Psychologie:Der richtige Weg zum Glück

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Achtsamkeitsübungen und Meditation gehören zu den Ratschlägen, die Menschen auf der Suche nach einem glücklicheren Leben überall finden. (Foto: Daniel Ingold/IMAGO/Westend61)

Gärtnern, joggen, meditieren - Psychologen testen populäre Strategien für ein besseres Leben. Was bringen die Anstrengungen?

Von Werner Bartens

Der alte Russe hatte unrecht. Leo Tolstois Einsicht aus "Anna Karenina", wonach alle glücklichen Familien einander gleichen, während jede unglückliche auf ihre Weise unglücklich ist, klingt gut, stimmt aber vermutlich nicht. Gegenrecherchen in Lifestyle-Magazinen und Ratgebern zeigen nämlich, dass es Dutzende Strategien gibt, um glücklich zu werden. Doch Obacht, nicht alle Empfehlungen sind hilfreich oder wissenschaftlich fundiert; vielen Ratschlägen fehle schlicht die Evidenz, warnen Psychologen.

Nun ist es wenig verwunderlich, dass im Land der Miesmuscheln und Trauerklöße Glücksstrategien nicht immer anschlagen. Dunigan Folk und Elizabeth Dunn von der Universität Vancouver haben die Fachliteratur nach populären Glücksversprechen durchforstet. Schließlich liefert die Google-Suche "How to be happy" mehr Treffer als jene nach "How to get rich" - Bedarf ist also vorhanden. Am häufigsten wurden in populären Veröffentlichungen folgende fünf Ratschläge für gesunde Glückssucher gegeben: Dankbarkeit zeigen, Kontakte mit Familie und Freunden pflegen und auf Fremde zugehen, Achtsamkeitsübungen und Meditation, Sport und andere Arten der Bewegung, Naturerlebnisse suchen, und sei es in Form von Topfpflanzen.

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Listen aufzustellen, wofür man dankbar sein könnte oder wie großartig der Freundeskreis ist, erwies sich zwar nicht als enormer Glücksbringer, doch "zumindest kurzfristig" können solche "Dankbarkeitspraktiken" die Laune heben, so die Psychologen. Mehr Zeit mit Freunden oder der Familie zu verbringen, erbrachte gemischte Ergebnisse - kommt wahrscheinlich auf die Freunde und die Familie an. Eine Studie belegte immerhin, dass Pendler in London positiver gestimmt waren, wenn sie Fremde im Zug ansprachen - was womöglich an den originellen Nutzern britischer Bahnen liegt. Meditation und mehr Achtsamkeit im Alltag zeigten hingegen wenig Nutzen in Studien, obwohl es anekdotische Evidenz für ein gesteigertes Wohlbefinden nach solchen Übungen gibt.

Auch für Sport als Glücksbringer waren die Beweise dünn, was angesichts so vieler verkniffener Läufer nicht verwunderlich ist. Studien, die dennoch einen Schub für die Stimmung ausmachen konnten, hatten allerdings einen unfairen Aufbau: "Erst im Vergleich zu langweiligen Aktivitäten, wie in der Stille zu sitzen oder eine Doku übers Buchbinden anzusehen, fühlten sich die Teilnehmer nach Sport glücklicher", so die Autoren. Und die Natur? Auch hier gab es allenfalls zarte Hinweise, etwa dass sich die Einwohner Helsinkis im Wald besser fühlten als in der Innenstadt - und die Barcelonas besser am Strand als im Zentrum. Wurde jedoch verglichen, ob Menschen glücklicher waren, wenn sie an die Häuser oder die Natur in ihrer Nähe dachten, fiel die Entscheidung zugunsten der Bauwerke aus.

Zum Glück kann jeder die Glücksstrategie wählen, die zu ihm passt. Die kanadischen Psychologen wollen niemanden von Sport, sozialen Kontakten oder der Pflege ihrer Kakteen abbringen. Allerdings weisen sie darauf hin, dass Achtsamkeitsübungen und Meditation viel Zeit und Energie verschlingen können, und das bei fraglichem Nutzen. Stellt sich trotz des Aufwands nicht der erhoffte Glücksschub ein, werden die Menschen - genau: unglücklich.

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