Sorge am Flughafen:Natürlich verstrahlt

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Auf dem Münchner Flughafen untersucht die Lufthansa Maschinen aus Japan nach Radioaktivität. Das Personal ist verunsichert: Ein Flieger soll Strahlung abbekommen haben - doch nicht alle glauben daran.

Petra Schnirch

Die Bilder aus Japan verfehlen auch hierzulande ihre Wirkung nicht. Die Folgen von Tschernobyl im Hinterkopf, wächst in Bayern die Sorge vor einer Strahlenbelastung. Wissenschaftler geben zwar Entwarnung - aber da sind ja noch die Flugzeuge, die München täglich von Japan aus anfliegen.

Bei einer Maschine der japanischen All Nippon Airways, die auf dem Münchner Flughafen gelandet ist, soll Radioaktivität gemessen worden sein. Wissenschaftler gehen jedoch von einem Messfehler aus. (Foto: AFP)

Eine entsprechende Meldung der Flughafen München GmbH (FMG) erzeugte einigen Wirbel: Bei einer Maschine der All Nippon Airways (ANA) sei eine "leicht erhöhte Strahlung an der Außenhaut" festgestellt, hieß es Mittwochabend. In der Kabine und im Frachtraum der Boeing 777 aus Tokio, die um 16 Uhr im Erdinger Moos landete, habe es "keinerlei Auffälligkeiten" gegeben, teilte die FMG mit. Christoph Hoeschen vom Helmholtz-Zentrum in Neuherberg vermutet, dass es sich um einen Messfehler handelt. Auch das Bodenpersonal ist verunsichert. Mitarbeiter sollen sich aus Angst vor einer radioaktiven Belastung geweigert haben, eine Lufthansa-Maschine zu entladen.

Seit Sonntag lässt die Lufthansa täglich die Maschine, die aus Japan in München ankommt, von der Flughafenfeuerwehr auf Radioaktivität hin überprüfen, seit Dienstag auch die ANA. Laut FMG-Sprecher Ingo Anspach tragen die Männer Staubschutzanzüge und kontrollieren außen an acht Messpunkten, außerdem innen - sobald die Passagiere das Flugzeug verlassen haben - und im Frachtraum. Passagiere würden bisher nicht überprüft, einen solchen Schritt könnten nur die Behörden anordnen. Am Donnerstag schickte das Helmholtz-Zentrum Experten zum Flughafen, um Messungen von mehreren Stellen vornehmen zu können.

Die Flugzeuge bekämen bei Langstreckenflügen immer Strahlung ab, sagt Hoeschen, der die Abteilung medizinische Strahlen, Physik und Diagnostik leitet. Das sei ein natürliches Phänomen. Gegen eine Belastung der ANA-Maschine durch Strahlung von den Reaktoren in Fukushima spricht nach seinen Worten, dass sie durch keine radioaktive Wolke geflogen sei. Außerdem hätten die Messgeräte dann auch nicht an der Außenhaut angeschlagen: Theoretisch hätte das Lüftungssystem Radioaktivität ansaugen und durch Filter "in minimalster Konzentration" in der Kabine verteilen können. Das sei aber nicht der Fall gewesen. ANA-Sprecher Matthias Burkard sagte, dass das Messergebnis ohnehin nicht besorgniserregend gewesen sei, es liege weit unterhalb des Grenzwertes.

© SZ vom 18.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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