Geschichte - Berlin:Tag der Befreiung: Viele Gedenkveranstaltungen in Berlin

Berlin
Menschen besuchen das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. Foto: Christophe Gateau/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Zum 75. Jahrestag der Befreiung von der NS-Diktatur gedenken verschiedene Parteien und Organisationen am Freitag in ganz Berlin mit Kranzniederlegungen und kleineren Kundgebungen Deutschlands Kapitulation. Wegen der Corona-Beschränkungen müssen größere Feiern ausfallen. Aber auch von zu Hause aus können sich Interessierte über das Weltkriegsende informieren: Das Deutsch-Russische Museum in Karlshorst bietet auf seiner Homepage 360-Grad-Rundgänge durch den historischen Kapitulationssaal.

Dieser kann auch live im Museum besichtigt werden, alle anderen Räume bleiben jedoch geschlossen. Zwanzig Menschen können nach Angaben eines Sprechers gleichzeitig in den Saal. Im Garten des Museums wird demnach die Ausstellung "Die deutsche Kapitulation im Mai 1945" in einer Open-Air-Variante gezeigt.

In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 unterzeichneten Offiziere der Wehrmacht in Karlshorst die Kapitulation im Zweiten Weltkrieg. Der Krieg hatte mit dem Überfall von Hitler-Deutschland auf Polen im September 1939 begonnen. Rund sechs Millionen Juden wurden von den Nazis ermordet, insgesamt starben zwischen 55 und 60 Millionen Menschen.

Am Freitagabend organisiert die Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine virtuelle europäische Jugendkonferenz in dem Saal. Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan und Museumsdirektor Jörg Morré stellen sich den Fragen der Jugendlichen.

Schon am Morgen will Schneiderhan am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten einen Kranz niederlegen. Auch der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, wird nach Angaben des Abgeordnetenhauses am Freitagmorgen an der Kranzniederlegung der russischen Botschaft und anschließend der ukrainischen Botschaft an dem Ehrenmal teilnehmen.

In verschiedenen Bezirken sind nach Angaben der Polizei kleinere Kundgebungen und Kranzniederlegungen an sowjetischen Ehrenmälern und anderen historischen Orten geplant. Bis zu 50 Teilnehmer dürfen laut der geltenden Corona-Verordnungen daran teilnehmen. Die Sicherheitskräfte seien gut aufgestellt und bei allen angemeldeten Veranstaltungen vor Ort.

Am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park, wo in den vergangenen Jahren der nationalistische russische Biker-Club "Nachtwölfe" der russischen Kriegstoten gedachte, ist laut Polizei nur tagsüber eine Kundgebung vom Bund der Antifaschisten Treptow angemeldet.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erinnerte am Mittwoch zum Jahrestag des Kriegsendes vor 75 Jahren an die Lehre, gegen Krieg und Diktatur einzutreten. Aus der Geschichte ergebe sich die Verpflichtung: "Nie wieder Krieg, nie wieder Diktatur". Der Tag der Befreiung sei ein ständiger Appell, Frieden, Freiheit und Demokratie "durch kluge ud vernünftige Politik mit Augenmaß, Respekt und Verantwortungsbewusstsein zu bewahren und zu fördern".

Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Tom Sello rief dazu auf, die Menschen nicht zu vergessen, denen "im sowjetischen Machtbereich ein demokratischer Neuanfang verwehrt blieb". "Erst 1990, 45 Jahre nach Kriegsende, wurde in der DDR eine demokratische Gesellschaft aufgebaut", sagt der Aufarbeitungsbeauftragte.

Das Stadtmuseum Berlin wies auf die kostenlose "berlinHistory App" hin. Damit lassen sich zu hunderten Bildern des zerstörten Berlin von 1945 "Vorher-nachher-Bilder" erstellen. So sollen die Folgen des Zweiten Weltkriegs im Stadtraum sichtbar werden. Der Lesben- und Schwulenverband ruft dazu auf, Blumen an Stolpersteinen in Berlin niederzulegen. Demnach waren rund 10 000 Homosexuelle in den NS-Konzentrationslagern inhaftiert.

Die Staatskapelle Berlin schließlich gibt am Freitagabend ein Gedenkkonzert in der Staatsoper Unter den Linden, das um 21.45 Uhr auf dem Sender 3sat übertragen wird.

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