Bergsteigen mit Kindern:Wandern ohne jammern

Mit diesen Spielen und Tipps kommen Eltern und Kinder ans höchste Ziel - ohne die Frage: Wann sind wir endlich da?

Von Katja Schnitzler

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Wanderer vor schneebedeckten Gipfeln

Quelle: dpa

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Eine Wanderung mit Kindern ist kein Spaziergang. Das sollte sie auch besser nicht sein, denn Spazierengehen auf breiten, gemütlichen Forstwegen mit leichter Steigung finden die meisten Kinder langweilig. Und allein deshalb schon anstrengend. Schließlich lenkt kaum etwas davon ab, dass sie Schritt um Schritt um Schritt machen müssen. Da wird schon nach den ersten hundert Metern hoffnungsvoll beim Anblick eines halb verfallenen Heustadels gefragt: Ist das die Almhütte?

Baum-Fahrradtour durch das Miesbacher Land, 2010

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Ganz anders sieht es bei schmalen Steigen aus, die ja nicht unbedingt direkt am Abgrund verlaufen müssen: Ein Pfad durch einen verwunschenen Wald, bei dem Wurzeln wie Treppenstufen wirken, und der idealerweise noch an einem Bach vorbeiführt, an dem eine erfrischende Spielpause eingelegt werden kann - das macht aus nörgelnden Laufmuffeln begeisterte Nachwuchs-Wanderer. Erst recht, wenn noch andere Kinder mitmarschieren und regelmäßig Nahrungsmittel gereicht werden.

Drohen die jungen Bergsteiger doch in ein Motivationsloch abzurutschen, helfen die Spiele und Tipps auf den folgenden Seiten weiter:

Im Bild: Wasserfall im Josephstal am Schliersee

Pilger in Santiago de Compostela, 2004

Quelle: REUTERS

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Wanderstöcke

Unterwegs sucht sich jedes Kind einen passenden Ast für die Wanderung, damit werden schon mal die ersten Meter überwunden. Damit die Freude beim Gehen am Stock nicht nach fünf Minuten nachlässt, haben die Eltern vielleicht ein Schnitzmesser und bunte Bänder eingepackt. In einer Pause wird der Wanderstock verziert und umwickelt. Vielleicht ist es doch ein Zauberstab, den der Hexer der Berge auf dem Weg zum Gipfel vergessen hat?

Oder die Eltern können auf dem Weg Punkte ausmachen, an denen das nächste Stoffband um den Stock gewickelt wird: Wenn der Bach erreicht, wenn die Kuhweide überwunden, wenn die Alm gesichtet ist - und die Gipfelfahne kommt zum Schluss.

Weitwanderer: ein junger Pilger mit Stab in Santiago de Compostela

Austria Salzburg Family walking on mountains at Altenmarkt Zauchensee model released PUBLICATIONxI

Quelle: imago/Westend61

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Die richtige Ausrüstung

Kinder gehen schneller voran, wenn sie Aufgaben übertragen bekommen und gerade fast platzen vor Stolz: Weil sie das Fernglas tragen dürfen, weil sie die Karte lesen oder die nächste Wegmarkierung suchen sollen. Auch ein Kompass erleichtert die Wanderung, auch wenn man ihn für das Einhalten der Route nicht benötigt. Das muss man den Kindern ja nicht verraten. Auch Utensilien wie Funkgeräte oder Seile, die etwa zum Ponyspielen dringend benötigt werden, lassen schwere Beine vergessen.

Albula Graubünden Engadin Schweiz Heidi

Quelle: dpa-tmn

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Foto-Rallye

Eltern können das Kind unterwegs auch Motive suchen lassen, zum Beispiel einen Felsen, der einem Gesicht ähnelt. Oder einen Heustadel, der aussieht wie von Heidis "Almöhi". Vielleicht haben auch die Ziegen vom Geißenpeter ihren großen Auftritt. Oder wenigstens ein Murmeltier-Höhlenloch?

Wanderer vor Alpenpanorama

Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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Wanderpass

Manche Regionen bieten Wanderbücher oder -pässe an: An den Hütten wird abgestempelt, was geschafft wurde, und je nach Schwierigkeitsgrad Punkte vergeben. Da viele Kinder gerne jagen und sammeln, werden mit der Aussicht auf einen weiteren Stempel ungeahnte Energiereserven freigesetzt, zum Beispiel in der Karwendel-Region. Oft gibt es auch ein kleines Geschenk für fleißige Punktesammler.

