Saudi-Arabien:Schwerelos dank des Königs

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Rayyanah Barnawi während eines Trainings für den Flug ins All. Diese Woche kehrte sie von der ISS zurück. (Foto: Saudi Space Commission/AFP)

Die Biomedizinerin Rayyanah Barnawi ist die erste Saudi-Araberin im Weltraum. Die Mission soll auch die Ziele des Herrscherhauses unterstützen.

Von Dunja Ramadan

Rayyanah Barnawi wird langsam aus der Weltraumkapsel gerollt, zwei Frauen helfen ihr auf die Beine, sie wirkt noch etwas unsicher. Doch dann steht die junge Frau am Mittwoch endlich wieder auf festem Boden, winkt in die Kamera, reckt den Daumen nach oben. Die Saudi-Araberin hat zehn Tage im All auf der Internationalen Raumstation (ISS) verbracht. Die Biomedizinerin ist damit nicht nur die erste Saudi-Araberin im Weltall, sondern auch die erste Araberin überhaupt.

Die 34-Jährige war Teil einer komplett privaten Mission, organisiert vom Raumfahrtunternehmen Axiom Space, in Zusammenarbeit mit der Nasa und Space-X. Die vierköpfige Crew startete an Bord einer Dragon-Kapsel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida. Medienberichten zufolge bezahlten die Passagiere jeweils rund 50 Millionen Euro für den Trip. Barnawis Ticket bezahlte laut Al Jazeera die saudische Regierung.

In ihrer Heimat hat Barnawi sich eine große Fangemeinde aufgebaut

Die vergangenen neun Jahre arbeitete Rayyanah Barnawi als Stammzellenforscherin in Saudi-Arabien, zuvor studierte sie Biomedizin in Neuseeland und absolvierte in ihrer Heimat anschließend den Master. Es sei ihre Leidenschaft für Experimente und wissenschaftliche Forschung, die sie motiviert hätte, sich als Astronautin für das Saudi National Astronaut Program zu bewerben, erzählte sie in Interviews. Ihr Ziel: in der schwerelosen Umgebung ihre Forschung zu Stammzellen und Brustkrebs voranzutreiben.

In Saudi-Arabien wird Rayyanah Barnawi nun als Volksheldin gefeiert, Hashtag: Saudi-Arabien Richtung All. Ihre Fangemeinde hält sie durch zahlreiche Tweets bei Laune. Auf einem Bild tippt sie sich auf die Ohrläppchen und schickt Grüße zu ihrer Großmutter nach Saudi-Arabien, deren Ohrringe hätten es ins Weltall geschafft.

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Aber vor allem möchte Barnawi Kinder und Jugendliche in ihrer Heimat fürs Weltall begeistern. Einmal teilt sie Fanpost von Schülerinnen aus der Heimat, mit dem Kommentar: "Wir tragen eine große Verantwortung, die nächste Generation von Frauen zu inspirieren. (...) Wir leben in einem Land, das das Unmögliche nicht kennt. Träumt und strebt nach mehr ... und so Gott will, werdet ihr es erreichen."

Noch vor wenigen Jahren hätte die Astronautin nicht mal zum nächstgelegenen Supermarkt fahren dürfen

Was sich ebenso wie ein roter Faden durch ihre Twitter-Timeline zieht: Ihr Dank an den saudischen König Salman und den Kronprinzen Mohammed bin Salman, "jener Führer, der unsere ganzen Hoffnungen trägt, unsere Gedanken und Visionen", wie Barnawi es formuliert. Sie habe es ihnen zu verdanken, dass sie an dieser Mission teilnehmen und somit der Menschheit dienen könne. Offiziell steht das Programm in Zusammenhang mit der Vision 2030, dem Prestigeprojekt von Mohammed bin Salman, der die saudische Wirtschaft auf eine Zeit nach dem Öl vorbereiten will. "Meine Familie und meine Geschwister im Königreich: Der Himmel setzt unserem Ehrgeiz keine Grenzen. Er ist nur der Anfang", twittert sie.

Noch vor wenigen Jahren wäre Rayyanah Barnawis Reise unmöglich gewesen. Damals durfte die junge Frau in ihrer Heimat nicht mal zum nächstgelegenen Supermarkt fahren. Erst seit 2018 dürfen Frauen im einst ultrakonservativen Saudi-Arabien Auto fahren. Auch wenn junge Menschen im Königreich nun viel mehr Freiheiten im Alltag genießen, freie Meinungsäußerungen werden von der Herrscherfamilie bis heute nicht gerne gesehen. Erst 2022 wurden kritische Frauenrechtlerinnen zu drakonisch langen Haftstrafen verurteilt.

Für Saudi-Arabien war die Reise von Rayyanah Barnawi nicht die erste Reise ins All (wenn auch die am meisten beworbene). 1985 hatte der Prinz und Kampfpilot Sultan bin Salman bin Abdulaziz an einer von den USA organisierten Weltraummission teilgenommen.

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