SZ-Klimakolumne:Wie funktioniert der friedliche Übergang in die klimaneutrale Welt?

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"Unsere Großväter haben im Meer gefischt, unsere Väter waren im Ölgeschäft, die aktuelle Generation kümmert sich um Wind-Offshore-Farmen", meint Kadri Simson, EU-Kommissarin für Energie. (Foto: ANDY BUCHANAN/AFP)

Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz stehen unter Druck wie lange nicht. Dabei rauscht die Welt von Hitzerekord zu Hitzerekord.

Von Thomas Hummel

Leila Benali, die Ministerin für Energiewende und nachhaltige Entwicklung in Marokko, ordnete während der Münchner Sicherheitskonferenz das Problem wohl richtig ein: "Die Menschheit musste solche Fragen nie beantworten." Aufgrund des steigenden Meeresspiegels drohten 25 Prozent der Mitglieder der Vereinten Nationen einfach zu verschwinden. "Wir müssen noch nie gesehene Herausforderungen bewältigen."

Die Sicherheitskonferenz öffnet sich seit einigen Jahren den Themen Klima, Umwelt, Ernährung, zu offensichtlich sind die weltweiten Gefahren. In der Debatte im Forum der BMW Foundation ging es um "Das Dilemma der Dekarbonisierung" und wie man im globalen Süden gerechte und friedliche Übergänge gestalten könne. In Asien etwa sind viele Volkswirtschaften auf Kohle gebaut. Wie ein Kohleausstieg in Indien, Indonesien, Vietnam oder China gestaltet werden kann, erscheint rätselhaft.

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Gerechte und friedliche Übergänge könnte aber auch der globale Norden gut gebrauchen, Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Reduktion von Treibhausgasen stehen unter Druck wie lange nicht. Die Bauern in ganz Europa hupen, blockieren und protestieren gegen Umweltvorschriften und den Green Deal der EU. Das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 in der EU wird infrage gestellt, rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien, die fast allesamt den Klimawandel leugnen oder verharmlosen, erhalten Zulauf von Wählern wie nie. In den USA könnte der Öl- und Kohlefreund Donald Trump zurück an die Macht kommen.

Ob das alles von Dauer ist? Ignorieren lässt sich die Erderwärmung kaum. Die Temperaturen auf der Erde eilen von Rekord zu Rekord, der Januar war laut EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus global 1,66 Grad Celsius wärmer als im Schnitt am Ende des 19. Jahrhunderts. Im Februar passieren Dinge, die selbst Klimaforschern kaum noch erklärlich sind, vor allem was die Meerestemperaturen betrifft. Es dürfte wohl der heißeste Februar seit Aufzeichnungsbeginn auf der Erde sein, nachdem schon die neun Monate zuvor so heiß waren wie nie zuvor.

Meine Kollegin Angelika Jung-Hüttl erklärte zuletzt, was es bedeutet, wenn infolge dieser Erwärmung der Permafrost schmilzt. Und Klimaforscher von der Uni Utrecht in den Niederlanden warnen, dass die Atlantische Umwälzströmung abzureißen droht. Dadurch würde es in Europa erheblich kälter und zwar schnell.

Schafft die Menschheit die Wende? In München saß auch Kadri Simson, EU-Kommissarin für Energie aus Estland, in der Runde. Sie wies darauf hin, dass die EU schon in 15 Jahren 90 Prozent weniger CO₂ emittieren wolle als noch 2019. Sie nannte es eine "schwierige Position", weil auch in Europa noch vielerorts Arbeitsplätze und Wertschöpfung an Öl, Gas oder Kohle hängen. Andererseits gebe es Beispiele für einen gerechten, friedlichen Übergang: "Unsere Großväter haben im Meer gefischt, unsere Väter waren im Ölgeschäft, die aktuelle Generation kümmert sich um Wind-Offshore-Farmen", sagte die Estin.

Wie sehen Sie die aktuellen Debatten? Gerät das Problem der Erderwärmung zu sehr in den Hintergrund? Zuschriften wie immer gerne an klimafreitag@sz.de

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag , den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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