Technik:Neue Facebook-Bedingungen: Die Änderungen im Überblick

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Berlin (dpa/tmn) - Das soziale Netzwerk Facebook ändert seine Nutzungsbedingungen. Künftig sollen noch mehr Daten erhoben werden, die Nutzer sollen aber auch mehr Kontrolle darüber bekommen. Verbraucherschützer und Politiker sind skeptisch.

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Berlin (dpa/tmn) - Das soziale Netzwerk Facebook ändert seine Nutzungsbedingungen. Künftig sollen noch mehr Daten erhoben werden, die Nutzer sollen aber auch mehr Kontrolle darüber bekommen. Verbraucherschützer und Politiker sind skeptisch.

Facebook ändert zum 1. Januar 2015 seine Nutzungsbedingungen. Mitglieder des sozialen Netzwerks erhalten derzeit die Aufforderung, die „aktualisierten Bedingungen sowie Datenrichtlinie und Cookies-Richtlinie“ anzusehen. Nutzer sollten sich die Mühe machen, dieses umfangreiche Dokument zu lesen, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Facebook lässt sich erlauben, alle Nutzungsinformationen zu erheben und zu nutzen“, sagt Rechtsanwältin Sabine Petri. Auch wenn man einzelnen Punkten nicht widersprechen könne, sei es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, was mit den eigenen Daten passiere.

„Die geplanten Änderungen der Datenrichtlinie bei Facebook sind mit Licht und Schatten verbunden, sagt Ulrich Kelber (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium. Er begrüße das Bemühen um mehr Transparenz und eine verständliche Sprache, die Datenschutzbedingungen seien aber auch in der Neufassung viel zu lang. Grundsätzlich ändere sich nichts daran, dass Facebook geräteübergreifend auf nahezu alle Daten zugreife und sie verknüpfe und auswerte. Hier die Änderungen im Überblick:

Datenschutz: Facebook will es Nutzer leichter machen, zu entscheiden, wer ihre Inhalte sieht. Dazu gibt es jetzt interaktive Anleitungen und auch Möglichkeiten, die Analyse von besuchten Seiten und Apps zu kontrollieren. Verbraucherschützerin Petri weist darauf hin, dass der Nutzer hier aktiv tätig werden muss. Neue Funktionen müssten in der Regel abgestellt werden, wenn man mit ihnen nicht einverstanden sei. Und man müsse sich bewusst sein, dass trotz aller Einstellungen Facebook selbst immer alles erfahre und möglicherweise auswerte.

Standortdaten: Künftig können Standortdaten mit denen der Freunde und mit Werbeanzeigen verbunden werden. Wer also seinen Standort teilt, kann beispielsweise Informationen über Restaurants in der Nähe oder Neuigkeiten von Freunden in der Umgebung angezeigt bekommen. Wer das nicht möchte, sollte der Facebook-App auf seinem Smartphone keinen Zugriff auf das GPS-Modul gewähren.

Werbung: Facebook will Werbung mehr auf den Einzelnutzer zuschneiden. Bislang werden die Inhalte der Werbeanzeigen aus „Gefällt mir“-Angaben und anderen Aktivitäten im Netzwerk generiert. Bald sollen auch besuchte Internetseiten und genutzte Apps ausgewertet werden. Das Netzwerk ist in der Lage, die Aktivitäten seiner eingeloggten Nutzer im Netz teilweise nachzuvollziehen. Wer dann etwa online ein Paar Sportschuhe kauft, könnte beispielsweise Anzeigen für Sportkurse oder andere Trainingskleidung sehen. Wer Urlaubsziele recherchiert, sieht Werbung von Reiseveranstaltern.

Künftig sollen Facebook-Nutzer Werbeanzeigen auf ihre Relevanz bewerten können. Dazu wird auch sichtbar gemacht, in welche Zielgruppe Facebook die Nutzer einordnet und warum man eine bestimmte Anzeige sieht. Laut Facebook soll so sichergestellt werden, dass Nutzer nur relevante Werbung sehen. Die neue Einstellung für Werbeanzeigen gebe dem Nutzer zwar mehr Kontrolle, erkennt Staatssekretär Kelber an. „Gleichzeitig erhält Facebook so aber auch noch mehr werberelevante Informationen über den Nutzer.“ Daher seien die Änderungen kein großer Gewinn für die Verbraucher.

Neue Funktionen: Das Netzwerk will seine Kunden durch neue Optionen wie einen „Kaufen“-Knopf enger an sich binden. So könnte der Kauf von Waren direkt über das Facebook-Konto erfolgen. Damit könnte das Unternehmen neben Nutzungsdaten auch an Einkaufsgewohnheiten und Zahlungsdaten der Kunden kommen. „Aus Verbraucherschutzsicht ist das sehr kritisch zu bewerten“, sagt Sabine Petri. Durch Zusammenführung dieser Daten könnten umfassende Personenprofile erstellt werden.

Wer Facebook ab dem 1. Januar aufruft, stimmt den neuen Richtlinien automatisch zu. „Der Nutzer hat keine Chance, dem zu widersprechen“, sagt Petri. Man habe nur die Möglichkeit, das Netzwerk nicht mehr zu nutzen, wenn man mit den Änderungen nicht einverstanden sei. Grundsätzlich empfiehlt sie, die Sichtbarkeit von Beiträgen stark zu kontrollieren und in den Privatsphäre-Einstellungen auf minimale Auswertung der persönlichen Daten zu Werbezwecken zu setzen. Und wachsam müssen Nutzer sein: „Man sollte regelmäßig nachsehen, ob die Einstellungen noch so sind, wie man sie eingestellt hatte.“

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