Bayern besiegt Juventus 2:0:Mit seriösem Wunschergebnis nach Turin

Lesezeit: 3 min

David Alaba trifft zum 1:0 nach 26 Sekunden (Foto: imago sportfotodienst)

David Alaba trifft nach 26 Sekunden, Gianluigi Buffon patzt - der FC Bayern München schlägt Juventus Turin im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League verdient mit 2:0. Vor allem in der ersten Halbzeit vergeben die Münchner eine Vielzahl an Chancen. Nur für Toni Kroos ist es ein trauriger Abend.

Es war der 7. März 1964, als der TSV 1860 München gegen den Hamburger SV mit 9:2 gewann, und es war der 30. März 2013, als der FC Bayern München dieses fabulöse Resultat gegen den HSV in München wiederholte. Aber am Dienstagabend, 20.45 Uhr, fühlte es sich so an, als seien beide Ereignisse ungefähr gleichlang her. Was zählte die Episode aus dem schnöden Ligaalltag schon noch angesichts des Champions-League-Viertelfinals der Bayern gegen Juventus Turin? 26 Sekunden nach dem Anstoß schien es dann aber kurzzeitig so, als sei das Torfestival einfach nur für drei Tage unterbrochen gewesen - David Alaba traf mit einem abgefälschten Flatterschuss aus rund 30 Metern.

So hamburgmäßig ging es naturgemäß dann nicht mehr weiter; doch der seriöse und hochverdiente 2:0-Sieg ist für die Münchner auch eine prima Ausgangslage für das Rückspiel. Beziehungsweise "ein Wunschergebnis", wie der regelrecht begeisterte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte: "Die ganze Mannschaft hat großartig gearbeitet und auch großartig Fußball gespielt", sagte Rummenigge. "Es war vielleicht das beste Champions-League-Spiel dieser Saison." Trainer Jupp Heynckes fand den Auftritt ebenfalls "fußballerisch überragend".

Stimmen zur Champions League
:"Wir sind noch nicht tot"

Bastian Schweinsteiger hadert mit den ungenutzten Torchancen gegen Juventus Turin, Thomas Müller sieht darin aber auch einen Vorteil. Juve-Verteidiger Giorgio Chiellini hat den Einzug ins Halbfinale noch nicht abgeschrieben. Die Stimmen zur Champions League.

Wie erwartet hatte auch die Startaufstellung nicht viel mit dem Kantersieg vom Wochenende zu tun. Vier-Tore-Mann Claudio Pizarro? Draußen! "Wir sind ja in der glücklichen Lage, nicht nur einen Torjäger zu haben, sondern drei", hatte Heynckes erläutert. Von diesen spielte Mario Mandzukic. Doppel-Torschütze Arjen Robben? Draußen für Thomas Müller.

"Wenn ein Spieler einen Vertrag beim FC Bayern unterschreibt, hat er keine Garantie, 34 Spiele zu machen", hatte Heynckes Robbens Anmerkung gekontert, er persönlich wüsste, was er zu tun hätte, wenn er Trainer wäre. Xherdan Shaqiri? Auch draußen (Erläuterungen des Trainers dazu wurden nicht nachgefragt). Javier Martínez? Gelbgesperrt draußen, Luíz Gustavo rückte ins defensive Mittelfeld, links verteidigte Alaba. Und Innenverteidiger Jérôme Boateng? Draußen - für Daniel van Buyten.

Das prompte 1:0 durch Alaba entzückte die Fans, aber weniger die Statistiker. Es war bloß das neuntschnellste Tor, das je in der Champions League geschossen wurde - und auch "nur" das zweitschnellste des FC Bayern. Der Rekord von Roy Makaay, der einst am 7. März 2007 nach 10,12 Sekunden beim 2:1 gegen Real Madrid traf, hat Bestand. Nach Alabas Blitztreffer bestimmten zunächst die Turiner die Partie und kamen durch einen Freistoß von Andrea Pirlo übers Tor (12.) sowie einen Schuss von Arturo Vidal, der sich gegen Bastian Schweinsteiger durchgesetzt hatte (13.), zu ihren ersten Gelegenheiten.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Abstaubernäschen gegen Hotzenplotz

David Alaba fühlt sich als Traumtorschütze vom Dienst, Thomas Müller profitiert vom richtigen Riecher und Arjen Robben gibt den Spielbeschleuniger. Nur Toni Kroos kann eine offene Rechnung nicht begleichen. Der FC Bayern beim 2:0 gegen Juventus Turin in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Claudio Catuogno

Nach einer Viertelstunde zog sich Toni Kroos ohne Fremdeinwirkung eine schwere Verletzung zu; ein doppelter Muskelbündelriss wurde diagnostiziert, Kroos wird etliche Wochen ausfallen. Für ihn kam Robben, der wohl zeigen wollte, dass er als Trainer die richtige Entscheidung getroffen hätte - indem er umgehend Alarm machte.

