Empfang der Kreis-SPD in Andechs:Applaus für die Vorsitzende

Lesezeit: 2 min

Der Andechser SPD-Ortsvorsitzende Peter Eberl empfängt Landeschefin Natascha Kohnen im voll besetzten Festsaal des Klostergasthofs. (Foto: Arlet Ulfers)

SPD-Landeschefin Natascha Kohnen verteidigt das Ergebnis der Sondierung und bekommt Zustimmung von der Basis.

Von Ute Pröttel, Andechs

Von einem "Zwergenaufstand", wie ihn die CSU bei den Sozialdemokraten festgestellt hatte, war am Sonntagvormittag beim Neujahrsempfang der Kreis-SPD nichts zu spüren. Schon lange vor den Sondierungsgesprächen hatte Natascha Kohnen, die Vorsitzende der bayerischen SPD, ihre Teilnahme am traditionellen Empfang zugesagt. Dieser sollte in diesem Jahr zusammen mit dem des Ortsverbands Andechs stattfinden. Der hatte gleich ein doppeltes Jubiläum zu feiern: Am 1. Januar 1928 gründeten überwiegend ortsansässige Forstarbeiter die Andechser SPD. Ein entsprechendes Schriftstück vom damaligen Andechser Ortsgendarm hatte Chronist Andreas Schöpf gefunden. Nachdem die Partei von den Nazis verboten worden war, kam es erst vor 30 Jahren zur Wiedergründung des Ortsverbands. Es galt also das 90- wie das 30-jährige Bestehen zu feiern.

Aber würde es die bayerische SPD-Chefin überhaupt auf den Heiligen Berg schaffen? Am Freitagmorgen noch war Natascha Kohnen in Berlin und nahm für die SPD an den Sondierungsgesprächen zur Regierungsbildung teil. Zum ersten Mal machte die 50-Jährige die Erfahrung, was es bedeutet, 24 Stunden durch zu verhandeln.

Kohnen schaffte den Termin und wurde im Klostergasthof von einem vollbesetzten Saal und einem ungewöhnlich großen Aufgebot an Journalisten mit Kamera und Mikrofonen erwartet. Es war ihr erster Auftritt in Bayern nach Ende der Sondierungsgespräche.

"Ich war lange genug selber Ortsvorsitzende", sagte Kohnen, "um zu wissen, wie es ist, wenn ein fest eingeplanter Redner nicht kommt." Die Vorsitzende der Starnberger SPD, Julia Ney, und Peter Eberl von der Andechser SPD begrüßten ihre prominente Festrednerin jedenfalls überaus freundlich und waren froh keinen Plan B fahren zu müssen.

Politisch aktueller hätte Kohnens Auftritt nicht sein können. In ihrer gut einstündigen Rede beleuchtete sie die Licht- und Schattenseiten der Gespräche. Relativ geladen reagierte Kohnen auf die am Morgen bekannt gewordenen Äußerungen vom "Zwergenaufstand" in der SPD. "Ich kann der CSU, insbesondere den Herrn Scheuer und Dobrindt, nur den guten Rat geben, sich mit ihrer eigenen Basis zu unterhalten, anstatt anderen gute Ratschläge zu geben", sagte Kohnen. Insbesondere wundere sie sich in der Debatte um den Familiennachzug, welches Verständnis die christlichen Parteien von Familie hätten. Sie sei kein Freund einer großen Koalition, gab Kohnen unumwunden zu, doch sollte es zu einer Zusammenarbeit kommen, so sei das eine Zweckgemeinschaft, die dem Wohl der Menschen in Deutschland dienen müsse. Kohnen forderte eine Politik auf Augenhöhe - so auch der Titel ihrer Impulsrede.

Sie nutzte sie dazu, relativ dezidiert darauf einzugehen, was in den Sondierungsgesprächen alles erreicht, was aber auch alles nicht erreicht wurde. "Man muss Politik erklären", ist Kohnen überzeugt. Insofern hielt sie ihre Rede sicherlich auch schon mit Blick auf den Sonderparteitag der SPD am kommenden Sonntag. Dort wird es darum gehen, ob die SPD tatsächlich in Koalitionsverhandlungen tritt. Kohnen befürwortet dies und will auch die Basis von der Richtigkeit dieses Schrittes überzeugen.

In Andechs schlug ihr wenig Gegenwind entgegen. Ihre frei gehaltenen Rede bedachten die Zuhörer immer wieder mit Applaus. Unter ihnen waren auch die beiden stellvertretenden Landräte Georg Scheitz (CSU) und Tim Weidner (SPD) sowie die Andechser Bürgermeisterin Anna E. Neppel (BG) und Klaus Götzel von der gwt. Für die musikalische Umrahmung sorgten der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter (SPD) und der Wesslinger Gemeinderat Claus Angerbauer (SPD).

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: