US-Präsident in Berlin:Obama: "Wenn ich Deutscher wäre, wäre ich Merkel- Anhänger"

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  • Während einer Pressekonferenz schauen der scheidende US-Präsident Obama und Bundeskanzlerin Merkel auf die vergangenen acht Jahre ihrer Zusammenarbeit zurück.
  • Beide würdigen sich gegenseitig als verlässlichen Partner.
  • Obama absolviert derzeit eine Abschiedstour durch Europa. Am Freitag werden weitere europäische Staats- und Regierungschefs in Berlin erwartet.

Viel Wehmut schwingt mit, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der scheidende US-Präsident Barack Obama in Berlin vor die Presse treten. Die Annexion der Krim, Krieg in der Ukraine, Krieg in Syrien, der Terror des "Islamischen Staat" - Merkel spult zunächst die Krisen herunter, die die beiden in den vergangenen acht Jahren miterlebt haben. Aber auch die Erfolge: Das Pariser Abkommen, die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP. Man sei durch schwierige Zeiten gegangen, sagt sie und an Obama gewandt: "Danke".

"Ich hätte mir keine standhaftere Partnerin vorstellen können", erwidert der US-Präsident. Obama nennt Merkel eine "wunderbare Freundin". Soll sie nochmal als Kanzlerkandidatin antreten? Obama will nicht direkt auf diese Frage antworten, sondern sagt: "Wenn ich Deutscher wäre, wäre ich ihr Anhänger."

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Barack Obama ist zum letzten Mal in Deutschland. Heute reisen die EU-Staats- und Regierungschefs zu Gesprächen an: Themen: Trump und der Brexit. Bilder vom Abschiedsbesuch des US-Präsidenten

Vom 20. Januar 2017 an hat es die Bundeskanzlerin mit Donald Trump als US-Präsidenten zu tun. Zur künftigen Zusammenarbeit mit Obamas Nachfolger äußert sie sich nur knapp. "Natürlich werde ich auch alles daran setzen, mit dem neugewählten Präsidenten dann gut zusammenzuarbeiten", sagt sie. Doch dessen außenpolitische Linie ist bisher unberechenbar angesichts seiner bisherigen Einlassungen zum Freihandelsabkommen TTIP und der Nato. Merkel betont die Bedeutung von TTIP. Die Globalisierung lasse sich nicht rückgängig machen. Außerdem verspricht sie, dass sich Deutschland und Europa im Rahmen des Nato-Bündnisses stärker engagieren werde. Ein erstes kleines Signal Richtung Trump.

Obama warnt den künftigen US-Präsidenten hinsichtlich des Umgangs mit Russland. Er hoffe, der neue Präsident werde nicht nur eine realpolitische Position beziehen und sagen: "Wir machen einfach Deals mit Russland, selbst wenn das jemandem schaden kann oder internationale Normen verletzt oder kleineren Ländern schadet." Vielmehr hofft Obama, dass Trump einen konstruktiven Ansatz in den Beziehungen weiterverfolge, aber zugleich bereit sei, deutlich zu machen, wenn unterschiedliche Interessen vorhanden seien.

Hollande, Rajoy und May werden in Berlin erwartet

Barack Obama absolviert derzeit seine Abschiedstournee durch Europa. Am Mittwoch traf er in Berlin ein, wo er zu einem privaten Abendessen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammenkam. Am Donnerstag erfolgte schließlich ein Treffen im Bundeskanzleramt. In Europa hat sich mit der Wahl von Obamas Nachfolger Donald Trump Unsicherheit hinsichtlich der Beziehungen zu Amerika breit gemacht. Trump hatte sich im Wahlkampf klar gegen TTIP ausgesprochen. Gleichzeitig zweifelte er die Nato an und wandte sich Russland zu.

Obama will auf seiner Reise die Sorgen vor einem außen- und sicherheitspolitischen Rückzug der Vereinigten Staaten unter Trump zerstreuen. Am Freitag kommen deswegen auch der französische Präsident François Hollande, Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sowie die britische Regierungschefin Theresa May und Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi für Gespräche nach Berlin.

Anschließend reist Obama weiter zum Treffen des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) nach Peru. Während des Gipfels in der Hauptstadt Lima will er auch zu einem bilateralen Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zusammenkommen.

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