Juventus Turin in der Einzelkritik
:Des Bärtigen Zähmung

Spielmacher Andrea Pirlo hat beim garstigen Bayern-Pressing überhaupt nichts zu lachen, Arturo Vidal macht sich mit einigen rüden Fouls keine Freunde und ist trotzdem der stärkste Turiner. Fabio Quagliarella verliert vorne fast jeden Ball. Juventus Turin beim 0:2 gegen Bayern München in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Die Bayern waren nun plötzlich deutlich überlegen und stellten die Defensive der Italiener in schöner Regelmäßigkeit vor Rätsel. Nachdem Andrea Barzagli eine Hereingabe von Ribéry direkt vor Robbens Füße abgewehrt hatte, zwang der Niederländer Juve-Torwart Gianluigi Buffon zu einer Parade (18.). Dann schoss Mandzukic auf Zuspiel von Ribéry knapp links vorbei (20.). Nach einem Konter holte Robben einen Eckstoß heraus, Dante köpfelte übers Tor (24.). Und als sich Müller auf der rechten Seite durchgesetzt und den Ball zurückgelegt hatte, schoss Robben aus zehn Metern knapp rechts am Tor vorbei (33.).

Nachdem die Münchner ihre Gelegenheiten vergeben hatten, kam Juventus kurz vor der Pause noch zur Ausgleichsmöglichkeit. Wenig überraschend passierte das nach einem Eckstoß - aus den vergangenen drei Pflichtspielen der Bayern standen ja vier Eckball-Gegentore zu Buche. Alessandro Matri versäumte es allerdings, ein weiteres hinzuzufügen - sein Kopfball flog knapp über die Querlatte.

In der zweiten Spielhälfte kamen die Bayern gegen die dicht gestaffelten Turiner zunächst kaum noch zu Chancen - aber plötzlich doch zum 2:0: Buffon, der schon beim ersten Gegentor unglücklich ausgesehen hatte - sich da aber noch darauf berufen durfte, dass der Ball tückisch abgefälscht worden war -, patzte diesmal schlimm. Er ließ einen Distanzschuss von Luíz Gustavo abprallen, so dass Mandzukic den Ball nur zu Müller spielen musste, der ihn ins Tor schob (63.).

Nach dem zweiten Gegentor besann sich Juventus darauf, dass es möglicherweise hilfreich wäre, selbst ein Tor zu schießen. In Mirko Vucinic und Sebastian Giovinco kamen zwei neue Angreifer, und Vidal prüfte unmittelbar hintereinander zweimal Manuel Neuer im Bayern-Tor (69.). Der ehemalige Leverkusener war der herausragende Spieler der Turiner, wird ihnen im Rückspiel aber ebenso wie der Schweizer Nationalspieler Stephan Lichtsteiner gelbgesperrt fehlen.

Ans Rückspiel dachte auch schon FCB-Kapitän Philipp Lahm: "Es war eine gute Leistung gegen eine gute Mannschaft, aber wir müssen in einer Woche noch einmal genau die gleiche Leistung abrufen." Bastian Schweinsteiger war mit dem Resultat nicht so ganz zufrieden: "Mein Gefühl sagt mir, wir hätten ein Tor mehr machen müssen."

Insgesamt waren Turins Bemühungen um ein Anschlusstor allerdings recht ungefährlich. So gab es nur noch einen Aufreger - den Schiedsrichter Mark Clattenburg (England) aber nicht mitbekam. Er übersah Ribérys ziemlich brutalen Tritt von hinten in die Wade von Vidal (84.).

Stimmen zur Champions League
:"Wir sind noch nicht tot"

Bastian Schweinsteiger hadert mit den ungenutzten Torchancen gegen Juventus Turin, Thomas Müller sieht darin aber auch einen Vorteil. Juve-Verteidiger Giorgio Chiellini hat den Einzug ins Halbfinale noch nicht abgeschrieben. Die Stimmen zur Champions League.

Statistiken zum Durchklicken

© SZ vom 03.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: