Regensburg:OB Wolbergs an heikler Personalie beteiligt

Joachim Wolbergs

Joachim Wolbergs muss sich abermals erklären.

(Foto: dpa)
  • Der frühere Geschäftsführer einer Baufirma konkurrierte mit zwei Frauen um den Posten als neuer Technischer Leiter der kommunalen Stadtbau GmbH.
  • Die Wahl fiel auf ihn, obwohl die beiden Frauen besser qualifiziert gewesen sein sollen.

Von Andreas Glas, Regensburg

In der Regensburger Parteispendenaffäre gerät Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) in immer größere Erklärungsnot. Nun geht es um eine heikle Personalie: Ausgerechnet ein früherer Geschäftsführer einer Baufirma, die in die Spendenaffäre verwickelt ist, wird im Herbst neuer Technischer Leiter der kommunalen Stadtbau GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt Regensburg. Das hat Stadtbau-Chef Joachim Becker am Donnerstag auf Nachfrage bestätigt.

Die Personalentscheidung ist demnach gefallen, bevor die Großspenden dreier Baufirmen auf Wolbergs' Wahlkampfkonto öffentlich wurden. Der Regensburger OB war als Entscheider an der Stadtbau-Personalie beteiligt. Auf Nachfrage wollte er sich dazu nicht äußern.

Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung gab es drei Finalkandidaten für den Posten des Technischen Leiters: zwei Frauen und einen Mann. Alle drei Kandidaten hatten ein Vorstellungsgespräch beim beschließenden Gremium der Stadtbau GmbH. Ein kleiner Personenkreis, dem auch OB Wolbergs und SPD-Fraktionschef Norbert Hartl angehörten.

Doch obwohl die zwei Kandidatinnen höher qualifiziert gewesen sein sollen, wurde am Ende jener Bewerber als beste Wahl vorgeschlagen, der bis Februar einer der Geschäftsführer der Regensburger Baufirma Tretzel gewesen ist. Das Gremium stimmte der Personalie genauso zu wie der Stadtbau-Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender ebenfalls OB Wolbergs ist. Eine gelenkte Entscheidung? "Es bleibt ein fader Beigeschmack", heißt es aus der Belegschaft.

Derweil hat sich erstmals die Baufirma Tretzel geäußert, die als größter Spender in der Causa Wolbergs gilt. In einer Mitteilung räumt das Unternehmen ein, in verschiedenen Bereichen "in den vergangenen Jahren stets in erheblichem Umfang gespendet" zu haben. Auch Geschäftsführer Volker Tretzel hat demnach als Privatperson gespendet.

Allerdings betont die Baufirma, dass Parteispenden niemals nur an eine Partei gegangen seien, sondern an mehrere Parteien oder Wahlkampfkandidaten. "Schon daraus erklärt sich, dass diese Spenden nie auf konkrete Gegenleistungen einzelner politischer Mandatsträger gerichtet sein konnten", heißt es in der Mitteilung. Zudem hat die Firma Tretzel angekündigt, sämtliche Spenden bis auf Weiteres einzustellen.

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