Wissensnachrichten der Woche:Der 3,6-Tonnen-Biss

Die schnellen Wissensnachrichten der Woche: Tyrannosaurus Rex hatte eine enorme Beißkraft, eine unbewohnte Pazifikinsel hat die weltweit höchste Mülldichte. Und Forschern ist es gelungen, Blutstammzellen zu züchten.

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(Foto: dpa)

Dino mit ordentlich Biss 3600 Kilogramm müsste man aufwenden, um die Beißkraft eines Tyrannosaurus rex zu erreichen, der vor 68 bis 66 Millionen Jahren am Ende der Kreidezeit auf die Jagd ging. Das schließt ein Forscherteam um Gregory Erickson von der Florida State University aus Simulationen und dem anatomischen Vergleich mit der Muskulatur heute lebender Krokodile, die auf knapp die Hälfte dieses Wertes kommen (Scientific Reports). Solche Kräfte im Kiefer erlaubten es den Fleischfressern, die Karkassen ihrer Beutetiere besser zu verwerten. Sie pulverisierten die Knochen und gelangten so an wertvolle Mineralsalze und Knochenmark. Kleinere Dinosaurier konnten das nicht. Zu dieser sogenannten extremen Osteophagie sind heute unter anderem noch Wölfe und Tüpfelhyänen in der Lage, nicht aber die Reptilien. Neben der Beißkraft bedarf es zu dieser Fähigkeit nämlich auch noch einer besonderen Zahnform, mit der die Knochen aufgebrochen werden können.Weil die kegelförmigen Reißzähne des T. rex sehr robust waren und einen Druck von mehr als 30 Tonnen pro Quadratzentimeter lieferten, konnte der Raubsaurier damit die Knochen seiner Opfer zerkleinern und zermalmen. Diese Fähigkeit haben sonst nur Säugetiere wie Wölfe und Hyänen, andere Reptilien jedoch nicht. "Es war diese Knochen-zerschmetternde Fähigkeit, die T. rex dabei half, die Gerippe von großen gehörnten Dinosauriern und Schnabelsauriern ganz und gar auszuschlachten", sagte Paläontologe und Ko-Autor Paul Gignac. So wären die Riesenechsen auch an die wertvollen Mineral-Salze und das Knochenmark gelangt. Die Paläontologen entwickelten ihr T. rex-Rechenmodell auf Basis der Muskeln von Krokodilen und auch von Vögeln, den lebenden Nachfahren der Dinosaurier.

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(Foto: imago stock&people)

Phlegräische Felder unter Spannung Im Vergleich zum majestätischen Vesuv in der Nähe sind die Phlegräischen Felder fast unspektakulär; wie der Name vermuten lässt, ist die Landschaft mit ihren Kratern und Geysiren westlich von Neapel eher flach als hoch. Aber darunter schlummert ein riesiger Vulkan, dessen Ausbruch weit mehr als eine Million Menschen im Großraum Neapel bedrohen würde. Seit 1950 hat er sich immer wieder ein paar Jahre lang geregt, zuletzt Anfang der Achtzigerjahre. Es gab lokale Erdbeben, und der Boden hob sich insgesamt um einige Meter. Zu einem Ausbruch kam es nicht, aber womöglich war dieses Gerumpel bereits Vorbote einer kommenden Katastrophe: Die Erschütterungen könnten in der Kruste des Vulkans Spannung aufgebaut haben, so dass sie künftig leichter nachgibt, wenn Magma aus der Tiefe nach oben drückt. Das berichten Forscher um Christopher Kilburn vom University College London im Fachblatt Nature Communications. Dafür sprächen auch historische Aufzeichnungen: Die letzte ähnlich ruhelose Phase der Phlegräischen Felder sei im 15. und 16. Jahrhundert gewesen - bevor der Vulkan im Jahr 1538 das bislang einzige Mal in der jüngeren Geschichte ausbrach und dabei den 133 Meter hohen Monte Nuovo auftürmte. Die Wissenschaftler warnen auch vor weiteren, stärkeren Beben, wenn der Vulkan sich wieder meldet. "Wir müssen auf einen neuen Notfall vorbereitet sein, ob er zu einem Ausbruch führt oder nicht", sagte Co-Autor Giuseppe de Natale vom italienischen Vesuv-Observatorium.

