Odeonsplatz:Das Tambosi hat wieder geöffnet

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Nach längerem Umbau startet die Einrichtung mit neuen Betreibern, neuem Konzept - und langen Wartezeiten.

Von Nina Bovensiepen, München

Jedem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne - manchmal wird dieser Zauber allerdings von "heillosem Chaos" begleitet. So formulierte es am Dienstag jedenfalls eine Bedienung im wiedereröffneten Tambosi am Odeonsplatz. München hat nach längerem Umbau eine gastronomische Institution zurück.

Und am ersten Tag, an dem das Tambosi öffnete, strömten die Besucher an die Tische draußen und drinnen - wo sie indes auf ein noch nicht komplett eingespieltes und funktionierendes Haus stießen, um es zurückhaltend zu formulieren. Obwohl reichlich und auch sehr freundliches Personal im Einsatz war, warteten viele Gäste sehr, sehr lange, bis ihre Bestellung zu ihnen fand. Die neuen Betreiber, Ugo Crocamo (bekannt vom H'ugo' am Promenadeplatz) und sein Bruder Pino, waren im Dauereinsatz, um selbst Espresso, Prosecco und mehr an den Mann oder die Frau zu bringen und Wartende zu besänftigen. Dies machten sie wiederum so charmant, dass es einen ganz speziellen Zauber hatte.

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Und schließlich darf es am Anfang auch mal holpern. Das könnte auch noch anhalten, denn weiter sind Handwerker in dem Haus, dessen lange Geschichte bis in das Jahr 1775 zurückreicht, als der Italiener Giovanni Pietro Sardi am Hofgarten einen kleinen Kiosk aufstellen durfte. Der obere Stock des Tambosi, in dem ein Restaurant entsteht, war am Dienstag und Mittwoch noch geschlossen. Vorsichtige Prognose der Wirte: Voraussichtlich am Donnerstag werde geöffnet. Vorerst konnten die Gäste an den neuen Tischen draußen und im Erdgeschoss trinken, speisen und schauen.

Das Erdgeschoss haben die neuen Betreiber völlig umgestaltet. Dort, wo sich früher die Küche befand, ist jetzt eine Bar. Diese hat das Potenzial zu einem Szene-Treffpunkt in München zu werden, weil sie erstens schick ist und zweitens eine angenehme Atmosphäre ausstrahlt. An einer langen Theke, die in warmes Licht getaucht ist, stehen bequeme Barhocker, von denen aus der Gast das wirbelnde Personal betrachten kann. Drumherum sind Stehtische aufgestellt, dies aber nicht so eng, wie es mancher Münchner Gastronom gemacht hätte, um keinen Quadratzentimeter bei der Gewinnmaximierung auszulassen.

Die Küche musste für diese Erweiterung in den Keller weichen, was zumindest im Erstbetrieb zu logistischen Problemen führte - die noch dadurch verstärkt wurden, dass der Geschirraufzug den Dienst verweigerte. Anfängerpech, kann man das wohl nennen. Die meisten Gäste nahmen Holpern und Warten gelassen - und ließen sich vom neuen Tambosi einfach ein bisschen verzaubern.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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