Umwelt - Berlin:Bund Naturschutz und AWO fordern sozial-ökologische Wende

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Nürnberg (dpa/lby) - Der Bund Naturschutz (BN) und der Sozialverband Arbeiterwohlfahrt in Bayern haben die Staatsregierung aufgerufen, aus der Corona-Krise zu lernen und eine sozial-ökologische Wende einzuleiten. Die Corona-Krise habe zahlreiche soziale Ungerechtigkeiten offenbart, sagten der AWO-Landesvorsitzende Thomas Beyer und BN-Landeschef Richard Mergner in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Sie prangern Misstände an - wie die aus ihrer Sicht unzureichende Bezahlung systemrelevanter Berufe in der Alten- oder Krankenpflege und die unwürdige Beschäftigungs- und Lebenssituation von Mitarbeitern in Schlachthöfen: "Wir müssen von der Ökonomie der Gier und des grenzenlosen Wachstums, des Wettbewerbs und der Gewalt, die uns in eine existenzielle Krise getrieben hat, zu einer Ökonomie der Fürsorge und der Gemeinwohl-Orientierung übergehen", sagte Mergner.

Das Konjunkturprogramm der Regierungen in Bund und Land müsse anders gestaltet werden, sagte AWO-Landeschef Beyer. "Es laufen die alten Spielchen mit ein bisschen Krisenkosmetik", betonte er und spielte auf aus seiner Sicht zu große Erleichterungen für die Wirtschaft an. Die Kurzarbeit schütze vor allem die Arbeitgeber. Währenddessen sei aber unter anderem der Mieterschutz ausgelaufen - auch für Menschen, die durch weniger Einkommen in Zahlungsprobleme kämen.

"Für mich wird Corona zu einer Gerechtigkeitskrankheit", betonte er. Der Bund Naturschutz in Bayer forderte seinerseits eine viel stärkere Bekämpfung des Klimawandels und anderer Umweltgefahren. In Deutschland könnten im Jahr 2018 rund 80 000 vorzeitige Todesfälle auf die Ursache Luftverschmutzung, vor allem aus Dieselruß, Kerosin- und Kohleverbrennung zurückgeführt werden. 2016 seien allein 4000 Menschen vorzeitig wegen der Emissionen von Kohlekraftwerken gestorben.

"Wir müssen die Klimakrise und den Schwund natürlicher Ökosysteme ebenso ernst nehmen wie die Covid-19-Pandemie, denn es gibt gemeinsame Ursachen und Wechselwirkungen zwischen diesen drei Krisen", sagte Mergner. Corona zeige in schonungsloser Deutlichkeit den Zusammenhang ausbeuterischer Strukturen - etwa wenn in den Massenunterkünften von Schlachthöfen Corona-Hotspots entstehen.

"Die reine Effizienz- und Kostenvermeidungslogik des aktuellen Systems muss durchbrochen und einer echten Reformierung unterzogen werden", heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier der beiden Organisationen. Keinesfalls dürfe die aktuelle Krise jedoch dazu genutzt werden, nötige oder bereits beschlossene Regelungen in der Umwelt-, Sozial- oder Klimapolitik auszusetzen, zu verschieben oder generell in Frage zu stellen.

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