Ölpest im Golf von Mexiko:US-Regierung droht BP

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Vor mehr als einem Monat ist die Bohrinsel Deepwater Horizon versunken. Immer noch strömen täglich 800.000 Liter Rohöl Öl in den Golf von Mexiko. Nun reißt der US-Regierung der Geduldsfaden und sie droht dem Ölriesen, ihm die Federführung im Kampf gegen die Ölpest aus der Hand zu nehmen.

Die US-Regierung verliert die Geduld mit dem Energiekonzern BP: US-Innenminister Ken Salazar hat dem Ölriesen damit gedroht, ihm die Federführung im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko aus der Hand zu nehmen. Er äußerte sich bei einem Besuch im amerikanischen BP-Hauptquartier in Houston (Texas) "wütend und frustriert" darüber, dass es dem Unternehmen bisher nicht gelungen ist, den Ölaustritt ins Wasser und die Umweltverseuchung zu stoppen.

Seit nunmehr 33 Tagen strömen täglich 800.000 Liter Rohöl in den Golf von Mexiko - und es ist kein Ende in Sicht. (Foto: ap)

"Wir sind am Tag 33 angelangt, und ein Termin nach dem anderen ist nicht eingehalten worden", sagte Salazar. Er bezog sich unter anderem darauf, dass BP einen ursprünglich für Sonntag geplanten Versuch zum Verschließen des Bohrlochs verschoben hat. Ein erneuter Versuch, den anhaltenden Ölstrom ins Wasser zu stoppen, soll nach Angaben von BP-Geschäftsführer Bob Dudley jetzt am Dienstagabend oder am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) beginnen. Dabei soll das Bohrloch durch den Beschuss mit einer schweren Schlamm-Masse geschlossen werden.

Ursprünglich wollte BP das Manöver bereits am Sonntag starten, aber nach Angaben des Unternehmens dauern die Vorbereitungen länger als gedacht, weil die Aktion so kompliziert ist. Klappt sie nicht, will das Unternehmen die sprudelnde Ölquelle zum Verstopfen mit Golfbällen und Gummiteilen bombardieren. Danach gebe es noch andere Möglichkeiten, sagte Dudley dem Sender CNN. "Alle von uns bei BP versuchen, das Problem zu lösen", sagte der Geschäftsführer. Niemand sei wegen der Ölpest "mehr am Boden zerstört".

Am Wochenende waren Roboter am Meeresgrund in 1500 Meter Tiefe dabei, Ausrüstung für das als "Top Kill" bezeichnete Schlamm- Bombardement in Position zu bringen. Beginnt es schließlich, wird es nach Medienberichten mindestens eine Woche dauern, bis man weiß, ob die geplante Methode das Loch tatsächlich verschließt. In die Operation sind drei große Schiffe und 16 Unterwasser-Roboter eingebunden. Das Öl sprudelt hauptsächlich aus einem Steigrohr, das beim Versinken der Bohrinsel abgerissen wurde.

Kein Vertrauen zu BP

Bislang hat das Ölleck den Konzern 760 Millionen US-Dollar gekostet. Darin eingeschlossen seien unter anderem die ersten Maßnahmen zur Schließung des Öllecks sowie erste Schadenersatzforderungen und Zuwendungen an die Golfsstaaten, teilte BP mit. Es sei aber zu früh, um die Kosten abschließend zu beziffern.

Zum Wochenbeginn erwarten Experten insbesondere eine massive Verseuchung von Buchten und Stränden westlich des Mississippi. BP-Geschäftsführer Bob Dudley räumte am Sonntag erstmals ein, dass die Ölpest "katastrophal" sei. Salazar sagte, er zweifele zwar nicht daran, dass BP alles zur Lösung des Problems tue. Aber "habe ich Vertrauen darin, dass sie genau wissen, was sie tun? Nein."

Wenn die Regierung herausfinde, dass BP "nicht tut, was es tun sollte, dann werden wir sie entsprechend beiseiteschieben, und wir werden uns darum kümmern, dass alles getan wird, um die Menschen und die ökologischen Werte an der Golfküste zu schützen", zitierte der Sender CNN den Minister. Am heutigen Montag wird sich Salazar zusammen mit Heimatschutzministerin Janet Napolitano erneut im Katastrophengebiet aufhalten: US-Präsident Barack Obama will, dass beide direkt vor Ort Druck auf BP ausüben.

Ausgelöst wurde die Katastrophe durch das Versinken der von BP geleasten Bohrinsel Deepwater Horizon am 22. April nach einer vorausgegangenen Explosion. Seitdem sprudeln jeden Tag 800.000 Liter Rohöl in den Golf von Mexiko.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/juwe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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