Bundesliga-Prognose:Für Bayern wird es knapp

Lesezeit: 6 min

Mats Hummels muss man sich erst einmal holen können: Der neue Innenverteidiger hat mit dem FC Bayern die besten Chancen auf den Titel. (Foto: REUTERS)

Der FC Bayern wird nicht jünger, Leverkusen dafür immer stärker, für Leipzig sind die Erwartungen zu hoch: Was von den Bundesliga-Teams in der neuen Saison zu erwarten ist - Teil eins unserer Prognose.

Von Martin Schneider

Wird der FC Bayern schon wieder Meister? Wie stark präsentiert sich Aufsteiger RB Leipzig? Und schafft der SV Darmstadt noch einmal ein Wunder? Was von den Mannschaften der Fußball-Bundesliga in der neuen Saison zu erwarten ist - Teil eins der Prognose.

FC Bayern München

Das spricht für Bayern: Der Kader. Mats Hummels und Renato Sanches muss man sich erst einmal holen können, um eine Mannschaft, die die gesamte Liga dominiert, noch einmal zu verstärken. Vergangenes Jahr kickte das Team die halbe Saison ohne Innenverteidigung. Jetzt stehen da mit Boateng und Hummels zwei Spielmacher in der Abwehr. Und Manuel Neuer dahinter. Neu-Trainer Carlo Ancelotti wird seiner Mannschaft mehr Freiheiten lassen.

Das spricht gegen Bayern: Ancelotti kann keine Meisterschaften. Er hat in seiner Karriere genauso viele nationale Titel wie Champions-League-Titel gewonnen (drei). Er wird sich nicht wie Pep Guardiola akribisch auf Darmstadt und Ingolstadt vorbereiten. Älter geworden sind zudem: Franck Ribéry, 33, Arjen Robben, 32, Xabi Alonso, 34 und Philipp Lahm, 32.

Interessantester Spieler: Arturo Vidal. Wird eine wichtigere Rolle einnehmen müssen, weil Xabi Alonso nicht auf ewig der Spielsortierer im Mittelfeld sein kann und Thiago auf hohem Niveau mit sich selbst kämpft. Muss also so spielen wie der Vidal der Rückrunde 2015/2016, nicht wie der Vidal der Hinrunde.

Prognose in einem Satz: Klappt wieder, wird aber knapper.

Bayer Leverkusen

Das spricht für Bayer: Bayer hat keinen Total-Umbruch wie der BVB hinter sich, sie haben die Mannschaft gehalten und mit Kevin Volland, Julian Baumgartlinger und Danny da Costa starke Zugänge. Auch quasi neu: der Chilene Charles Aranguiz, der fast die komplette vergangene Saison ausfiel. Bessere Spieler bedeuten eine bessere Mannschaft. Und schon der Schlussspurt der vergangenen Saison mit acht Siegen aus neun Spielen war beeindruckend.

Das spricht gegen Bayer: Roger Schmidt ist mit seinem radikalen Pressing ein stilbildender Trainer - aber sein kindisches Verhalten in der vergangenen Saison, als er sich weigerte, auf die Tribüne zu gehen, schwächte die Mannschaft. Zudem muss für sein System der Balleroberung der Gegner den Ball haben. Wenn sich Mannschaften dem verweigern, und Leverkusen den Ball geben, muss seine Mannschaft spielerische Lösungen finden.

Interessantester Spieler: Julian Brandt. Zusammen mit Jonathan Tah dir größten Talente, man erwartet von beiden, dass sie in dieser Saison den berühmten nächsten Schritt machen. Waren schon im erweiterten Kader für die EM und müssen nun zeigen, dass sie sich auf absehbare Zeit in der Nationalmannschaft etablieren können.

Prognose in einem Satz: Leverkusen spielt auf Augenhöhe mit Dortmund und vielleicht sogar Bayern.

Borussia Dortmund
:André Schürrle fühlt sich wohl - trotz zweier "Auffahrunfälle"

Der Nationalspieler deutet beim BVB an, dass die Offensive mit ihm noch unberechenbarer wird - auch wenn er bereits mit vier Stichen genäht werden musste.

Von Johannes Aumüller

Borussia Mönchengladbach

Das spricht für Gladbach: Eine gleichbleibend starke Mannschaft. Über die Flügel hatte die Borussia mit Ibrahima Traoré, Thorgan Hazard, Fabian Johnson und Oscar Wendt enorme Qualität, wenn in diesem Jahr André Hahn und Patrick Herrmann fit bleiben, würde das nochmal für einen Schub sorgen. Rückkehrer Christoph Kramer hat sich in Gladbach eh viel wohler gefühlt als in Leverkusen.