Im Bild: nahe der Kappeler Alpe bei Pfronten

Geocaching am Donnersberg

Quelle: dpa

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Geocaching

Das ist eine Schatzsuche, die auch älteren Kindern und Erwachsenen Spaß machen kann, schließlich ist moderne Satellitentechnik mit im Spiel: Mit einem GPS-Gerät macht man sich auf die Suche nach dem Cache. Hier finden Sie Informationen zum Geocaching und hier Karten der möglichen Verstecke. Man muss ja nicht gerade den Cache am schwierigen Jubiläumsgrat bei der Zugspitze auswählen, der bis 2005 wohl das höchste Versteck in Deutschland war.

Weniger riskant ist zum Beispiel die Wanderung zu uralten Ahornbäumen auf dem Warnberger Rücken nahe Garmisch-Partenkirchen. Und natürlich muss der Schatz wieder an derselben Stelle versteckt werden, für die nächsten Suchenden.

Cows stand next to a path in the Karwendel mountains on an early summer day in the western Austrian village of Absam

Quelle: REUTERS

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Tiere, Wasser, Abenteuer

Mit diesem Dreiklang sind die meisten Kinder zu begeistern. Ob zahme Tiere auf der Alm zum Streicheln, wilde Gämsen, Murmeltiere oder Adler: Die Aussicht auf tierischen Kontakt treibt viele Kinder an. Andere bekommt man mit dem Versprechen auf Wasserfälle und Gumpen zum Abkühlen und Spielen auf den Berg. Und unter "Abenteuer" fällt bei jüngeren Kindern schon, auf schmalen Brücken reißende Bäche zu überqueren - ältere Kinder wollen vielleicht einen kurzen Klettersteig erkunden (mit entsprechender Ausrüstung und Kenntnis).

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Quelle: AFP

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Bergsteiger-Latein

Jeder aus der Wandergruppe erzählt reihum eine Geschichte, entweder eine wahre aus seinem Leben oder eine frei erfundene - im letzten Fall bieten sich Wald, Berge und Gipfel als Kulisse an. Wer nicht so kreativ ist, sucht vorher Rätselgeschichten heraus: Wie kommt nur der Taucher in den Wald?

Die Variante, bekannte Lieder zu singen, kommt eher bei kleinen Kindern noch gut an. Spätestens Teenager, eher schon Grundschüler treibt der Gesang oft zu ungeahnten Höchstleistungen, um sich von den singenden Eltern abzusetzen. Die Stimmung am Ziel ist dann allerdings getrübt.

Orlando Bloom in dem Film "Herr der Ringe: Die Gefährten"

Quelle: REUTERS

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Rollenspiele

Eine gute Geschichte kann man ausbauen, indem jeder eine Rolle bekommt: Der junge Held muss auf dem Weg seinen König und natürlich die Königin vor Räubern, wilden Tieren und anderen Gefahren schützen. Und sich auf die Suche nach Heilpflanzen machen, den Zauberstein finden, der gegen Bergtrolle hilft - je nach Gemüt kann man das Abenteuer mehr oder weniger ausbauen.

Im Bild: Orlando Bloom in dem Film "Herr der Ringe: Die Gefährten"

Herzogstandseilbahn mit Walchensee, 2011

Quelle: Manfred Neubauer

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Seilbahnen

Wenn das Kind weiß, dass es den Weg nicht auch wieder herunterlaufen muss, sondern bequem hinabgondeln kann (oder umgekehrt), ist schon die Hälfte gewonnen. Tipps für Wanderungen mit der Seilbahn, von kurz und gemütlich bis zur mehrstündigen Gipfeltour, finden Sie hier.

Im Bild: Herzogstandseilbahn am Walchensee

Begeistern statt überfordern: Kinder wollen die Berge entdecken

Quelle: dpa-tmn

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Das Beste kommt zum Schluss

Selbst wenn es trotz aller Tipps und Tricks unterwegs ein paar Durchhänger gab, sollten Eltern nicht mit Lob nach der Wanderung sparen: Es soll schließlich nicht die letzte gewesen sein (bei der das Kind freiwillig mitgekommen ist).

Weitere Linktipps zum Wandern mit Kindern:

Das A-Z der Zwergsteiger: ein Glossar fürs Wandern mit Kindern

Du musst kurbeln!: das "Hexenwasser"-Areal in Tirol im Selbstversuch

Abhängen im Klettersteig: Kinder lernen viel beim gesicherten Kraxeln - ihre Eltern aber auch

"Angst um die Kinder ist wichtig": ein Interview mit Extremkletterer und Familienvater Alexander Huber

Oben auf: SZ-Autoren empfehlen Hütten für Familienausflüge

Klettern mit Königsblick: der neu eröffnete "Schützensteig" in den Berchtesgadener Alpen ist für Kinder und Einsteiger geeignet

© SZ.de/sks/rus
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