Jazz-Wettbewerb:Prinzen und Könige

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Noch ein junger Django Reinhardt: Mit seinem virtuosen und feinfühligen Gypsy-Gitarrenspiel eroberte Elias Prinz den ersten Platz. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Ein überwältigend buntes Ringen um den "Kurt Maas Jazz Award" im Saal X.

Von Oliver Hochkeppel

Musik-Wettbewerbe sind für Jurys generell eine harte Nuss, erst recht im so auf Individualität angelegten Jazz. Beim fünften " Kurt Maas Jazz Award" für die Studierenden des Jazzinstituts der Münchner Hochschule für Musik und Theater aber stand die aus sechs Branchen-Fachleuten besetzte Jury in diesem Jahr vor einem echten Dilemma: Fünf völlig verschiedene Bewerber mit unterschiedlichen Stilen und Besetzungen hatte ihr die Vorauswahl beschert.

Schwer, da persönliche Vorlieben oder Antipathien ganz auszublenden. Zusätzlich konnte man auf die Idee kommen, die Preise - eine Summerschool am Berklee College of Music für den Sieger, einen Auftritt im Bayerischen Hof für den Zweiten und eine individuelle Masterclass für den Dritten - auf die dafür passendsten Kandidaten verteilen zu wollen.

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Das Publikum im für diesen Anlass idealen Saal X des neuen Gasteigs hatte es da besser. Es bekam einen an Abwechslungsreichtum kaum zu überbietenden langen Nachmittag und konnte seine Gunst ohne Nebenwirkungen verteilen. Ob nun an den Saxofonisten Tom Förster, der mit seinem Quintett einen an David Sanborn erinnernden, wenngleich rhythmisch variableren souligen Fusion-Jazz anbot, so solide, dass er problemlos für jede Late-Night-Band einspringen könnte (was von der Jury mit dem dritten Platz gewürdigt wurde). Oder an den Modern Jazz des Trompeters Nico Weber und seinem Quartett, der freilich kompositorisch wie spieltechnisch noch den weitesten Weg von allen vor sich hat.

Bereits ein Master und der älteste im Feld war der koreanische Schlagzeuger Minchan Kim, der mit seinem Quartett bereits international konkurrenzfähigen Modern-Bebop zelebrierte - was der Jury den zweiten Platz wert war (und wodurch er im Juli den Auftakt des "Jazz Sommers" im Bayerischen Hof bestreiten darf). Am meisten Risiko ging der Trompeter Lukas Tutert ein: Er zog mit Marching Band und "Oh When The Saints" durch den Saal ein, schloss ebenso traditionell mit einem schmachtenden "St. James Infirmary", hatte dazwischen aber auch ein modernes Christian-Scott-Stück wie eine selbstgeschriebene sozialkritische Collage ("Gleichmacherei") im Angebot. Schade, dass dieser Mut nicht mit einem Preis belohnt wurde.

Allerdings hätte man auch keinem anderen einen Preis wegnehmen können. Erst recht nicht dem Gitarristen Elias Prinz, der mit seinem Trio eine an Virtuosität, Respekt und Fantasie kaum zu übertreffende Django-Reinhardt-Hommage ablieferte und mit dieser Gypsy-Swing-Hochfeier folgerichtig das Rennen machte. Doch wie sagte Claus Reichstaller so schön: Gewinner waren sie alle. Weil der Stifter des biennalen Kurt-Maas-Jazz-Awards Camilo Dornier zum Jubiläum für jeden Teilnehmer 1000 Euro Sonderprämie ausgelobt hatte. Weil der Saal randvoll war. Und weil alle - wenn nicht als Preisträger, dann als Mitglieder der Bigband des Jazzinstituts - beim großen Preisträgerkonzert am 12. Juli in der Isarphilharmonie zusammen mit dem brasilianischen Gaststar Ivan Lins auftreten dürfen.

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