Die Raiffeisenbank Tölzer Land schließt ihre Geschäftsstellen in der Jachenau, in Deining und Lochen. Damit reagiere die Bank auf die veränderten Gewohnheiten ihrer Kunden, die verstärkt Online-Banking oder telefonische Beratung in Anspruch nähmen, sagt Vorstandsvorsitzender Hansjörg Hegele. Dennoch wolle die Raiffeisenbank "näher an den Menschen dran bleiben": Von August an bietet sie im Landkreis einen Bargeld-Lieferservice an - speziell für Senioren.
Dieser Lieferservice ist kostenlos für die Kunden der Raiffeisenbank Tölzer Land. Der Mindestbestellwert beträgt 50 Euro. Ein Anruf genügt, und binnen 48 Stunden wird den Kunden das Bargeld von einem Boten nach Hause gebracht. Mit diesem Service ist die Raiffeisenbank Tölzer Land Vorreiter im Landkreis. Ein ähnliches Angebot hatte im Mai der bayerische Sparkassen-Präsident Ulrich Netzer angekündigt, weil heuer bis 220 Filialen schließen.
Bei der Raiffeisenbank sei den bevorstehenden Schließungen eine Analyse der Geschäftsstellen vorausgegangen, sagte Hegele. Diese habe ergeben, dass etwa in der Jachenau eine Präsenz wie bisher nicht dauerhaft Bestand haben könne. Die Geschäftsstelle dort ist nur eineinhalb Tage in der Woche mit einer Mitarbeiterin besetzt. Das gilt auch für die Stellen in Deining und Lochen. Während es in den beiden Orten im Nordlandkreis künftig auch keine Geldautomaten oder anderen SB-Service mehr geben soll, wird in der Jachenau ein anderer Weg beschritten: Die Gemeinde will das frühere Gasthaus Post zum neuen Rathaus umbauen; ebenfalls im Gebäude soll das Fremdenverkehrsamt Platz finden. Und eben auch ein Geldautomat und Kontoauszugsdrucker der Raiffeisenbank Tölzer Land. Wie Hegele ausführte, will seine Bank zudem einen Raum im neuen, zentral gelegenen Rathaus für Kunden-Beratungen nutzen. Wer Bedarf hat, kann telefonisch einen Termin mit seinem Kundenberater vereinbaren und sich mit ihm im Jachenauer Rathaus zum persönlichen Gespräch treffen.
Das neue Rathaus wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres fertig sein. Die Pläne lägen seit vier Wochen im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen zur Genehmigung, noch fehle es am Brandschutzkonzept, sagt der Jachenauer Bürgermeister Georg Riesch. Für seine Gemeinde sei es zunächst "ein Schock" gewesen, dass die Geschäftsstelle schließe. Umso mehr habe es die Jachenauer gefreut, als sich die Raiffeisenbank dazu entschlossen habe, im neuen Rathaus zumindest einen Geldautomaten aufzustellen. "Mit der Lösung kann man leben", sagte Riesch.
Leben kann der Bürgermeister auch damit, dass sich die Gemeinde und die Raiffeisenbank Tölzer Land handelseinig wurden: Jachenau hat das Gebäude der Bank gekauft. Über den Kaufpreis will der Bürgermeister nicht sprechen. Er sei "sehr fair" gewesen. Die Übergabe des Besitzes ist erst Ende September. Offen ist, was die Gemeinde mit dem Haus macht: Eine Wohnung ist vermietet, wie auch das frühere Raiffeisenbank-Lager. Möglich sei, so Riesch, dass die Jachenauer Feuerwehr in das Gebäude umzieht. Deren Domizil platze nämlich aus allen Nähten. "Wir haben Zeit, uns Gedanken zu machen."
Die Jachenauer Geschäftsstelle hat noch bis Ende Juli geöffnet, danach fungiert sie bis zum Umzug als reine SB-Stelle. Zum 30. Juli macht die Raiffeisenbank ebenfalls die Geschäftsstellen in Deining und Lochen dicht. Betroffen sind insgesamt drei Mitarbeiterinnen in Teilzeit, die anderweitig beschäftigt werden. Deining werde nicht mehr gebraucht, weil die Raiffeisenbank Tölzer Land in Egling eine neue Geschäftsstelle baut, die Anfang August öffnet. Die Lochener Kunden hätten es nicht weit nach Dietramszell, sagt stellvertretender Vorstandsvorsitzender Manfred Gasteiger.
Die Raiffeisenbank teilt sich somit in zwei Regionalmärkte auf: im Süden mit Bad Tölz, Lenggries, Jachenau und Gaißach; im Norden mit Dietramszell, Egling, Endlhausen, Ascholding und der SB-Stelle Thanning. Künftig wolle man die "komplette Kompetenz" dezentral vorhalten, betont Gasteiger, was so viel heißt, dass Bereiche wie die Kreditberatung, die es in Bad Tölz oder Lenggries gab, nun ebenfalls im Nordlandkreis angeboten werden sollen. Feste Termine mit den Bankern wird es in Dietramszell oder Egling geben. Das müsse noch überdacht werden, sagt Gasteiger.