Fastnacht in Franken:Veitshöchheim: Die Rückkehr des Stoiberianers

In "ah, ja gut äh, in Veitsdings äh" zeigt Markus Söder wieder mal seine Fähigkeiten als Chamäleon. Die übrigen Politiker versuchen in seine Faschings-Galaxy vorzudringen - notfalls als Hawaiitoast.

Von Martin Moser

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(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Ein Auftritt als Darth Vader war Markus Söder in Veitshöchheim wohl zu einfach. Warum sollte er auch, wenn er - aus seiner Sicht - noch einen draufsetzen kann? Und so erscheint der glühende Bewunderer von Edmund Stoiber doch lieber gleich als ehemaliger MInisterpräsident Bayerns. "Das ist als Hommage an einen der größten Bayern gedacht", sagte er auf dem roten Teppich vor Beginn der Prunksitzung. "Ich bin und war schon immer Stoiberianer." Söder hatte schon im Vorfeld die Latte für sein Kostüm bei der fränkischen Prunksitzung sehr hoch gelegt. Als "Kini" war er bereits in Aachen bei der Verleihung des Karnevalsordens "Wider den tierischen Ernst" aufgetreten - und kassierte in der Heimat prompt einen Rüffel vom König-Ludwig-Club für diese ungeheure Amtsanmaßung. Söder wäre wohl nicht Söder, wenn er darauf nicht eine passende Antwort finden würde - und manch einer wird sich fragen: Unterstreicht der Söder da mit dem Stoiber-Kostüm seine Ambitionen auf den Ministerpräsidentenstuhl in Bayern? "Es ist halt immer wieder so, dass manche sich beim Fasching eine Traumwelt aufbauen", kommentierte Horst Seehofer die Faschings-Ambitionen seines Finanzministers.

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Für Horst Seehofer ist dagegen Fasching, wenn er die Krawatte mal gegen eine lila Fliege tauschen kann. Schon traditionell kommt der Ministerpräsident jedes Jahr in Minimalverkleidung nach Unterfranken. Doch die Fastnacht in Veitshöchheim gehöre neben dem Nockherberg in München zu seinen liebsten Terminen im Jahr. An diesem Abend scheint Seehofer wieder gut gelaunt zu sein. Vielleicht, weil er sich als Gewinner bei den Verhandlungen um das Asylpaket II fühlt? "Seit heut Mittag ärgerfrei", kommentiert Seehofer seinen Gemütszustand. "Vorher war ausschließlich Berlin, muss ich mehr sagen?"

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Im Vorjahr musste Ilse Aigner noch den US-Vizepräsident Joe Biden vom Münchner Flughafen abholen - und konnte so nicht zur Prunksitzung nach Veitshöchheim. In diesem Jahr schlägt sie als Prinzessin Leia verkleidet zurück: "Eine emanzipierte Frau, eine Meisterschützin und sie steht auf der guten Seite der Macht", begründet sie ihre Kostümwahl. Was sie mit ihrer Laserpistole vorhat? "Das überleg ich mir heut Abend noch, aber schießen tut sie ganz gut." Die CSU-Granden um Söder-Stoiber sollten sich also lieber in Acht nehmen, wenn Prinzessin Ilse auftaucht.

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Als Star am Pop-Himmel scheint sich Bayerns SPD-Chef Pronold zu sehen und kommt so als Elvis verkleidet nach Franken. Ob er denn auch singen und tanzen wolle, wird er auf dem roten Teppich gefragt. "Leider bin ich ein völlig taktloser Mensch und das wirkt sich auch auf das Getanze und Singen aus." Ob er das wohl genau so gemeint hat? Wäre es nicht so ein wunderschöner PR-Termin - bei den vielen Millionen Zuschauern, die sich die Prunksitzung im Bayerischen Fernsehen ansehen - vielleicht wäre der Genosse Pronold gar nicht erst in Unterfranken erschienen. Hat er doch Anfang der Woche so schlechte Erfahrungen mit dem Medium Fernsehen gemacht: Da wähnte er sich als einziger Promi-Politiker bei einer Faschingssitzung in Schwaben und flugs schnitt der BR dann noch Bayerns CSU-Justizminister Bausback in die Aufzeichnung rein. "Das nordkoreanische Fernsehen hätte es nicht besser als das Bayerische Fernsehen machen können", schimpfte der Pronold da über diese Vorgehensweise. Dass Bausback am Tag zuvor die Generalprobe besuchte und die Sendungen schließlich aus zwei Aufnahmetagen bestand, das war dem SPD-Chef dabei natürlich entgangen - und dafür bekommt er prompt die Quittung, als ihn das Komiker-Duo Heißmann und Rassau in Veitshöchheim fragt, warum er denn nicht als Diktator Kim Jong-un gekommen sei.

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Wen der Fasching so alles zusammenbringt: Da posiert doch glatt Natascha Kohnen von der SPD (als Bob Marley mit Tendenz pro Hanf) mit Andreas Scheuer als Robin (Tendenz, nun ja). Zum Batman hat es für CSU-Generalsekretär Scheuer noch nicht gereicht: "Ich muss ja immer die Politik von Batman kommentieren und deuten." Wen er damit wohl meint?

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Zum Glück wird in Veitshöchheim nicht über die Kostüme abgestimmt. So ganz klar wird bei Ludwig Spaenle nicht, was das denn nun darstellen soll. Wikinger im Urlaub? "Das ist Bayern in Hawaii, so eine Art Hawaiitoast", muss der Bildungsminister immer wieder erklären. Nun ja. Im Jahr zuvor hat er sich noch große Hobelspäne auf den Kopf gesetzt - Spaenle und so, Sie verstehen?

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Ein Söder kommt natürlich nicht allein an so einem Abend. Frau Karin begleitet ihn als Karin Stoiber - welch Analogie. Natürlich nicht ohne Erlaubnis der Vorbilder. Man habe voher gefragt, ob der Auftritt als ehemaliges MInisterpräsidentenehepaar denn in Ordnung sei. Den Stoibers habe das gefallen, sagen die Söder-Stoibers.

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Nicht als Bayern-Ei, sonder als "Bienenkönigin" und "Schleck-Bär" verkleidet kommt Ulrike Scharf mit ihrer Begleitung nach Veitshöchheim. Die Umweltministerin verteilt Honig von eigenen Bienen im Ministerium. Eier hätte wohl keiner von ihr genommen.

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Auf Beutezug will der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag gehen. Ein paar Stimmen dabei zu fangen könnte Markus Rinderspacher wohl schwerlich schaden. Bei aktuellen Umfragen dümpelt die SPD in Bayern eher vor sich hin, anstatt Höhenflüge in ferne CSU-Galaxien zu unternehmen.

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