Juventus Turin in der Einzelkritik:Des Bärtigen Zähmung

Spielmacher Andrea Pirlo hat beim garstigen Bayern-Pressing überhaupt nichts zu lachen, Arturo Vidal macht sich mit einigen rüden Fouls keine Freunde und ist trotzdem der stärkste Turiner. Fabio Quagliarella verliert vorne fast jeden Ball. Juventus Turin beim 0:2 gegen Bayern München in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Gianluigi Buffon

Juventus' goalkeeper Buffon recieves a goal by Bayern Munich's Alaba during their Champions League quarter-final first leg soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Spielmacher Andrea Pirlo hat gegen das garstige Bayern-Pressing überhaupt nichts zu lachen, Arturo Vidal macht sich mit einigen rüden Fouls keine Freunde und ist trotzdem stärkster Turiner und Fabio Quagliarella verliert vorne fast jeden Ball. Juventus Turin beim 0:2 gegen Bayern München in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel. 

Gianluigi Buffon: Was war denn das für ein Käfer, der nach 26 Sekunden durch die kalte Münchner Nacht krabbelte? Gianluigi Buffon ist eigentlich nicht dafür bekannt, zum Käfer zu mutieren. Doch Alabas Schuss wurde von Vidal leicht abgefälscht, so dass Italiens ewige Nummer eins sehr unglücklich aussah. Dabei war er Buffon-gerecht auf den Platz gelaufen: trotz Münchner Eiseskälte in kurzen Ärmeln. Hielt dann zwei-, dreimal Buffon-haft, sah aber beim 0:2 wieder gar nicht gut aus. Den Aufsetzer von Luiz Gustavo muss ein Torwart von Weltformat zur Ecke abwehren und nicht nach vorne.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Andrea Barzagli

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Quelle: AFP

Andrea Barzagli: Unterschätzter Teil der Meistermannschaft des VfL Wolfsburg 2009. Geriet anschließend wie sein Klub ins Schlingern, zeigt aber bei Juventus wieder, was er kann. In München aber Teil einer Abwehr-Dreier-Kette, die phasenweise böse überrannt wurde. Wurde in der ersten Halbzeit zunehmend wütend, schubste, kratzte, biss womöglich. Bisweilen half der Einsatz sogar, war einige Male die letzte Rettung der Juve.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Leonardo Bonucci

FC Bayern München - Juventus Turin

Quelle: dpa

Leonardo Bonucci: Oje, und gegen diese Innenverteidigung um Leonardo Bonucci hatte die deutsche Nationalmannschaft praktisch keine Chance im EM-Halbfinale. Das kann man nach diesem Dienstagabend kaum mehr glauben. Bonucci machte sich zwar als Rammbock und Ringkämpfer verdient, stellte sich so gut er konnte in den Weg. Konnte aber die schnellen Bayern-Stürmer kaum unter Kontrolle bringen. Wobei: wer kann das schon? Hatte arge Probleme mit dem Münchner Pressing, spielte einige wirre Fehlpässe.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Giorgio Chiellini

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Quelle: AFP

Giorgio Chiellini: Der staksige Giorgio Chiellini gegen den listigen und wendigen Thomas Müller? Ein Mismatch würde man im Basketball sagen. Doch es kam noch schlimmer: Der staksige Chiellini musste schon bald gegen den sprintenden Tänzer Robben antreten, was ihn endgültig überfordern musste. Eigentlich. Doch Chiellini zeigte sich renitent und gewann seltsamerweise viele Zweikämpfe. Noch einer der besseren Juve-Verteidiger.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Stephan Lichtsteiner

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Quelle: AFP

Stephan Lichtsteiner: Trägt den Beinamen "Forrest Gump", weil praktisch kein Fußballer auf der Welt so viel rennen kann wie Stephan Lichtsteiner. Nicht einmal ein Dortmunder. Ragte aus einer schlingernden Turiner Mannschaft vor der Pause als Aktivposten heraus. Ganz einfach, weil er so oft er konnte die rechte Seite entlang flitzte und ungefähr 24 Einwürfe und vier Eckbälle herausholte. Außerdem ein fairer Geselle: Klopfte dem verletzten Toni Kroos auf die Schultern, entschuldigte sich bei jedem Münchner, den er foulte. Hatte damit einiges zu tun. Sah in der zweiten Hälfte eine völlig unfaire gelbe Karte wegen einer angeblichen Schwalbe - und ist fürs Rückspiel gesperrt.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Arturo Vidal

Juventus' Vidal challenges Bayern Munich's Ribery during their Champions League quarter-final first leg soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Arturo Vidal: Sollte ja mal in München landen, ging aber dann nach Turin, was den Bayern-Granden überhaupt nicht gefiel. Es flogen ein paar hässliche Wörter hin und her und Arturo Vidal kündigte an, besonders motiviert zu sein. War er auch. Wirklich. Noch mehr, weil er nach 26 Sekunden den Schuss von Alaba ins Tor abfälschte. Meint man es gut mit ihm, heißt es: Er wehrte sich gegen die Münchner Übermacht mit allem, was er hatte. Teilt man die Meinung des Münchner Publikums, dann: äh, nein, das ist nicht zitierbar. Foulte in seinem Kampf einige Male rüde und bettelte förmlich darum, eine gelbe Karte zu kriegen und damit fürs Rückspiel gesperrt zu sein. Erhielt sie dann endlich wegen eines vergleichsweise läppischen Handspiels. Wurde vom Münchner Publikum bei jeder Aktion gnadenlos beschimpft und ausgepfiffen. Sogar, wenn er keine Aktion hatte. Wehrte sich aber bis zum Schluss mannhaft und war irgendwie der beste Turiner.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Andrea Pirlo