Das spricht gegen Gladbach: Mit Granit Xhaka ist die alles dominierende Figur im Mittelfeld weg. Nur Xabi Alonso spielte mehr Pässe als der Schweizer, der jetzt für Arsenal aufläuft. Ihn muss Christoph Kramer ersetzen. In der Abwehr muss Jannick Vestergaard zeigen, dass er auf höherem Niveau spielen kann.

Interessantester Spieler: Mahmoud Dahoud. Hat in der vergangenen Saison schon angedeutet, wie viel Potential in ihm steckt. Ein Ballfänger und Techniker auf hohem Niveau und auch erst 20 Jahre alt. Sieht manchmal Pässe kommen, bevor der Gegner selbst weiß, dass er sie spielen wird.

Prognose in einem Satz: Schalke ist diesmal besser.

TSG Hoffenheim

Das spricht für die TSG: Hauptsächlich Julian Nagelsmann. Der Trainer, der Hoffenheim im Februar als jüngster hauptamtlicher Übungsleiter eines Bundesligisten übernahm, hat die Mannschaft souverän aus den Abstiegsrängen herausgeführt. Zur neuen Saison hat er eine klar verstärkte Mannschaft mit interessanten Spielern und vielen Möglichkeiten zur Verfügung.

Das spricht gegen die TSG: Der Klub hat es in den vergangenen Spielzeiten noch immer geschafft, die Erwartungen zu enttäuschen. Wie Sandro Wagner sich in das komplexe Spiel von Julian Nagelsmann einfügen wird, ist eine große Frage.

Interessantester Spieler: Niklas Süle. Der Innenverteidiger spielte ein starkes olympisches Turnier, war im Finale gegen Brasilien der beste Deutsche auf dem Platz und verbessert sein Spiel seit Jahren kontinuierlich. Ebenfalls stark gegen Ende der vergangenen Saison: Nadiem Amiri auf der Achter-Position.

Prognose in einem Satz: Nagelsmann macht erstmal weiter wie bisher.

Fußball
:Bundesliga-Tickets: Gar nicht mal so teuer

Was kostet die Bundesliga? Jahr für Jahr ein bisschen mehr - aber längst nicht so viel wie die Premier League. Ein Überblick der deutschen Vereine und ihrer Dauerkartenpreise.

Von Jan Geißler

RB Leipzig

Das spricht für RB Leipzig: Die Qualität des Kaders und die Möglichkeiten, diese Qualität noch weiter zu steigern. Mit Timo Werner und Naby Keita hat der Klub mithilfe des omnipotenten Sponsors Spieler geholt, die sonst kein anderer Aufsteiger bekommen hätte. Der Klub spricht von weiteren Verpflichtungen. Geld ist ja da.

Das spricht gegen RB Leipzig: Trainer Ralph Hasenhüttl muss damit leben, dass mit Ralf Rangnick ständig einer im Klub herumgeistert, der das Team zum Aufstieg geführt hat. Das radikal-fiese Pressing, das Hasenhüttl in Ingolstadt gespielt hat, wird ein vollbesetztes Zentralstadion kaum akzeptieren. Die Erwartungen sind hoch.

Interessantester Spieler: Lukas Klostermann ist U21-Nationalspieler. Und er ist Außenverteidiger. Im DFB-Trikot. Eine Kombination, die seit den Tagen von Philipp Lahm so selten ist wie eine positive Meldung zur Fifa. Schneller Spieler, technisch stark. Könnte positionsbedingt schneller bei Joachim Löw landen, als er selbst denkt.

Prognose in einem Satz: Für mehr als einen einstelligen Tabellenplatz reicht es noch nicht.

Borussia Mönchengladbach
:Vernunftehe mit verbesserter Perspektive

André Schubert galt bei Gladbach als Übergangstrainer. Nun profitiert er davon, dass er sein altes Image ablegen konnte.

Von Ulrich Hartmann

SC Freiburg

Das spricht für den SC: Christian Streich ist wieder in der Bundesliga und er hat wieder eine typische Freiburger Mannschaft zusammengestellt. In Branchenkreisen ist "Freiburg" ja durchaus ein Qualitätsmerkmal. Vincenzo Grifo und Maximillian Philipp sind die Talente in der Offensive, Nils Petersen ist trotz Maracanã-Fehlschuss ein Stürmer von gehobenem Bundesliga-Niveau und auch im Rest des Kaders tummeln sich Talente, die bald vermutlich teuer weggekauft werden.

Das spricht gegen den SC: Was immer gegen den SC Freiburg spricht: Es muss alles klappen, dann bleibt man in der Liga. Wenn irgendetwas schiefgeht, sich Verletzungen häufen oder man wie in der Abstiegssaison eine Kombination aus Pech und Abschlussschwäche hat, steigt der Klub ab.

