Joop-Aus bei "Germany's Next Topmodel":Hauptsache Heidi

Lesezeit: 3 min

Die Unberührbare: Gesicht von Germany's Next Topmodel bleibt Heidi Klum. (Foto: dpa)

Joop weg. Vielleicht auch Hayo. Selbst Klum sei bei "Germany's Next Topmodel" ersetzbar, hieß es jüngst. Als würde die das zulassen!

Von Hans Hoff

Vielleicht sollte die Agentur für Arbeit langsam mal einen eigenen Schalter einrichten für ehemalige Jurymitglieder von Germany's Next Topmodel. Die Schar derer, die in ihrem Lebenslauf eine Tätigkeit neben Heidi Klum vorweisen können und nach Anschlussverwendung gieren, wird immer größer. Nutzen könnten den Schalter dann nicht nur Typen wie Bruce Darnell, Kristian Schuller, Boris Entrup, Rolfe Scheider oder Peyman Amin. Er stünde neuerdings auch für Wolfgang Joop bereit.

Klum-Show bei Pro Sieben
:Joop verlässt "Germany's Next Topmodel"

Wolfgang Joop, Publikumsliebling der Sendung "Germany's Next Topmodel", wird in der kommenden Staffel nicht mehr dabei sein. Auch ein weiterer Juror muss offenbar gehen.

Der 70-Jährige wird nämlich in der kommenden GNTM-Staffel nicht mehr mitjurieren. Die Show muss also fortan auskommen ohne schnell hingekrakelte Modelporträts, ohne abenteuerlich anmutende Denglish-Verwirrungen und ohne rosa Söckchen am dürren Designerbein.

Natürlich ist das böse formuliert. In der offiziellen Sendersprache klingt so etwas wesentlich galanter. "Wolfgang Joop hat uns mitgeteilt, dass er 2016 zu viele berufliche Termine hat, um eine ganze Staffel als Juror dabei zu sein", sagt Pro-Sieben-Sprecher Christoph Körfer und dementiert damit einen Bericht der Bild, dass Heidi Klum ihre beiden Beisitzer gefeuert habe. Angeblich aus Kostengründen.

Weniger Quote bedeutet weniger Einnahmen

Die Tatsache, dass Joop geht, bestätigt der Sender. Zum angeblichen Abgang von Thomas Hayo will er sich lieber nicht äußern. "Wir sind gerade kurz nach dem GNTM-Finale. Entscheidungen zur neuen GNTM-Jury fallen frühestens im Herbst", sagt Körfer.

Dass Änderungen bei GNTM nötig sind, ergibt sich sehr deutlich aus dem nachlassenden Zuschauerzuspruch. So erreichte das Finale der zehnten Staffel nicht einmal mehr 2,5 Millionen Menschen. Kein Gedanke mehr an die Zeiten der ersten sechs Staffeln, als es noch regelmäßig Werte jenseits der Dreimillionengrenze zu verbuchen gab. Weniger Quote bedeutet für den Sender natürlich auch weniger Einnahmen. Zwar waren die einzelnen Folgen immer noch vollgestopft mit Reklame, aber für die zahlen die Werbekunden nun mal weniger, wenn das Publikum kleiner wird.

Finale von "Germany's Next Topmodel"
:Wie die Schulaufführung in Bergisch Gladbach

In New York, also in DEM New York findet das finale Finale von "Germany's Next Topmodel" statt. Heidi ist "megastolz", Joop "ergriffen", am Ende gewinnt Vanessa aus Bergisch Gladbach. Die Sendung wirkt hingeschludert.

Von Hans Hoff

Insofern wird man bei Pro Sieben alle Veränderungen auch unter dem Aspekt möglicher Einsparungen betrachten. Schließlich muss sich der Sender ja 2016 schon mit den vielen Programmplätzen herumschlagen, die der Fernsehdeserteur Stefan Raab zum Jahresende verwaist zurücklässt.

Vieles wurde in dieser Hinsicht bereits öffentlich diskutiert. Sogar die Umwandlung von GNTM in eine Doku-Soap landete in der Debatte, was gar nicht mal so unwahrscheinlich klang, da ja bisher schon oft so getan wurde, als bilde man mit den vielen Szenen von heulenden oder sich gegenseitig anzickenden Kandidatinnen eine wie auch immer geartete Realität ab.

Selbst an der Rolle von Heidi Klum wurde gezweifelt. Kurzzeitig erzählte man sich, sie werde von Lena Gercke, der Gewinnern der ersten Topmodel-Staffel abgelöst. Um entsprechenden Gerüchten entgegenzutreten, verkündete Pro Sieben im April offiziell, dass der Vertrag mit Klum "über das Jahr 2015 hinaus" verlängert worden sei. "Es kann nur Eine geben", protzte man und zitierte den umworbenen Star mit den handelsüblichen Treueschwüren. "Ich habe noch viele Ideen für die kommenden Jahre und weitere gemeinsame Topmodel-Shows", jubelte La Klum. Die Betonung lag, wie bei Klum-Statements üblich, sehr deutlich auf dem Ich.

GNTM-Shitstorm nach Bombendrohung
:Häme nur, wem Häme gebührt

Dieselbe Häme, die Heidi Klum in "Germany's next Topmodel" auf Pro Sieben nährt, fällt ihr am Tag nach der Bombendrohung auf die Füße. Die Netz-Reaktionen zeigen eine gefährliche Schieflage in der Wahrnehmung potenzieller Anschlagsopfer.

Von Ruth Schneeberger

Die Gerüchte um die Verhandlungen mit Gercke bewahrheiteten sich übrigens kurz danach, als der Sender auch mit ihr einen Vertragsabschluss meldete. Allerdings nicht für GNTM, sondern für mehrere andere Shows. Unter anderem soll Gercke The Voice of Germany moderieren.

Betonierung der bestehenden Verhältnisse

Fest steht also: Heidi Klum bleibt unumstrittene Herrin im Topmodel-Haus - wie auch immer die Änderungen am Format schlussendlich aussehen werden. Ob es sinnvoll ist, ihr überhaupt noch Juroren an die Seite zu stellen, kann man indes diskutieren. Eine Reduzierung auf eine Ein-Frau-Jury wäre ohnehin nicht viel mehr als die Betonierung der bestehenden Verhältnisse. Schon in den jüngsten Sendungen hatten die Herren im Team oft nur noch als Anspielstation für die Chefin getaugt. Es sieht halt netter aus, wenn sie so tut, als berate sie sich mit ihren Adlaten - obwohl alle maßgeblichen Urteile doch wohl stets vom obersten Klum-Gericht gefällt werden.

Magersüchtige über GNTM
:"Wir müssen alle Puppen sein"

Der Schlankheitswahn bei "Germany's Next Topmodel" mache junge Frauen krank, sagen Wissenschaftler. Und was denken die, die wirklich an Essstörungen leiden? Ein Fernsehabend mit Patientinnen.

Von Felicitas Kock

Insofern bestünde die Chance zu ein bisschen mehr Ehrlichkeit bei GNTM. Aber ganz ehrlich gesagt: Wer will schon innere Werte in einer Branche, in der es vor allem ankommt auf die Präsentation biegsamer Wesen, die sich beliebig einsetzen lassen und als möglichst glänzende Benutzeroberfläche dienen sollen. Ob das nun Models oder Juroren sind, ist wurscht.

Es gilt bei GNTM weiterhin eine klare Ansage, quasi das Klum'sche Grundgesetz, Paragraf eins: Hauptsache Heidi.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: