Bundesliga-Vorschau:Sahnelutscher und Erfolgsbazillen

Magath will nicht Herbstmeister werden, Bayern endlich an Mainz vorbeiziehen und Watzke gegen einen Retortenverein gewinnen. Die Bundesliga-Vorschau

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VfL Bochum - 1. FC Köln, Freitag 20.30 UhrDer Plan von Heiko Herrlich ist aufgegangen, Zlatko Dedic hat den Erfolgsbazillus aus seinem Nationalteam in die Mannschaft genießt - vergangene Woche gewannen die Bochumer ihr erstes Spiel unter Herrlich. Doch die Freude über den Sieg währte nicht lange, denn der Slowene hatte sich bei seiner Nationalmannschaft nicht nur mit dem dort grassierenden Erfolgsbazillus angesteckt, sondern auch mit dem Schweinegrippe-Virus. Nun sitzt er in Quarantäne, um nicht wieder etwas in die Mannschaft zu nießen - und gönnt sich erstmal Ruhe.In Köln herrscht unterdessen keineswegs Ruhe. Während der Woche war von einer Revolte gegen Trainer Soldo die Rede, zahlreiche Spieler sollen sich über die Aufstellung, das Spielsystem und die Führungsfähigkeiten des Trainers beschwert haben. Soldo wiederrum ärgerten die Nationalelf-Ausflüge seines Kapitäns Milivoje Novakovic so sehr, dass er ihm jetzt das Kapitänsamt entzog - und dieses nicht etwa an Lukas Podolski übergab, sondern an den Portugiesen Petit. Der ist zwar ähnlich wie Maniche, Novakovic und natürlich Podolski ein nomineller Leistungsträger, sie alle laufen aber ihrer Form hinterher. Vor allem der deutsche Nationalstürmer steht in der Kritik: "Die Mannschaft erwartet viel mehr von Podolski. Aber die Spieler merken: Da kommt nichts. Deshalb spielen sie ihn gar nicht mehr an", sagte Trainer-Legende Udo Lattek. Und auch im Duell gegen Bochum wird der Stümer, der seit 791 Minuten auf einen Treffer wartet, nicht angespielt werden. Er fehlt gelbgesperrt.Foto: dpaTexte: Jonas Beckenkamp und Christian Aichner

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TSG Hoffenheim - Borussia Dortmund, Samstag 15.30 UhrDass BVB-Geschäftsführer Hans Joachim Watzke einer der glühendsten Verfechter der 50+1-Regel in der Bundesliga ist, gilt als ebenso unumstößliches Faktum wie seine Abneigung gegenüber Werks- und Konzeptklubs wie Wolfsburg, Leverkusen oder Hoffenheim. "Es darf nicht sein, dass die großen Klubs wie Schalke, der HSV und wir die Folklore abliefern, und Klubs aus Hoffenheim und Wolfsburg die Sahne aus dem Thema lutschen", ließ Watzke per Bild übermitteln - gemeint war die Verteilung der TV-Gelder.An diesem Samstag trifft nun also Watzkes selbstbetitelte "Folkloretruppe" aus Dortmund ausgerechnet auf die "Sahnelutscher" aus Hoffenheim, und es bleibt abzuwarten, ob sich auch auf dem Spielfeld ein derartiger Kulturkampf entwickelt. Vielleicht schwingt sich Jürgen Klopp (Bild) in seinem 150. Bundesligaspiel als Trainer ja zum Vermittler auf - mit seiner Aura des folklorischen Modernisten wäre er doch wie geschaffen zum Brückenbau.Foto: dpa

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FSV Mainz 05 - Hamburger SV, Samstag 15.30 Uhr"Auf Dauer darf Mainz nicht vor dem FC Bayern stehen. Das ist nicht in Ordnung", erklärte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger unter der Woche. Doch dieser für den Münchner Rekordmeister fast unerträgliche Zustand hält nun schon seit Wochen an. Das Geheimnis des Mainzer Erfolgs: Anders als Louis van Gaal ist Thomas Tuchel kein von-oben-herab-General und delegiert Aufgaben auch gerne mal an die Mannschaft: "Wir sitzen alle in einem Boot, ich gebe die Verantwortung an alle weiter." Das heißt im Klartext: Die Mannschaft darf beim Spielsystem mitentscheiden: "Bei uns wird das gemeinsam besprochen. Während der Woche werden schon die Führungsspieler mit einbezogen", erklärt Co-Trainer Arno Michels.Wenn Hamburgs einzige Sorge das passende Spielsystem wäre, wäre Trainer Bruno Labbadia mit Sicherheit glücklicher. Doch ihn plagen andere Sorgen. Seit mittlerweile fünf Spielen ist der HSV sieglos, immer wieder ist es die Schlussviertelstunde, in der die Hamburger ihren Vorsprung verspielen: "Die Art und Weise, wie wir spielen, passt nicht zum Ertrag. Wir waren in den vergangenen Partien immer dominant, haben die Spiele bestimmt und hätten sie siegreich gestalten können", sieht Labbadia den Absturz von der Tabellenspitze auf Rang fünf dennoch recht gelassen - zumindest noch. Dennoch muss der Trainer aufpassen, dass sich seine persönliche Geschichte als Trainer nicht wiederholt: Vergangene Saison stand er mit Bayer Leverkusen am 13. Spieltag auf Tabellenplatz eins. Am Ende der Saison erreichte der Werksklub aber nicht einmal mehr einen internationalen Wettbewerb - und Labbadia musste gehen.Foto: AP

