Kelberg:Operation Borkenkäfer: Sondermission für Bundeswehr-Soldaten

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Bundeswehrsoldaten schälen im Wald in der Eifel die Rinde von befallenen Baumstämmen. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Der "Feind" ist winzig klein, sitzt in der Rinde und ist ungemein gefräßig: Dem Borkenkäfer rückt in Rheinland-Pfalz nun auch die Bundeswehr zu Leibe....

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Hillesheim/Boxberg (dpa/lrs) - Der „Feind“ ist winzig klein, sitzt in der Rinde und ist ungemein gefräßig: Dem Borkenkäfer rückt in Rheinland-Pfalz nun auch die Bundeswehr zu Leibe. Ausgerüstet mit Schälmessern sind Dutzende Soldaten derzeit in rheinland-pfälzischen Wäldern im Hunsrück, Westerwald und in der Eifel im Sonder-Einsatz. Sie unterstützen Forstleute im Kampf gegen den Borkenkäfer, der zunehmend zu einer Gefahr für ganze Waldstriche wird. Es ist das erste Mal, dass die Bundeswehr im Zuge der Amtshilfe zu einem solchen Käfereinsatz in Rheinland-Pfalz ausrückt.

„Wir stellen die helfenden Hände, um das umzusetzen, das die Forstmitarbeiter machen wollen“, sagte Oberstleutnant Günter Bohn vom Landeskommando Rheinland-Pfalz. Seit Dienstag sind sie auch in den Wäldern des Forstamtes Hillesheim in der Vulkaneifel unterwegs. Nach einer Einweisung gehen sie auf die Suche nach befallenen Bäumen und markieren sie. Und an umgefallenen Bäumen, in denen sich der Schädling bereits massenhaft eingefressen hat, zücken sie ihre Messer und entrinden diese. So wird die weitere Ausbreitung verhindert, denn die Larven unter der Borke vertrocknen dann.

Eine erste Truppe sei bereits seit vergangenen Donnerstag im Hunsrück im Kampf gegen die Borkenkäfer im Einsatz, nun folgten Kameraden in Eifel und Westerwald. In der Eifel stammten die eingesetzten Soldaten vom Informationstechnikbataillon 281 aus Gerolstein, im Westerwald kämen sie vom Standort Hilden in Nordrhein-Westfalen, sagte Bohn. Ähnliche Missionen gegen Borkenkäfer habe es bereits unter anderem in Sachsen und in Sachsen-Anhalt gegeben.

In Rheinland-Pfalz ist die Lage ernst. In den vergangenen zwei trockenen Jahren hat sich der Borkenkäfer rasant ausgebreitet: Insgesamt 3,5 Millionen Bäume mussten nach Angaben des Forstministeriums in Rheinland-Pfalz „notgeerntet“ werden. Dieses Jahr sei bereits eine Million Festmeter Schadholz angefallen. „Ein dritter Dürre-Sommer in Folge wäre katastrophal“, teilte das Ministerium mit.

A und O im Kampf gegen den Borkenkäfer ist das frühzeitige Erkennen eines Befalls. Nur durch das Entfernen des Baums oder der Rinde kann verhindert werden, dass der Schädling sich weiter ausbreitet. Aus einer befallenen Fichte können so viele Käfer wieder ausfliegen, um weitere 20 Fichten zum Absterben zu bringen. Mit dem Ausfliegen der nächsten Käfergeneration sind es dann schon 400 Fichten und in der dritten Käfergeneration dann 8000 befallene Fichten.

Und genau so etwas soll im Forstamt Hillesheim nicht passieren. Denn die dortigen Wälder sind bisher noch in großen Teilen verschont geblieben. „Wir gehören zu den Forstämtern im Land, in denen es noch umfangreiche Fichtenbestände gibt“, sagte Forstamtsleiter Johannes Pinn. „Es geht jetzt strategisch darum, diese Vorräte auch für die Zukunft zu retten.“ In anderen Teilen von Rheinland-Pfalz, zum Beispiel im Westerwald, gebe es dagegen Bereiche, in denen man bereits kapituliere und die Fichten aufgebe.

„Ist der Wald erst einmal weg, fehlen auch all seine positiven Funktionen für das Klima, den Arbeitsmarkt, die Artenvielfalt und als Raum zur Erholung“, sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Durch die Dürrejahre 2018 und 2019 seien ohnehin viele Kahlflächen im Wald entstanden - eine Fläche von insgesamt bereits über 15 000 Hektar. Der Einsatz der Bundeswehr ist nach Angaben des Ministeriums zunächst für zwölf Wochen geplant.

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