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(Foto: Patrick Pleul/ dpa)

Ein Unglück vereint Kohlmeisen Wenn Kohlmeisen einen Artgenossen aus dem Schwarm verlieren, dann vertiefen sie ihre Beziehung zu anderen Vögeln aus der Gruppe. Zugleich treibt der Verlust die Tiere dazu, neue Kontakte zu anderen Schwarmmitgliedern aufzubauen. Das berichten Zoologen um Josh Firth von der britischen Universität Oxford im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B. Vor allem durch menschliche Aktivitäten sterben unzählige Tiere, die in sozialen Verbünden leben - so auch Kohlmeisen. Wie sich diese Verluste auf die verbliebenen Gruppenmitglieder auswirken, wurde bisher kaum untersucht. Das Team um Firth näherte sich der Frage, indem sie aus Schwärmen von Kohlmeisen, die in Großbritannien leben, einzelne Mitglieder herausnahmen und das Verhalten der übrigen Vögel analysierten. Jene Individuen, die einen ihnen nahestehenden Artgenossen verloren hatten, suchten sich rasch neue Kontakte zu anderen Schwarmmitgliedern. Zugleich intensivierten sie Interaktionen mit Vögeln, mit denen sie bereits zuvor zu tun hatten. Ein Unglück vereint Kohlmeisen offenbar mit anderen.

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(Foto: dpa)

Rekordwärme im April 0,88 Grad wärmer als die Vergleichsmonate der Jahre 1951 bis 1980 war der April 2017 im weltweiten Mittel. Es war nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa der zweitwärmste April, seit Wetterdaten systematisch aufgezeichnet werden. Den Rekord hält demnach weiterhin der April des vergangenen Jahres. Dieser lag 1,06 Grad über dem 30-Jahre-Durchschnitt. Die monatliche Analyse der globalen Durchschnittstemperatur wird aus öffentlich einsehbaren Daten von 6300 Wetterstationen, Schiffen, Bojen und Polarstationen ermittelt. Seit dem Jahr 1880 existieren wissenschaftlich brauchbare Temperaturmessungen.

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(Foto: Florian Peljak)

Blutstammzellen im Labor gezüchtet Zwei Forschergruppen ist es gelungen, Blutstammzellen zu züchten. Die beiden Teams entwickelten dazu unterschiedliche Verfahren, die sie in Nature präsentieren. Die Gruppe um George Daley vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston wandelte menschliche pluripotente Stammzellen zu Blutstammzellen um. Transplantiert in das Knochenmark von Mäusen entwickelten sich diese Stammzellen zu verschiedenen Bestandteilen des Bluts. Das andere Team benutzte embryonales Gewebe von Mäusen, um Blutstammzellen herzustellen. Es ist unklar, ob sich die Verfahren nutzen lassen, um sie als Therapie für den Menschen - etwa gegen Leukämie - zu nutzen. In jedem Fall können die Zellen helfen, Krankheiten besser zu verstehen und Gegenmittel zu entwickeln.

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(Foto: AP)

Müll, Müll, Müll Forscher haben auf einer unbewohnten Pazifikinsel rund 38 Millionen Teile Plastikmüll gefunden. Das sei die höchste Müll-Dichte, die bisher auf der Welt festgestellt wurde, erklärten die Forscher der Universität von Tasmanien am Dienstag bei der Veröffentlichung ihres Forschungsberichts - und das, obwohl die Henderson-Insel, die zu den Pitcairninseln gehört, extrem abgelegen sei. Am Strand fanden sich laut der Forscher Zahnbürsten, Dominosteine, Spielzeug und andere verwaschene Plastikteile in jeder Größe und Farbe. Die Insel liegt etwa auf halbem Weg zwischen Neuseeland und Chile, mitten im Pazifik. Sie gilt als Unesco-Weltnaturerbe.

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(Foto: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute)

Verzweifelte Einsiedlerkrebse stehlen die Behausung ihrer Artgenossen, spektakuläre Bilder von Raumsonde Cassini und das Risiko von Raucherinnen: Die Wissensnachrichten der vergangenen Woche finden Sie hier.

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