ganz so frisch waren.") und hatten die Verfolger aufholen lassen. Das lag freilich auch an der Absenz Bastian Schweinsteigers. Damals hatten die Verantwortlichen die Bedeutung des Mittelfeldspielers heruntergespielt. Nun freilich, bei seiner Rückkehr, wird Schweinsteigers Wichtigkeit betont.

Mario Gomez sagt: "Wenn Bastian fehlt, fehlt auch ein Stück Klasse." Trainer Jupp Heynckes nennt Schweinsteiger einen Spieler, "bei dem die Fäden zusammenlaufen", der "das Tempo bestimmt" - und vergleicht ihn gar mit Xavi und Andres Iniesta vom FC Barcelona. Mit Schweinsteiger gab es in 18 Pflichtspielen der Hinrunde nur zwei Niederlagen, ohne ihn gingen von neun Partien drei verloren. Deshalb darf Schweinsteiger auch verkünden: "Mit mir funktioniert immer alles." Neben Schweinsteiger soll nun Anatolij Timoschtschuk agieren.

Bei der Partie in Gladbach müssen die Münchner den Ausfall des gesperrten Franck Ribéry kompensieren. "Das ist schon was anderes, eine andere Position. Wir müssen schauen, dass wir Franck ersetzen", sagte Toni Kroos, der sich auf dem Flügel mit Thomas Müller abwechseln soll. Auch Breno (krank und frisch tätowiert) und Diego Contento (Zehenbruch) fallen aus.

"Es wird kein einfaches Spiel auswärts in Gladbach. Wir haben uns letztes Jahr dort schwer getan", sagt Schweinsteiger. Die Gladbacher seien defensiv sehr gut organisiert, wären unangenehm zu spielen und könnten jederzeit überraschen. "Auch im Hinspiel haben wir uns nicht gut angestellt", sagt Schweinsteiger. Doch das ist wirklich schon ewig her.

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