Kandidatur für den Bundestag:Bela Bach bekommt Konkurrenz

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Bela Bach (links) will in die Riege der starken Frauen in der SPD aufsteigen. Gespräche mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihrer Fürsprecherin Natascha Kohnen sind da hilfreich. Jetzt aber bekommt sie im Rennen um die Bundestagskandidatur unerwartet Konkurrenz. (Foto: Claus Schunk)

Der Oberhachinger Wolfgang Lex tritt bei der Nominierung des SPD-Bundestagskandidaten am 4. Oktober gegen die Vorsitzende des Kreisverbands an. Diese gibt sich demonstrativ gelassen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Die Sozialdemokraten im Landkreis werden nun doch vor der Bundestagswahl vor die Wahl gestellt. Der Oberhachinger Wolfgang Lex, Kassier seines Ortsvereins, fordert die Chefin des SPD-Unterbezirks München-Land Bela Bach aus Planegg bei der Nominierung des Bundestagskandidaten für die Wahl im Herbst 2017 heraus.

Dies hat Lex dem Kreisvorstand und den Ortsvereinen bereits im Juli offiziell mitgeteilt, die Gegenkandidatur wurde jedoch von der Partei geheim gehalten. Seit Montag liegt sein Schreiben an die Mitglieder der Süddeutschen Zeitung vor. Daraus und aus Reaktionen lässt sich ablesen, dass der SPD bis zum Nominierungsparteitag am 4. Oktober mindestens unruhige, wenn nicht sogar spannende Wochen bevorstehen.

Denn bisher galt es als ausgemacht, dass die 25-jährige Bela Bach nach 2013 ein zweites Mal für die SPD im Wahlkreis München-Land antreten wird. Zumindest öffentlich hatten sich zu keinem Zeitpunkt mögliche Kontrahenten positioniert. Und erst im Juli hatte der Kreisvorstand eine einstimmige Empfehlung für Bach und deren erneute Kandidatur abgegeben.

"Das bringt nur unnötig Unruhe in die Partei."

"Ein Zufall war das wahrscheinlich nicht", sagt Wolfgang Lex rückblickend. "Ich habe schon im vergangenen Jahr signalisiert, dass ich mir eine Bundestagskandidatur vorstellen kann und dann im Juli meine Bewerbung eingereicht." Das habe die Vorsitzende schon geschockt, sagt ein Genosse aus dem Umfeld des SPD-Kreisvorstands. "Das bringt nur unnötig Unruhe in die Partei."

Kreis-Chefin Bach bezeichnet Lex' Kandidatur dagegen als "normales, demokratisches Prozedere". "Wir werden fair miteinander umgehen", sagt sie. Ob ihre neuerliche Kandidatur möglicherweise in Gefahr gerät, will Bach nicht bewerten. Nur so viel: "Ich weiß, wer mich unterstützt. Und ich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann."

Lex gilt bisher als unbeschriebenes Blatt in der Kreis-SPD. Seit 1996 ist der 54-Jährige Mitglied, seit 1997 in verschiedenen Funktionen im Ortsverein aktiv, von 1999 bis 2001 als dessen Vorsitzender. Ein kommunalpolitisches Mandat aber hatte Lex nie inne. Dies, räumt er ein, sei "ein Manko". Er wolle aber bei den Genossen mit anderen Qualitäten punkten. "Erfahrung zählt", sagt Lex und grenzt sich damit von Bach bewusst ab.

Bach, sagt Lex, fehle die berufliche Erfahrung

Ihr, sagt er, fehle etwa die berufliche Erfahrung und Entscheidungssicherheit. "Da steht sie erst am Anfang. Ich will mein Wertekonzept einbringen, das links mit christlicher Prägung ist. Ich hoffe, damit punkten zu können." Als ehemaliger Betriebsrat bei Panasonic liege ihm die soziale Gerechtigkeit am Herzen.

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Die Bereitschaft des Oberhachingers, gegen Bach anzutreten, liegt vor allem an einer Entscheidung des SPD-Kreisparteitags von März 2015. Dort haben sich die Mitglieder einstimmig für die von Bach geforderte Entkriminalisierung von Cannabis ausgesprochen. Für Lex ist dies nach wie vor eine "Themaverfehlung". Er selbst habe zwei Kinder im Teenageralter: "Deshalb kann ich damit nicht einverstanden sein. Und ich bekomme auch viele Rückmeldungen von Mitgliedern, die das genauso sehen." Bela Bach sieht diese Meinungsverschiedenheit gelassen: "Der Beschluss war damals einstimmig. Das sagt alles."

Weniger gelassen reagiert Peter Paul Gantzer, einer der großen Fürsprecher Bachs, mit Blick auf die Ambitionen von Wolfgang Lex: "Ich verstehe diese Kandidatur nicht. Er ist ein Einzelkandidat und hat keine Basis. Soweit ich weiß, steht nicht einmal sein Ortsverein geschlossen hinter ihm."

Gantzer gibt ihm keine Chance: "Zählkandidat."

Der Haarer Landtagsabgeordnete räumt dem Oberhachinger daher keine Chancen auf einen Erfolg ein. "Das ist ein Zählkandidat, der sich selbst vorgeschlagen hat." Der Kreisvorstand der Partei indes habe sich einstimmig für Bach ausgesprochen und verfolge mit ihr eine "klare Linie". "Das Model Bach ist gut und richtig", so Gantzer.

Bachs Vorgängerin im Amt der Chefin der Kreis-SPD, ihre Fürsprecherin Natascha Kohnen, sieht die neue Konkurrenz entspannt. "Ich wäre eher überrascht gewesen, hätte es nur eine Kandidatin gegeben", sagt die Generalsekretärin der Bayern-SPD. Das erkläre, weshalb bisher keine öffentliche Auseinandersetzung stattgefunden habe. "Das spricht für die Unaufgeregtheit, mit der alle damit umgehen."

Wolfgang Lex will die kommenden Wochen bis zum 4. Oktober nutzen, um sich erstens bei den Mitgliedern in den Ortsvereinen bekannt zu machen und zweitens für sich zu werben. Die Rückmeldungen, die er bisher bekommen habe, seien "sehr positiv", sagt er. "Authentizität und Bodenständigkeit sind sehr wichtig. Damit kann ich sicher punkten." Chancenlos, sagt Lex, sei er nicht. "Ich will die Mitglieder von mir überzeugen. Und ich glaube, das kann ich auch."

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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