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1. FC Nürnberg - SC Freiburg, Samstag 15.30 UhrDer Werdegang des 1. FC Nürnberg in dieser Spielzeit ist schon kurios: Nach Heimpleiten gegen vermeintliche Mitkonkurrenten in der unteren Tabellenhälfte wie Bochum oder Hannover gelang den Franken dann vergangene Woche ausgerechnet bei Meister Wolfsburg der erste Auswärtssieg. Diesen erreichte Michael Oennings Mannschaft zwar unter anderem durch diverse Tritte (Kung Fu, Andreas Wolf gegen Dzeko; von hinten zwischen Misimovics Beine, Raphael Schäfer), aber danach fragt im fröhlichen Frankenland bald eh keiner mehr.Mit einem weiteren Sieg gegen Freiburg könnte sich der Club erstmals in etwas ruhigeres Fahrwasser manövrieren - zu dumm, dass die Breisgauer ein Mitkonkurrent um den Klassenerhalt sind und somit die Art von Gegner, der den Nürnbergern noch weniger schmecken dürfte als der Glühwein auf dem Fürther Christkindlmarkt.Foto: Getty

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Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt, Samstag 15.30 UhrNach jedem Tal kommt ein Berg, so lautet eine oft wiederholte Binsenweisheit. Auch im Fußball ist man schnell dazu geneigt, Krisenklubs bessere Zeiten zu versprechen. Doch bei Hertha BSC Berlin sieht das anders aus. Zwar hat der Tabellenletzte vergangene Woche gegen den VfB Stuttgart immerhin einen Punkt geholt, doch von einem Ende der Krise kann keinesfalls die Rede sein. Schon jetzt fehlen dem Hauptstadtklub sechs Punkte auf einen Relegationsplatz.Gut, dass nun die ebenfalls kriselnde Frankfurter Eintracht nach Berlin kommt: Inklusive Pokal haben die Hessen vier der vergangenen fünf Spiele verloren, zweimal setzte es eine 0:4-Schlappe, gegen Bayern und Bayer. Mit mehreren öffentlichen Brandreden hatte Skibbe anschließend vor einem Absturz seiner Mannschaft gewarnt - und Verstärkungen für den Winter gefordert. Doch der Druck, den der Frankfurter Trainer damit auf seine Spieler aufgebaut hat, fruchtete zuletzt nicht. Stattdessen besiegelte ein kurioses Eigentor - Torhüter Oka Nikolov schob den Ball mit dem Gesicht ins eigene Tor - vergangene Woche die Niederlage gegen Gladbach. Und was macht Skibbe nun? Statt den Druck auf seine Mannschaft weiter zu erhöhen, versucht er seine Spieler mit einer Belohnung zu Topleistungen zu animieren: Wenn Frankfurt bis zur Winterpause 23 Punkte holt (aktuell 16 Punkte bei noch vier ausstehenden Spielen), dürfen seine Spieler bis 2. Januar entspannen. Sonst macht Skibbe den Magath und bittet bereits wieder am 28. Dezember zum Training. Dann entfällt auch in Frankfurt die große Silvestersause.Foto: dpa

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Werder Bremen - VfL Wolfsburg, Samstag 15.30 UhrWann verliert eigentlich Werder Bremen mal wieder? Diese Frage stellen sich zurzeit viele Bundesliga-Beobachter, die dem schönen Spiel der Hanseaten nicht ganz so gewogen sind. Aber wer ist das schon? Was Werder derzeit abliefert, dürfte sogar ihrem vereinseigenen Chef-Skeptiker Thomas Schaaf langsam unheimlich vorkommen. Der hatte nach der 6:0-Gala in Freiburg Schwierigkeiten, seine norddeutsche Demut zur Schau zu tragen - sein Team war einfach zu gut.Ob nun ausgerechnet der angeschlagene Meister aus Wolfsburg den Bremern den Wind aus den Segeln nehmen kann, ist mehr als ungewiss. Vielleicht hilft ihnen als Motivationsspritze die Erinnerung an ein gewisses 5:1 aus der Vorsaison - damals sicherte sich der VfL gegen Bremen die Meisterschaft, und man fragte sich: Wann verliert eigentlich Wolfsburg mal wieder?Foto: AP

