Regensburger Korruptionsaffäre:Endlich kann es im Fall Wolbergs Klarheit geben

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Joachim Wolbergs muss sich wegen Vorteilsnahme und wegen Verstoßes gegen das Parteiengesetz vor Gericht verantworten. (Foto: dpa)

Der Prozess gegen Joachim Wolbergs wird den Bürgern die Aufklärung bringen, die sie sich von der Justiz erwarten dürfen.

Kommentar von Andreas Glas

Satte 624 Tage sind vergangen, seit die Staatsanwaltschaft Joachim Wolbergs mit den ersten Vorwürfen konfrontierte. Seither belastet diese Frage eine ganze Stadt: Ist der Regensburger Oberbürgermeister korrupt? Eine Frage, die auch jetzt nicht geklärt ist, nachdem das Landgericht eine Anklage gegen Wolbergs zugelassen hat.

Ob er schuldig oder unschuldig ist, muss das Gericht erst herausfinden. Aber dass endlich feststeht, dass es einen Prozess geben wird, ist eine gute Nachricht. Nicht nur für Regensburg und seine Bürger. Es ist auch eine gute Nachricht für Wolbergs.

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Von Andreas Glas

Man muss sich nur vorstellen, was passiert wäre, hätte das Landgericht die Anklage fallen gelassen - etwa aus Mangel an Beweisen. Wenn Beweise fehlen, heißt das nicht automatisch, dass die Bedenken der Staatsanwaltschaft grundlos waren. Es wären viele Fragen offen geblieben. Es hätte also weiterhin ein Restverdacht an Wolbergs geklebt. Er wäre dann vielleicht ins Rathaus zurückgekehrt, aber er wäre kein Mann mehr gewesen, der über jeden Zweifel erhaben ist. Nur ein Prozess gibt ihm die Chance, alle offenen Fragen zu klären, sich komplett zu rehabilitieren. Vorausgesetzt, er ist so unschuldig, wie er beteuert.

Keine gute Nachricht ist die nun zugelassene Anklage dagegen für die Regensburger Staatsanwaltschaft. Zwar darf sie sich bestätigt fühlen, dass es richtig war, das Verfahren gegen den OB einzuleiten. Bestätigt darf sich nun aber auch Wolbergs fühlen, der den Ermittlern vorgeworfen hatte, nur nach belastendem Material zu suchen, nicht aber danach, was ihn entlasten könnte. Entlastet hat ihn jetzt ein Stück weit das Gericht, indem es den Verdacht der Bestechlichkeit zu Vorteilsannahme herabgestuft hat.

Zwar könnte es noch lange dauern, bis es ein rechtskräftiges Urteil gibt. Zu den 624 Tagen werden weitere dazukommen, in denen der Nebel über der Affäre hängt. Doch seit diesem Donnerstag besteht die Hoffnung, dass sich der Nebel lichtet. Und dass die Bürger bekommen, was sie verdienen: das Recht, die Wahrheit zu erfahren über den Mann, den sie zum OB gewählt haben. Vor allem aber besteht Hoffnung, dass ein mutmaßlicher Sumpf im Rathaus endlich trockengelegt wird. Diese Aussicht sollte den Regensburgern jede Geduld wert sein.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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