Internationale Umfrage:Trump beschädigt Amerikas Ansehen in der Welt

Laut einer Pew-Umfrage in 37 Ländern haben nur noch 22 Prozent Vertrauen in den US-Präsidenten. Bei Vorgänger Obama lag der Wert dreimal höher. Trump wird mehrheitlich als "arrogant" und "intolerant" beschrieben.

Von Matthias Kolb

Die Zahlen sind eindeutig: In den ersten fünf Monaten seiner Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump das öffentliche Image der Vereinigten Staaten im Rest der Welt "erheblich beeinflusst". Einer aktuellen Erhebung des renommierten Pew Research Center zufolge vertrauen lediglich 22 Prozent der Befragten darauf, dass Trump in der Außen- und Sicherheitspolitik die richtigen Entscheidungen treffen werde. 74 Prozent hingegen misstrauen der Urteilsfähigkeit des Republikaners.

Auch wenn sich die Meinungsforscher in ihrer am Dienstag veröffentlichten Studie um eine zurückhaltende Sprache bemühen: Das Ansehen der USA hat fraglos schweren Schaden genommen, seit der 71-jährige Republikaner im Weißen Haus sitzt. Als der Demokrat Barack Obama Anfang 2017 das Weiße Haus verließ, äußerten sich 64 Prozent positiv über dessen Urteilsfähigkeit; nur 23 Prozent misstrauten dem US-Präsidenten. Während unter Obama noch knapp zwei Drittel der Befragten die USA positiv beurteilten, ist dieser Wert fünf Monate später auf 49 Prozent gesunken.

Das parteiunabhängige Pew Research Center ermittelt seit 2002 das globale Ansehen der USA im Rest der Welt und hat 2017 zwischen Mitte Februar und Anfang Mai in 37 Ländern insgesamt 40 447 Menschen befragt. Dramatisch ist der Vertrauensverlust in die einzige Supermacht der Welt nicht nur in der EU, sondern auch unter den direkten Nachbarn. Nur einer von 20 Mexikanern vertraut Präsident Trump, während es unter den Kanadiern immerhin noch jeder Fünfte ist.

Nur Russen und Israelis mögen Trump lieber als Obama

In immerhin zwei der 37 Staaten werden die USA nun positiver beurteilt: Israel und Russland. Laut Pew sorgte die persönliche Fehde mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sowie die Diskussion um das Nuklearabkommen mit Iran dafür, dass Obamas Popularität in Israel einbrach - Trump wird nun als größerer Fürsprecher wahrgenommen. Zudem kommt er als Person nirgends besser an: 71 Prozent der Israelis finden Trump charismatisch.

Auch in Russland war der Demokrat Obama sehr unpopulär, vor allem wegen der Sanktionen nach der Annexion der Halbinsel Krim, die Teil der Ukraine ist. Viele Russen hoffen nun darauf, dass Trump die bilateralen Beziehungen verbessern werde: Zwei Drittel der Befragten sehen ihn als "starken Führer". In manchen Regionen ist das Ansehen der USA unabhängig von Trump weiterhin sehr positiv, etwa in Vietnam (84 Prozent), den Philippinen (78) oder Südkorea (75).

Weitere wichtige Ergebnisse der Pew-Studie im Überblick

Scharfe Kritik an Mauerbau und Klimapolitik

Die Pew-Mitarbeiter haben auch ermittelt, was der Rest der Welt über Trumps wichtigste politische Vorhaben denkt. Das Urteil ist klar negativ: 76 Prozent lehnen den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko ab. Sieben von zehn Befragten kritisieren die US-Regierung dafür, dass sie sich aus globalen Klimaschutzabkommen zurückzieht - und ähnlich viele beklagen den Rückzug aus internationalen Handelsabkommen wie TPP.

62 Prozent missbilligen Trumps Ansinnen, die Einreise in die USA für Bürger aus mehrheitlich muslimischen Staaten zu begrenzen. Ein knappes Drittel unterstützt diesen "Muslim-Bann" jedoch: In Polen, Russland, Israel und Ungarn ist diese Position mehrheitsfähig.