Interessantester Spieler: Vincenzo Grifo war vergangenes Jahr einer der besten Spieler der zweiten Liga. Der Italiener ist schnell, technisch stark und mit einem erstaunlichen linken Fuß ausgestattet.

Prognose in einem Satz: Christian Streich macht das schon.

Hertha BSC

Das spricht für die Hertha: Ein Kader, der vergangenes Jahr lange auf Platz drei stand und der ja immer noch quasi unverändert in Berlin zusammen ist, kann nicht so schlecht sein, oder? Die Hertha musste keinen Weggang verkraften und besitzt in Salomon Kalou und Vedad Ibisevic eines der besseren Sturmduos der Liga.

Das spricht gegen die Hertha: Der Trend. Nach der überraschend erfolgreichen Hinrunde ging es stetig nach unten. In der Rückrunden-Tabelle ist Hertha Drittletzter, dazu kommen das frühe Aus in der Europa League bei Bröndby Kopenhagen und das Fast-Aus im DFB-Pokal bei Jahn Regensburg.

Interessantester Spieler: Vladimir Darida, der Dauerläufer der Liga. Kein Spieler schrubbt mehr Meter auf dem Platz als der Tscheche. Auch von ihm hängt es ab, ob die beiden Stürmer Ibisevic und Kalou die Bälle bekommen, die sie zu letzt immer seltener gesehen haben.

Prognose in einem Satz: Nicht schlecht genug für einen Abstiegsplatz.

Bundesliga
:Er holte Meisterschaft - und Pokal aaaauuuuuch

Mit Dantes Abschied Richtung Nizza verliert die Bundesliga ihren bestgelaunten Profi und coolsten Typen. Zu seinem Erbe zählen Haare, Gesang und Titel - nur mit Guardiola klappte es nicht.

Von Jonas Beckenkamp

Eintracht Frankfurt

Das spricht für die Eintracht: Nach der erfolgreichen Relegation ist die Eintracht noch in der Liga. Trainer Niko Kovac hat es geschafft, mit einer Mannschaft, die zu seiner Übernahme vielleicht die schlechtesten Karten hatte, in der Klasse zu bleiben. Ansonsten: Unter den zahlreichen Leihspielern wird sich wohl ein Talent finden, das einschlägt und die entstandenen Lücken schließt.

Das spricht gegen die Eintracht: Man fragt sich: Wer soll das Spiel in Frankfurt machen? Nach dem Weggang von Stefan Aigner und dem Kreuzbandriss von Marc Stendera bleibt im Prinzip nur Szabolcs Huszti mit seinen 33 Jahren. In der Abwehr ist die Kante Carlos Zambrano gegangen, Marco Russ fällt nach seiner Krebserkrankung ebenfalls länger aus. Wegen des Verhaltens einiger Fans drohen dem Verein bald härtere Strafen als nur eine Blocksperre.

Interessantester Spieler: Alex Meier. Immer noch. Die Eintracht ist so ungefährlich vor dem Tor, dass sie sich immer noch auf die Momente ihres Torschützenkönigs verlassen muss. Und das, obwohl neben ihm mit in Castaignos, Haris Seferovic und nun Branimir Hrogota eigentlich gute Leute stehen.

Prognose: Doppelrelegation haben andere auch schon geschafft.

DFB-Pokal
:"Seid ihr denn des Wahnsinns?"

Beim Pokalspiel in Magdeburg sorgen die berüchtigten Ultras von Eintracht Frankfurt für Zwischenfälle. Wieder einmal finden die Funktionäre danach keine klaren Worte.

Von Johannes Aumüller und Javier Cáceres

SV Darmstadt 98

Was spricht für Darmstadt 98: Sie haben nichts zu verlieren. Fast jeder rechnet damit, dass der Klub als 18. in die zweite Liga geht.

Das spricht gegen Darmstadt: Sie haben ihren Trainer Dirk Schuster und Leistungsträger wie Konstantin Rausch, Torwart Christian Mathenia und Sandro Wagner verloren. Schon mit diesem Quartett hätte es ein mittelschweres Wunder gebraucht, um den Klub in der Klasse zu halten. Der prägende Hoch-und-weit-Stil wird so unter Neu-Trainer Norbert Meier nicht mehr gespielt.

Interessantester Spieler: Laszlo Kleinheisler hat bei der EM für Ungarn ein paar schöne Drehungen und Dribblings gezeigt. Auch Stürmer Antonio Colak könnte eine Überraschung werden.

Prognose in einem Satz: Ein Abstieg wäre jetzt auch kein Weltuntergang.

Lesen Sie Teil zwei unserer Prognose morgen - dann mit Borussia Dortmund und acht weiteren Klubs

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: