Nockherberg 2018:Ministerpräsidenten-Duell in der ersten Reihe

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Markus Söder und Horst Seehofer sind laut Mama Bavaria sogar befreundet - nur nicht miteinander. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Machtkampf zwischen Horst Seehofer Markus Söder bestimmt beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg das Geschehen auf der Bühne und davor.

Von Lisa Schnell und Wolfgang Wittl, München

Für ein paar Momente ist er wieder ausgebrochen, der Machtkampf zwischen Horst Seehofer und Markus Söder. Beide stemmen ihre vollen Bierkrüge in die Höhe, zehn Sekunden, zwanzig, da sagt Seehofer: "So jetzt reicht's aber." Und Prost. Der Noch-Ministerpräsident Seehofer und der Noch-nicht-ganz-Ministerpräsident Söder stoßen an.

Wenigstens auf dem Nockherberg beim Starkbieranstich ist das Duell unentschieden ausgegangen. Im richtigen Leben hat Seehofer sein Amt nicht ganz freiwillig abgegeben. Aber jetzt ist es halt so. Am Dienstag will er bei Landtagspräsidentin Barbara Stamm seinen Rücktritt einreichen: "Einer der wenigen Briefe, die ich selber schreibe." Ein sofortiger Rücktritt sei das nicht, wie es dann weitergehe, müsse der Landtag entscheiden.

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Da war Seehofer seit Monaten nicht mehr, anstatt bei seiner Fraktion, in der ihm kaum jemand eine Träne nachweint, schaut er lieber bei Mama Bavaria alias Kabarettistin Luise Kinseher vorbei. Die schluchzt, weil "der Horst nach Berlin geht". Über Söder wundert sie sich. "Wer setzt sich schon gern auf einen Stuhl, an dem er selbst so lange gesägt hat?" Söder hat damit wohl kein Problem. Dieses Jahr ist er dem Stuhl von Seehofer so nah wie noch nie auf einem Nockherberg, nur noch Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ist näher dran.

Sie und andere Minister spielen auf dem Nockherberg dieses Jahr keine so große Rolle. Kurz bekommt noch Kultusminister Ludwig Spaenle eine mit. Der bleibe wohl Minister, aber "sachgrundlos", sonst aber dreht sich alles um den Markus, den Horst und ihr, nun ja, einzigartiges Verhältnis.

"Die glorreiche Sieben", heißt das Singspiel. Der Western, an den der Titel erinnert, sei ein ganz schönes Gemetzel gewesen, bemerkt Generalsekretär Andreas Scheuer. Auch den Machtkampf zwischen Seehofer und Söder würde mancher so bezeichnen. Und so sagt der Tex-Mex-Söder auf der Bühne bei einem Horstalarm, ach nein, einem Indianeralarm: "Keine Panik! Wir gestalten das Blutbad so subtil wie möglich."

Ach was, Blutbad. Längst vergessen. Ein Friede herrscht in der CSU, da wird es Mama Bavaria unheimlich. Die Augen der neuen Freunde Seehofer und Söder finden sich nicht sehr oft an diesem Abend. Schon zu Beginn verschränkte Seehofer die Arme, Söder plauderte mit Aigner. Warum aus ihr nichts geworden ist? "Ich bin ein Teammensch", sagt Aigner.

Um es nach oben zu schaffen, braucht es wohl Ellenbogen. Von denen will Söder jetzt nichts mehr wissen. Der "demütige Markus", das sei "wirklich eine Mutation", sagt Kinseher. Söder nimmt es ihr diesmal nicht übel. Etwas anderes würde sich für einen Landesvater nicht schicken.

© SZ vom 01.03.2018 / nell, wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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