Polizei München:Falsche Altenpflegerinnen rauben Seniorinnen aus

Lesezeit: 2 min

  • In München deutet einiges auf eine neue Trickdiebstahl-Serie hin.
  • Die Betrüger sollen sich als Altenpfleger oder Kirchenmitarbeiter ausgeben und sich so Zutritt in die Wohnungen von allein lebenden Seniorinnen verschaffen.
  • Die Ermittler sind noch nicht sicher, ob es sich um eine neue Betrugsmasche handelt oder um die Taten einer gemeinsam agierenden Bande.

Von Martin Bernstein

Der Trick ist immer ähnlich: Eine Frau klingelt und stellt sich als "Altenpflegerin" vor. So verschafft sie sich Zutritt in die Wohnungen alter, allein lebender Münchnerinnen. Irgendwann kommt dann noch ein Mann oder eine weitere Frau dazu. Die eine redet, der andere durchsucht die Wohnung. Irgendwann sind die beiden dann so plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht waren - und mit ihnen Geld oder Schmuck der hilflosen Opfer. Manchmal bleibt es auch nicht beim Trickdiebstahl: In Freimann stieß eine der mutmaßlichen Trickdiebinnen eine alte Frau, die auf ihren Rollator angewiesen war, zu Boden. Und in Obergiesing erlitt eine 84-Jährige einen Herzanfall. Die merkwürdige Besucherin hatte ihr große Angst eingejagt.

Noch ist die Münchner Polizei zurückhaltend. Einiges deute auf eine Serie hin, heißt es aus dem Präsidium. Und zumindest zwischen drei Vorfällen vom 3., 10. und 12. Januar, bei denen die Eindringlinge sich als Mitarbeiter kirchlicher Organisationen ausgaben, gilt ein Zusammenhang als wahrscheinlich. Doch auch die übrigen Fälle der vergangenen Tage weisen zahlreiche Gemeinsamkeiten auf, wie die Polizei wissen lässt. Und so fragen sich nun die Ermittler vom Kommissariat 65, ob es sich um eine neue Betrugsmasche handelt oder um die Taten einer gemeinsam agierenden Bande. In den Personenbeschreibungen mehrerer Fälle kommt jedenfalls immer wieder eine offenbar auffallend klein gewachsene, nicht mehr ganz junge Frau vor.

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Eine so beschriebene Frau sprach am Freitag vorvergangener Woche gegen 11.30 Uhr in der Keferloherstraße in Milbertshofen eine 76-Jährige an, die gerade vom Einkaufen zurückkam. Der Trick war besonders perfide: Die Frau stellte sich als Kirchenmitarbeiterin vor und behauptete, dass eine Person aus dem Haus die Wohnung der Rentnerin haben möchte und dass sie deswegen Post vom Gericht bekommen werde. Sie könne helfen, die Einkäufe der alten Dame nach oben zu tragen, dann könne man das Ganze in der Wohnung näher besprechen. Kurz darauf kam ein etwa 60 Jahre alter Mann dazu.

Gemeinsam fragten die beiden, Hochdeutsch sprechenden Betrüger ihr Opfer in dessen Wohnung über Bargeld und ihre Rente aus. Erst als die 76-Jährige nach dem Namen des Mannes fragte, verabschiedete sich die unbekannte Frau plötzlich und verschwand. Möglicherweise ist die ursprüngliche falsche Identität des Betrügerpaars "verbrannt" - bei einem ähnlichen Fall Anfang Januar in Bogenhausen hatten sie sich noch als "Schwester Rita" und "Herr Müller" vorgestellt.

Die 76-Jährige, der das Verhalten ihrer Besucher eigenartig vorkam, verständigte laut Polizei einen Angehörigen. Kurz darauf stellte sie fest, dass aus einem Schrank und dem Geldbeutel Bargeld sowie Schmuck im Wert von mehreren hundert Euro fehlten. Die Experten der Kriminalpolizei empfehlen insbesondere älteren Leuten, gegenüber angeblichen Kirchenmitarbeitern oder Altenpflegern, die man nicht kenne, nicht allzu sorglos zu sein. Ihr dringender Rat: "Lassen Sie keine fremden Personen in ihre Wohnung. Seien Sie auch kritisch, wenn angebliche Behördenvertreter an Ihrer Wohnungstür vorsprechen."

Eine 84-jährige Obergiesingerin büßte vor wenigen Tagen durch den Besuch einer falschen Pflegedienstmitarbeiterin zwar kein Geld, aber ihre Gesundheit ein. Gegen 10.30 Uhrverschaffte sich eine etwa 50 Jahre alte Trickbetrügerin Zutritt zur Wohnung einer 84-Jährigen an der Deisenhofener Straße. Die mit Steppjacke, bunter Mütze und Schal bekleidete Frau behauptete dreist, die Wohnung der Seniorin inspizieren zu müssen. Als jedoch das Telefon klingelte, verschwand sie schnell, offenbar ohne etwas mitzunehmen. Doch das war kein Happy End. Als die 84-Jährige im Laufe des Nachmittags mit einer Angehörigen über den Vorfall sprach, regte sich so darüber auf, dass sie einen Herzanfall bekam und in ein Krankenhaus gebracht werden musste.

Ähnliche Vorfälle wurden in den vergangenen Tagen auch aus Freimann gemeldet. Zeugen, die Hinweise zu diesen Fällen geben können oder von ähnlichen Besuchen wissen, sollen sich mit der Polizei unter Telefon 089/2910-0 in Verbindung setzen.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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