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Borussia Mönchenladbach - Schalke 04, Samstag 18.30 UhrFelix Magath ist ein Hexer. Es scheint egal zu sein, bei welchem Verein er das Training leitet, stets läuft ihm der Erfolg hinterher. Beim FC Bayern München holte er zweimal das Double, beim VfL Wolfsburg gleich im zweiten Jahr die Meisterschaft und bei Schalke 04? "Herbstmeister werden wir nicht", trotz des großen "H", das auf seiner neuen, besonders stylischen Brille von Hugo Boss prangt. Und Meister? "Auch nicht. So weit ist die Mannschaft noch nicht", gibt Magath trotz Tabellenplatz drei zu Protokoll.Dennoch: Nur selten hat das, was Magath anfasst, nicht Hand und Fuß. Da ist zum Beispiel der A-Jugend-Spieler Joel Matip. Gegen die Bayern durfte der Nachwuchsmann von Beginn an auflaufen, gewann fast jeden Zweikampf und köpfte auch noch den 1:1-Ausgleich. Oder Jan Moravek: Gegen Hannover 96 traf der 20-Jährige nach nur 51 Sekunden auf dem Platz zur 2:0 Vorentscheidung. So geht Magath auch auf Schalke ungewohnte Wege zum Erfolg: Während etablierte Spieler wie Halil Altintop, Gerald Asamoah, Levan Kobiashvili oder Vicente Sanchez die meiste Zeit auf der Bank sitzen, zaubert der Hexer immer wieder neue Talente aus dem Hut. Auch gegen Gladbach? Und noch etwas macht Magath anders. Der Trainings-Fanatiker benutzt zwar keinen Laktattest, um die Fitness seine Spieler zu testen, aber er lässt sie über Silvester trainieren. Nur acht Tage bekommen die Schalke-Profis in diesem Jahr frei, am 28. Dezember beginnt die Vorbereitung auf die Rückrunde. So purzeln die Weihnachtskilos auf Schalke besonders schnell.Foto: Getty

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Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart, Sonntag 15.30 UhrWer hätte nach der wochenlangen Depression im Schwabenland jemals gedacht, dass ausgerechnet der VfB Stuttgart vor dem letzten Champions-League-Spieltag von allen deutschen Teams die besten Chancen aufs Weiterkommen hat? Während die Bayern in Turin Heldentaten vollbringen müssen und Wolfsburg gegen keinen Geringeren als Manchester United zu bestehen hat, steht der VfB gegen den rumänischen Meister Urziceni wohl vor der leichtesten Aufgabe.Zu verdanken hat Markus Babbels Team das auch Zdravko Kuzmanovic, der in Sevilla und Glasgow traf. Gegen Tabellenführer Leverkusen fehlt der Serbe gesperrt, was für die Stuttgarter gegenwärtig mindestens so tragisch ist wie die Torflaute ihrer Stürmer Cacau und Pogrebnjak (zusammen drei Saisontreffer). Und Leverkusen? Mehr Selbstvertrauen geht wohl nicht, und besseren Fußball spielt außer Werder Bremen seit Wochen auch niemand. Und bald stürmt neben Topscorer Stefan Kießling (Bild) auch wieder Patrick Helmes - keine allzu schlechten Aussichten.Foto: dpa

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Hannover 96 - FC Bayern München, Sonntag 17.30 UhrNach dem 1:0-Sieg gegen Maccabi Haifa frohlockten nicht nur die Bayern-Verantwortlichen, sondern jubelten auch die Fans auf den Rängen, was das Zeug hält. Auch wenn die Münchner noch lange nicht die K.o.-Runde in der Champions League erreicht haben, am 8. Dezember folgt das erste echte Endspiel der Saison gegen Juventus Turin. Doch bis dahin müssen die Bayern erst noch in der Liga beweisen, dass der Sieg gegen die Israelis wirklich der erhoffte Befreiungsschlag und nicht nur ein kleiner Schubser in Richtung Befreiung war.Dazu haben sie gegen Hannover 96 die erste Chance, die auch Louis van Gaal unbedingt nutzen muss, um nicht doch noch vor der Winterpause seinen Job zu verlieren. Denn eines ist klar: Solange der FC Bayern in der Liga hinter Mainz 05 steht, kehrt kein Frieden an der Säbenerstraße ein - und das ganz unabhängig davon, ob der neue van Gaal-Rivale Nummer eins, Luca Toni, dabei ist oder nicht.Foto: dpa

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