Raisting:Rückkehr der Frühlingsboten

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Die Kälte ist für die Weißstörche am Ammersee kein Problem. Die Brutzeit hat trotz eisiger Temperaturen bereits begonnen.

Alexandra krug

Raisting Störche Raisting, Bauernhof gegenüder der Kirche, die Störche sind zurück! Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Das eisige Wetter scheint zu einem Dauerzustand zu werden, der Wind pfeift, und auch die Minusgrade am Morgen sind mittlerweile nicht mehr überraschend. Doch trotz der ungemütlichen Außentemperaturen kehren seit Anfang März die Weißstörche - eigentlich weithin als Frühlingsboten bekannt - in die Nisthilfen zwischen dem Ammersee und dem Schwattachfilz im Norden Weilheims zurück. Laut Wolfgang Bechtel, der seit vier Jahren im Auftrag der Schutzgemeinschaft Ammersee die Daten über die hier residierenden Vögel sammelt, sind inzwischen fünf Brutpaare eingetroffen.

Früher wurden die schwarz-weißen Vögel, die schon Ende Februar und Anfang März eintrafen, als Frühankömmlinge bezeichnet, doch seit einigen Jahren ist dies gar nichts Ungewöhnliches mehr. "Wir sind sehr froh, dass schon jetzt diese Brutpaare da sind", meint Bechtel. Denn jedes Jahr hoffen die Vogelschützer aufs Neue, dass sich möglichst viele Storchenpaare finden. "Wir hoffen auf sechs Paare in Raisting und eines in Fischen", erklärt der Herrschinger.

Der Weißstorch wird in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als gefährdet eingestuft, in Nordrhein-Westfalen gilt er sogar als vom Aussterben bedroht. Mittlerweile habe sich der Bestand an Weißstörchen in Bayern zunehmend erholt, erklärt Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz. Sie leitet das Artenhilfsprogramm, an dem sich auch die Schutzgemeinschaft beteiligt. Laut Wieding gab es im vergangenen Jahr sogar 272 brütende Storchenpaare, die durchschnittlich zwei Jungtiere zur Welt gebracht haben, was für bayerische Verhältnisse recht zufriedenstellend ist.

Hier im Landkreis kümmert sich die Schutzgemeinschaft um die schönen Tiere, bietet vorbereitete Nisthilfen an und beringt die Storchenjungen, um die Populationsentwicklung besser verfolgen zu können. "Natürlich wollen wir auch wissen, was aus unseren heimischen Störchen in Zukunft wird", erklärt Bechtel. Was jedoch aus den Jungstörchen im vergangenen Jahr geworden ist, kann der Herrschinger noch nicht sagen. Denn viele Jungen blieben erst einmal in Afrika, bis sie drei Jahre alt und somit geschlechtsreif sind.

In Raisting wird derzeit in drei Horsten gebrütet. Bis Ende April wird es dauern, bis die Jungvögel schlüpfen. Gezählt werden kann der Nachwuchs jedoch erst, wenn die Kleinen alt genug sind, um aus dem Nest hervorzuschauen, denn die Nisthilfen sind nicht gut einsehbar. Zu hoffen bleibt, dass sich das Wetter bald bessert. Denn die Kälte hat schon oft einen Großteil der Brut dahingerafft. 2012 überlebten nur zwei Jungvögel in Raisting. In den Jahren 2006, 2007 und 2010 verhungerte oder erfror gesamte Nachwuchs.

Doch die jetzige Kälte ist laut Bechtel weder für die Eier noch für die Altstörche bedrohlich. Zwar müssen diese zur Futtersuche teils längere Wege zurücklegen, "aber sie haben genügend Reserven", erklärt der Horstbetreuer. Auch ist er zuversichtlich, dass im nächsten Monat, wenn die Jungtiere bereits geschlüpft sind, der Boden nicht mehr gefroren ist, sodass die Eltern ihre Kinder mit reichlich Regenwürmern füttern können. Ab Mitte Juni kommen schließlich die meisten Störche nach Raisting und Umgebung. Es sind die Jugendlichen, die noch nicht geschlechtsreif sind und die sich nicht in Nisthilfen, sondern auf Masten oder Bäumen niederlassen. Im letzten Jahr waren es sogar mehr als 35 Vögel, so Bechtel.

Seit neun Jahren bietet die Schutzgemeinschaft nun schon in Raisting und Umgebung ihre Nisthilfen an. Seitdem nimmt die Zahl der Klapperstörche dort stetig zu. "Die weiten Wiesengebiete in der Ebene, die unterschiedlichen Mähzeitpunkte und etliche extensiv bewirtschaftete Flächen mit besonders hohem Insektenbestand sorgen für ein reichhaltiges Nahrungsangebot", erklärt der Horstbetreuer den Zuwachs. Vor zwei Jahren haben die Vögel begonnen, sich auch bei den dortigen Landwirten anzusiedeln. "Am Anfang wohnten die Störche in Raisting nur auf der Kirche und im Industriegebiet", so Bechtel. Er hofft, dass die Zahl der brütenden Weißstörche am Ammersee konstant bleibt oder sogar wächst. Dafür errichten die Schutzgemeinschaft, aber auch der Landesbund für Vogelschutz, der das Artenhilfsprojekt ins Leben gerufen hat, immer wieder neue, mit Reisig gefüllte Nisthilfen, denn es ist sehr selten, dass sich Störche ein eigenes Nest bauen. Seit die Vögel nach Raisting kommen, haben erst zwei Brutpaare selbständig ein Nest errichtet. Dies zeigt, wie wichtig die Arbeit der hiesigen Vogelschützer ist.

© SZ vom 04.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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