Ernährung:Müsli macht schön

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Macht müde Menschen womöglich attraktiver: Vollkorn-Müsli. (Foto: Aileen Kapitza/dpa)

Wer gesünder frühstückt, sehe kurzfristig attraktiver aus als andere, berichten Forscherinnen aus Frankreich. Doch hilft das auch längerfristig?

Von Christian Weber

Man kann natürlich auch eine Schönheits-OP machen oder sich jeden Morgen eine sündhaft teure Creme ins Gesicht schmieren, um dann Wochen oder Monate lang in den Badezimmerspiegel zu schauen und zu hoffen, dass sich etwas ändert. Schneller und billiger aber geht es, so behauptet zumindest ein Forscherteam um die Evolutionsbiologinnen Claire Berticat und Amandine Visine von der Universität Montpellier, wenn man die richtigen Lebensmittel zum Frühstück wählt. Im Kern geht es um die Frage: Croissant (die Forscherinnen arbeiten in Frankreich) oder Vollkorn-Müsli? Wie die Forscher und Forscherinnen im Fachblatt Plos One berichten, wirken Versuchspersonen zumindest vorübergehend attraktiver, wenn sie sich beim Frühstück für gesunde Produkte aus nicht raffinierten, wenig verarbeiteten Kohlenhydraten entschieden haben.

Für die Studie hatten die Wissenschaftler 104 gesunde Probanden im Alter von 20 bis 30 Jahren rekrutiert, je 52 Männer und Frauen. Per computergeneriertem Zufallsentscheid wurde diesen dann ein Frühstück mit maximal 500 Kalorien zugeteilt, entweder mit raffinierten oder ausschließlich mit einfachen, nicht verarbeiteten Kohlenhydraten. Konkret heißt das: Die eine Gruppe erhielt aus Industriemehl gebackenes Baguette, Marmelade, Apfel- oder Orangensaft sowie gezuckerten Tee oder Kaffee. Die andere Gruppe frühstückte Vollkornbrot mit Käse und Butter, eine Orange oder einen Apfel, ungesüßten Kaffee oder Tee. Vor und nach der Mahlzeit wurde der Blutzucker gemessen, außerdem füllten alle Teilnehmer einen Fragebogen zu ihren Ernährungsgewohnheiten aus.

Die Probanden durften kein Schmuck tragen, lächeln war nicht erlaubt

Obendrein wurden alle teilnehmenden Männer und Frauen zwei Stunden nach ihrem Frühstück auf identische Weise fotografiert: vor weißem Hintergrund und bei standardisiertem Licht. Sie durften weder Schmuck noch Brillen oder Make-up tragen, selbst das Lächeln wurde ihnen untersagt. Danach kam es zum Test: 256 zufällig auf öffentlichen Plätzen in Montpellier angesprochene Personen wurden gebeten, die Attraktivität der fotografierten Studienteilnehmer zu bewerten, wobei ihnen stets Bilder des jeweils anderen Geschlechts vorgelegt wurden. Das Ergebnis war klar: Männer und Frauen, die das gesündere Frühstück mit weniger raffinierten Kohlenhydraten zu sich genommen hatten, erschienen im Durchschnitt attraktiver.

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Kein Wunder, meint etwa der Psychologe David Perret von der University of St. Andrews in einem Kommentar zur Studie im Guardian, der dazu forscht, wie sich Gesundheit im Gesicht widerspiegelt. Denn raffinierte Kohlenhydrate wirkten sich schnell auf den Blutfluss aus. "Und der Blutfluss kann das Aussehen der Haut sehr schnell verändern." Das sehe man an den bleichen Gesichtern von Menschen, die sich übel fühlten. "Wir wissen, dass die meisten Leute gesünder und attraktiver aussehen, wenn die Hautfarbe einen leichten Anstieg von sauerstoffreichem Blut anzeigt."

Allerdings weisen auch die Studienautoren in ihrem Paper darauf hin, dass der langfristige Zusammenhang zwischen Aussehen und Diät komplexer sei. Dann variiere der Effekt mit dem Geschlecht sowie mit Art und Zeitpunkt der jeweiligen Mahlzeit. Dennoch beharrt Autorin Claire Berticat auf der grundlegenden Erkenntnis: "Unsere Befunde sind ein überzeugender Hinweis auf die weitreichenden Folgen unserer Ernährungsweise nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für Eigenschaften von großer sozialer Bedeutung wie die Attraktivität des Gesichts."

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