Feuerwerk an der Isar:"Für die Tiere ist das ein Horror"

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Silvester auf der Reichenbachbrücke: Für die einen gibt es keinen besseren Ort, für die anderen gehört das Feuerwerk an der Isar verboten. (Foto: Stephan Rumpf)

Grünen-Politiker Benoît Blaser will, dass das Silvesterfeuerwerk an der Isar verboten wird. Er sagt: Es kann nicht sein, dass man das ganze Jahr Naturschutz fordert, um dann an einem Tag alles zu versauen.

Interview von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Benoît Blaser ist Fraktionssprecher von Grünen/Rosa Liste im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Seit etwa einem Jahr setzt er sich mit seinen Fraktionskollegen Arne Brach, Christoph Schröder und Martin Scheuring dafür ein, dass die Isar, ihr Ufer, die Isarbrücken und die angrenzenden Parallelstraßen und -wege vor geräuschintensivem Silvesterfeuerwerk wie Raketen, Böllern und Böllerbatterien geschützt werden.

SZ: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie jemanden auf der Reichenbachbrücke sehen, der in Richtung Corneliusbrücke böllert?

Benoît Blaser: Ich finde das schade - auch mit Blick auf das Deutsche Museum. Dort ist auch die kleine Isar, wo schon Biber gesehen wurden. Für die Tiere, die dort beheimatet sind, ist das ein Horror.

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Von Elisa Britzelmeier und Isabel Bernstein

Sie fordern ein innerstädtisches Verbot von Feuerwerk an der Isar. Was meinen Sie, was Kinder dazu sagen, die sich seit Wochen schon auf Silvester freuen?

Ich denke, dass man die Magie des Feuerwerks auch bei zentralen Feuerwerks-Veranstaltungen wie im Frühling beim Tollwood oder beim Frühlingsfest auf der Theresienwiese erleben kann. Das kommt wahrscheinlich darauf an, was man gewöhnt ist. Ich bin in Frankreich aufgewachsen. Privates Feuerwerk ist dort verboten, man darf ohne Genehmigung nur einfache Böller zünden. Das große Feuerwerk findet am Eiffelturm statt.

Einer der beliebtesten Treff- und Aussichtspunkte zu Silvester ist der Friedensengel. Wollen Sie auch ihn in ein Verbot einschließen?

Die Maximiliansanlagen gehören zum Landschaftsschutzgebiet Isarauen. Das kann man natürlich untersuchen. Aber wir hatten den Friedensengel bei unserem Antrag spontan so nicht im Blick: Er ist schon etwas weit weg von der Isar.

Das Kreisverwaltungsreferat hat bereits abgesagt. Es sagt, es gibt rechtlich keine Möglichkeit , Feuerwerk an der Isar zu verbieten. Die Stadt kann nur bei hoher Baudichte und in der Nähe von brandgefährdeten Gebäuden und Krankenhäusern einschreiten. Auf die Isarauen trifft das ja wohl nicht zu.

Da geht es eher um den Schutz von Fauna und Flora. Wir bemühen uns das ganze Jahr um Naturschutz und um ein Gleichgewicht, um dann einmal im Jahr alles zu versauen. Wie Tiere darauf reagieren, wissen alle, die schon mal erlebt haben, wie Hunde an Silvester ausflippen. Feuerwerk ist ein Albtraum für sie.

Lehnt die Silvesterknallerei ab: Benoît Blaser sitzt für die Grünen im örtlichen Bezirksausschuss. (Foto: Stephan Rumpf)

Gerade in Ihrer Nachbarschaft in der Isarvorstadt sind die Isarauen so schmal, dass Knallerei und plötzliche Lichtblitze genauso von der Straße durchdringen. Was soll dort ein Verbot?

Deswegen haben wir gesagt, dass auch die an die Isar angrenzende Parallelstraße eingeschlossen werden sollte, ebenso Rad- und Fußwege, weil man von dort aus Feuerwerk Richtung Isar abschießen kann.

Laut Unterer Naturschutzbehörde würde ein Verbot nicht mal die Feinstoffablagerungen senken.

Klar, stadtweit würde ein Verbot mehr bringen. Aber das ist nicht unbedingt unser Ziel. Unser Antrag fordert Landschaftsschutz. Und gleichzeitig sollte diese Landschaft Rückzugsorte bieten, an denen man sich um Mitternacht aufhalten kann, ohne sich Gefahren und Lärm auszusetzen.

Silvester-Abfall spielt im Gesamtjahresvergleich eher eine untergeordnete Rolle in den Isarauen, sagen die Behörden.

Das wundert mich. In der Rathausumschau stand explizit, dass der Silvester-Abfall von Jahr zu Jahr drastisch zunimmt. Und da ist die Isar nicht außen vor. Wir haben das auch auf Fotos dokumentiert.

Wie wollen Sie ein Böllerverbot durchsetzen? Mit Ordnungskräften an der Isar?

So wie beim Grillverbot mit Schildern und zwischendurch auch Kontrollen. Natürlich wird sich das nicht von heute auf morgen durchsetzen. Aber es sollte sich irgendwann einpendeln. Ein Peu-à-peu-Lerneffekt.

Was machen Sie zu Silvester?

Ich verdünnisiere mich, oft nach Frankreich. Oder ich mache eine Städtereise. Auch in London gibt es ein zentrales Feuerwerk und nicht die vielen privaten. Auch Spanien ist nicht so. Hier bleibe ich jedenfalls nicht. Die Deutschen sind so ordentlich und nehmen es so genau, ist mein Eindruck. Doch an diesem einen Tag darf man ausflippen und rücksichtlos werden.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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