Mitten in Bayern:Immer Ärger mit den Fernsehfranken

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In der Serie "Tannbach" geht es um das jahrzehntelang geteilte Dorf Mödlareuth - nur der Dialekt passt nicht. (Foto: ZDF und Julie Vrabelova)

"Tannbach" läuft wieder im ZDF - die Serie, die in Franken Empörung ausgelöst hat. Ein Bamberger Anwalt ist bereits zur Stelle.

Kolumne von Olaf Przybilla

Der Bamberger Anwalt Manfred Hofmann wirkt so gar nicht wie einer, der sich abends mit dem Frankenlied selbst in den Schlaf singt, mit Tümelei hat er nichts am Hut. Hofmann ist eher der bedächtige Typ, ein Jurist eben. Bei einem Thema aber hat er sich kaum im Griff: Man muss ihn nur auf die "Tannbach"-Saga im ZDF ansprechen.

Das fiktive Tannbach hat eine reale Vorlage, das geteilte Dorf Mödlareuth in Oberfranken, und dort spricht man - der Namen lässt's vermuten - oberfränkisch und nicht oberbairisch. Im ZDF aber war das in der ersten Staffel ganz anders zu hören, die Leserbriefspalten in Franken quollen schier über anschließend. Und aus Hofmann platzt es, ruft er sich das in Erinnerung, noch immer heraus: "Sind die so dumm oder wollen die uns verhöhnen?"

Kritik am ZDF-Dreiteiler "Tannbach"
:Ärger mit dem Seppldialekt

In der Fernsehproduktion "Tannbach" über die Geschichte des Dorfs Mödlareuth in der Nachkriegszeit sind die Schauspieler mit oberbayerischem Dialekt zu hören. Dort spricht man aber fränkisch. Jetzt muss das ZDF teils scharfe Kritik einstecken. Ein Kampf der Lokalpatrioten.

Nach den ersten drei Folgen war 2015 vom "Dialekt-Debakel" und einem Seppl-Idiom in Franken die Rede, selbst in der Pa ssauer Neuen Presse - fränkischer Umtriebe sonst eher nicht verdächtig - wurde über Möglichkeiten einer "Nachsynchronisation" räsoniert. Ob die Reaktionen über die zweite Staffel wieder so ausfallen, bleibt abzuwarten, auch wenn der Fränkische Tag schon Pflöcke einschlägt. "Wieder streiten, kämpfen und leiden die Schauspieler nicht auf Fränkisch", notiert das Bamberger Blatt. Hm.

Andererseits: Immerhin echauffiert sich die Dorfgemeinschaft gleich zu Beginn mit "Des derf doch wohl ned wahr sein", einer brüllt "Lüüche", andere problematisieren die schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen mindestens mal halbfränkisch ("keine Budda"). Aber stimmt schon: Geht's dann ins Charakterfach, dominiert doch wieder das Altbairische.

Anwalt Hofmann will sich die neuen Folgen aufnehmen, ob er sich überwinden kann, sie sich auch anzusehen, weiß er noch nicht. Das ZDF ist ohnehin nicht so sein Thema, ihm geht's mehr um den BR. Hofmanns These: Die legendären BR-Serien spielen fast ausnahmslos in Bayerns Süden, der Franke zahle Gebühren, finde als Serienphänomen aber quasi nicht statt.

Hofmann bereitet deshalb eine Feststellungsklage gegen den BR vor, eines Verstoßes gegen den Gleichheitsgrundsatz wegen. Nun kündigt er das bereits seit Jahren an, aber so was müsse juristisch dann schon "belastbar" sein, erklärt er. Übrigens: fast auf Hochdeutsch.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Gefühlte Grenze

"Tannbach" hob 2015 an, die deutsche Nachkriegszeit anhand eines einzelnen Dorfes zu erzählen. Jetzt hat das ZDF dem Dreiteiler eine staatstragende Fortsetzung spendiert, die nun die Zeitspanne von 1960 bis 1968 abdeckt.

Von David Denk

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