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Quelle: AFP

Andrea Pirlo: Was, schon wieder diese Antonio Krosso? Hatte der nicht schon bei der EM versucht, mich, Andrea Pirlo, zu stoppen? Haha, was hatte Andrea Pirlo damals in Warschau gelacht. Lachte diesmal wenig bis gar nicht. Wurde bei seinen Eckbällen von den Münchner Fans wüst beschimpft, hatte überraschenderweise große Probleme beim Spielaufbau gegen das Bayern-Pressing. Verursachte mehrere böse Fehlpässe und nur die heilige Madonna weiß, warum die Münchner nicht schon in der ersten Halbzeit daraus einige Tore mehr gemacht haben. Hatte er den Ball, machten die Münchner regelrecht Jagd auf ihn von allen Seiten. Es war des Bärtigen Zähmung.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Claudio Marchisio

FC Bayern München - Juventus Turin

Quelle: dpa

Claudio Marchisio: Einziges Juve-Eigengewächs auf dem Platz, gilt bereits als Nachfolger des ewigen Alessandro del Piero als Publikumsliebling. Blieb ansonsten in München den Nachweis schuldig, dass er ein Grund des dominanten Turiner Mittelfelds sein sollte. Spielte blass bis unsichtbar, half seinen Abwehrkollegen kaum im Spielaufbau. Wechselte nach 75 Minuten an den Rand des Spielfelds und entging so einer Auswechslung.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Federico Peluso

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Quelle: AFP

Federico Peluso: Erst seit Januar bei Juventus Turin, ausgeliehen von Atalanta Bergamo. Hat offenbar noch keinen guten Stand in seiner neuen Mannschaft. Erhielt gleich mehrere Rüffel während des Spiels: Bonucci beschwerte sich bei ihm oder Quagliarella. War danach wohl so eingeschüchtert, dass er zusammen mit Marchisio die unsichtbare linke Seite von Juventus besetze. Tat immerhin hinten sein Bestes gegen Müller, Robben und Lahm. Ging 20 Minuten vor Schluss vom Platz.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Fabio Quagliarella

FC Bayern Muenchen v Juventus - UEFA Champions League Quarter Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

Fabio Quagliarella: Neben Bonucci der, der den Neuling Peluso anschnauzte. Doch neben Bonucci auch der, der am schlechtesten spielte bei Juventus. Gewann keinen Zweikampf gegen Dante, und keinen gegen Van Buyten. Und auch gegen Luiz Gutavo nicht und hätte wohl auch keinen gegen Manuel Neuer gewonnen, wäre dieser mal aus dem Tor gestürmt. Weil Fabio Quagliarella praktisch alle Bälle verlor, geriet seine Mannschaft stetig unter Druck. In der 65. Spielminute ausgewechselt - viel zu spät.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Alessandro Matri

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Quelle: AFP

Alessandro Matri: Kam überraschend in die Mannschaft, die Beobachter rechneten eher mit Mirko Vucinic von Beginn an. Gab sich im Vergleich zu Sturmpartner Quagliarella immerhin Mühe. Versuchte wenigstens, die Bayern-Abwehr irgendwie zu beunruhigen - was ihm allerdings nicht gelang. Wurde er angespielt, sprang ihm der Ball bisweilen so weit weg, als hätte er das Bällestoppen mit Alberto Tomba in Skischuhen gelernt. Gilt als Strafraumstürmer, doch in den Strafraum kamen die Turnier praktisch nie, insofern eine Fehlbesetzung.

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Juventus Turin in der Einzelkritik:Einwechselspieler: Mirko Vucinic, Sebastian Giovinco und Paul Pogba

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Quelle: AFP

Mirko Vucinic: Man hätte Juventus von Beginn an einen solchen Stürmer gewünscht. Einen, der es mit Dante und Van Buyten aufnehmen kann, zumindest körperlich. Fiel gleich positiv auf, als er nach 65 Minuten auf das Spielfeld kam, indem er schlicht einen Ball verteidigte und zum Mitspieler weiterleitete. Das hatten Quagliarella und Matri zuvor nicht ein Mal geschafft.

Sebastian Giovinco: Zum großen, stämmigen Vucinic gesellte sich gleich der kleine, wuselige Giovinco. Doch es war nicht der Tag für kleine, wuselige Techniker.

Paul Pogba: Sollte irgendwie im Mittelfeld die bereits entnervten Pirlo, Vidal und Marchisio unterstützen. Versuchte das mit einer Geschwindigkeit, die bereits Pirlo und vor allem Marchisio zum Verhängnis geworden waren: viel zu langsam. Hielt den Ball so lange, bis von hinten Mandzukic, Müller oder Robben angerauscht kamen und verlor so wieder den Ball.

(Archivbild)

© SZ.de/ska
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