Trumps Charakter wird negativ beschrieben

Ziemlich eindeutig fällt das Urteil über den Menschen Donald Trump aus. Aus einer Liste von positiven und negativen Eigenschaften wählten die Teilnehmer der Studie vor allem jene aus, die wenig schmeichelhaft sind: "arrogant" (75 Prozent), "intolerant" (65) und "gefährlich" (62). 55 Prozent halten den Republikaner für einen "starken Anführer", 39 Prozent finden ihn "charismatisch" und etwas mehr als ein Viertel sieht ihn als "gut qualifiziert für das Präsidentenamt" an. Nur 23 Prozent glauben, dass dem Unternehmer die Belange der "normalen Menschen" wichtig sind.

Deutschland: Auf Obama-Schwärmerei folgt Trump-Abneigung

Laut Pew ist das Empfinden der Deutschen gegenüber dem US-Präsidenten ziemlich typisch für Westeuropa. Momentan sagen nur elf Prozent der Bundesbürger, dass sie Trumps Handeln vertrauen und lediglich 35 Prozent sehen die USA positiv. Barack Obama begann 2009 mit einem Zustimmungswert von 93 Prozent und schied mit 86 Prozent aus dem Amt - nach der Aufdeckung des NSA-Abhörskandals sank seine Popularität für zwei Jahre.

In Sachen öffentlicher Abneigung schneidet Trump in Deutschland sogar noch schlechter ab als der Republikaner George W. Bush. Dieser wurde 2001 als mittelmäßig angesehen (51 Prozent Zustimmung), bevor seine Beliebtheitswerte wegen des Irakkriegs bis auf 14 Prozent zusammenschmolzen. Das höchste Ansehen unter den zehn befragten EU-Staaten haben die USA neben Italien (61 Prozent) interessanterweise in Ungarn (63) und Polen (73) - in diesen ostmitteleuropäischen Staaten beklagen die EU-Kommission und Nichtregierungsorganisationen eine Missachtung rechtsstaatlicher Prinzipien.

Weltweit viel Vertrauen in Kanzlerin Merkel

Trump schneidet auch im Vergleich mit internationalen Spitzenpolitikern schlecht ab: 74 Prozent misstrauen den außenpolitischen Fähigkeiten des US-Präsidenten. Auch wenn Russlands Präsident Wladimir Putin (27 Prozent sehen ihn positiv; 59 Prozent negativ) und Chinas Staatschef Xi Jinping (28 Prozent positiv, 53 Prozent negativ) besser bewertet werden als Trump: Sie liegen deutlich hinter Angela Merkel.

Laut Pew vertrauen 42 Prozent dem Handeln der Bundeskanzlerin, während 31 Prozent sie kritisch sehen (ein Fünftel der Befragten hat keine Meinung). Die Meinungsforscher heben zudem hervor, dass 60 Prozent der EU-Bürger Merkel positiv bewerten und dass "ihre Werte besonders stark unter politisch links Stehenden" seien, obwohl die CDU bekanntlich rechts der Mitte stehe.

Viel Zustimmung für Amerikas Kultur

Da das Image eines Landes nicht nur vom Staatschef abhängig ist, haben die Meinungsforscher von Pew zusätzliche Fragen gestellt. Die Amerikaner als solche werden von 58 Prozent der Befragten als positiv angesehen - besonders hoch sind die Werte in Asien und in Europa. Einen enormen Einfluss haben US-amerikanische Kinofilme, TV-Produktionen und Musik: Zwei Drittel der Studienteilnehmer schauen gern Netflix-Serien oder Hollywood-Filme. Allgemein gilt: Je jünger die Menschen, umso größere USA-Fans sind sie.

Trumps Einfluss wird begrenzt sein

Der Wahlsieg und die Amtsführung von Donald Trump haben deutlich gemacht, wie stark Personen weiterhin die internationale Politik beeinflussen. Die Pew-Studie (sie kann hier heruntergeladen werden) belegt deutlich, wie ein einzelner Politiker die Wahrnehmung eines Landes verändern kann: 2009 sorgte Barack Obama für einen ähnlichen Umschwung ins Positive.

Ein Hinweis der Meinungsforscher ist jedoch wichtig für die Einordnung: Die Mehrheit der Befragten rechnet nicht damit, dass sich unter Präsident Trump die bilateralen Beziehungen ihres Heimatlandes zu den USA grundlegend verändern werden.

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