Klimakrise:2,3 Grad wärmer als vor der Industrialisierung

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Trockenheit und Hitze trugen dazu bei, dass 2022 ungewöhnlich große Waldflächen brannten, hier im Juli auf der griechischen Insel Lesbos. (Foto: Eurokinissi/dpa)

Europa heizt sich doppelt so schnell auf wie die Welt insgesamt, berichten die Weltwetterorganisation WMO und der EU-Klimadienst Copernicus. Die Folgen werden immer deutlicher spürbar.

Von Marlene Weiß

Das Jahr 2022 hat in Europa erneut gezeigt, wie schnell die Klimakrise voranschreitet. Laut dem jährlichen Bericht zum Zustand des europäischen Klimas, den die Weltwetterorganisation WMO und der EU-Klimadienst Copernicus am Montag veröffentlicht haben, ist es im Vergleich zur vorindustriellen Zeit in Europa bereits 2,3 Grad Celsius wärmer geworden. Das ist eine rund doppelt so starke Erwärmung wie im globalen Durchschnitt.

Die Folgen waren im vergangenen Jahr überall auf dem Kontinent zu beobachten. In vielen Ländern im Westen und Südwesten Europas war 2022 das wärmste je gemessene Jahr, europaweit betrachtet lag das Jahr je nach verwendetem Datensatz auf den Plätzen zwei bis vier. Über weite Teile des Kontinents gab es zudem zu wenig Niederschlag, insbesondere war der Schnee im Winter 21/22 knapp. Das führte im Sommer zum höchsten je erfassten Verlust an Gletschereis in den Alpen: Seit 1997 ist die Eisdecke im Schnitt um 34 Meter dünner geworden.

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Die verbreiteten Dürren trugen dazu bei, dass 2022 die bislang zweitgrößte Waldbrand-Fläche verzeichnet wurde, und machten auch der Landwirtschaft zu schaffen. "Wegen der anhaltenden Megadürre in Spanien sind die Wasserreserven mittlerweile so niedrig, dass viele Bauern kein Getreide mehr anbauen können, was sich auf die Lebensmittelpreise auswirkt", sagt Hannah Cloke, Hydrologin von der University of Reading. "Die Belege sind eindeutig, dass die Effekte von Klima-Disruption auf unsere eigene Gesellschaft zunehmen."

Auch die Meere in und um Europa erwärmen sich viel stärker als im globalen Durchschnitt

In den Teilen des Nordatlantik, die die WMO zur Region Europa zählt, waren die Oberflächentemperaturen höher als je zuvor, weite Teile des Ozeans waren von starken bis extremen marinen Hitzewellen betroffen. Dass Europa sich so stark erwärmt hat, liegt nicht nur daran, dass Landmassen sich generell schneller aufheizen: Auch die Meeresoberflächen erwärmen sich laut dem Bericht in Europa dreimal schneller als im globalen Durchschnitt, insbesondere im östlichen Mittelmeer, in der Ostsee, im Schwarzen Meer und in der südlichen Arktis.

16 000 Menschen starben 2022 infolge von Wetter- und Klimaereignissen in der Region, fast alle aufgrund der Hitzewellen im Sommer, der europaweit der wärmste je erfasste war. Allerdings waren manche Gebiete auch von ungewöhnlicher Kälte und starkem Schneefall betroffen, etwa die Türkei, Griechenland und Montenegro. Aber die Autoren heben auch positive Entwicklungen hervor: So wurden 2022 gut 22 Prozent des Stroms aus Wind und Sonne erzeugt, erstmals mehr als aus fossilen Gasen.

Experten loben die Qualität der erhobenen Daten. "In vieler Hinsicht hat Europa den besten analytischen Blick auf die Folgen des Klimawandels, das macht das, was jetzt beobachtet wird, umso gruseliger", sagt David Reay, Klimaforscher an der University of Edinburgh.

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