Wirtschaft kompakt:Neuer Thyssen-Krupp-Chef kommt von Siemens

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Von der Hochtechnologie zu den Hochöfen: Siemens-Vorstand Hiesinger wechselt zu ThyssenKrupp. Außerdem: Adidas ist wieder in Form.

Ein Siemens-Manager soll das Ruder bei dem tief in die roten Zahlen gerutschten Stahlgiganten Thyssen-Krupp übernehmen. Der 49-jährige Heinrich Hiesinger soll im Januar kommenden Jahres die Nachfolge des langjährigen Konzernchefs Ekkehard Schulz antreten.

Hochofen von Thyssen-Krupp: Die Neubesetzung der Konzernspitze gilt als Überraschung. (Foto: Foto: Reuters)

Mit dieser Mitteilung beendete Thyssen-Krupp am Dienstag eine seit Monaten schwelende Diskussion um die Nachfolge des 68- jährigen ThyssenKrupp-Chefs Ekkehard Schulz.

Der studierte Elektro-Techniker Hiesinger ist derzeit im Siemens-Vorstand für den Industriesektor zuständig. Er soll am 1. Oktober zunächst als stellvertretender Vorsitzender in den Thyssen-Krupp-Vorstand eintreten.

Die Nachfolge von Schulz soll Hiesinger mit Ablauf der Hauptversammlung am 21. Januar kommenden Jahres übernehmen. Neu in den Vorstand eintreten soll auch der derzeitige Thyssen-Krupp-Generalbevollmächtigte Jürgen Claassen, der dort unter anderem für Konzernentwicklung zuständig sein soll.

Die Entscheidung des Personalausschusses des Aufsichtsrats war für viele Beobachter eine Überraschung. Zuvor waren für die Besetzung des Chefpostens bei dem Stahlgiganten immer wieder die Namen aus der Riege der konzerneigenen Manager genannt worden.

Bei der Neubesetzung des Thyssen-Krupp-Vorstands zog offenbar Gerhard Cromme die Fäden. Er ist derzeit Vorsitzender der Aufsichtsräte von Thyssen-Krupp und Siemens.

Bei Siemens zieht der geplante Wechsel von Hiesinger Neubesetzungen im Vorstand nach sich. Das Aufsichtsratspräsidium habe den bisherigen Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm als Nachfolger Hiesingers für die Leitung des Industriesektors vorgeschlagen, hieß es.

Zugleich soll die Chefin von Siemens Österreich, Brigitte Ederer, in den Vorstand berufen und zur neuen Personalchefin und Arbeitsdirektorin des Konzerns bestellt werden.

Continental: Zurück in den schwarzen Zahlen

Das hochverschuldete Unternehmen Continental fasst dank der anziehenden Autokonjunktur wieder Fuß. Der Autozulieferer hat das vergangene Krisenjahr hinter sich gelassen und im ersten Quartal einen Gewinn verzeichnet.

Aufgrund weltweit anziehender Autoverkäufe und eines strikten Sparkurses stieg das Nettoergebnis zwischen Januar und März auf 228 Millionen Euro, wie der MDax-Konzern mitteilte. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 268 Millionen Euro angefallen.

Der Umsatz schnellte im ersten Quartal um 39 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro nach oben. Vor allem in der Autozuliefersparte riss Conti das Ruder schneller herum als gedacht: Ihr Umsatz legte um fast 50 Prozent zu. Vor Zinsen und Steuern erhöhte der Reifenhersteller sein Ergebnis auf 494 Millionen Euro. Im Vorjahr war noch ein Minus von 165 Millionen Euro verzeichnet worden.

Erfolge vermeldete Conti auch beim Schuldenabbau. Das Unternehmen nutzte die Erlöse aus der im Januar umgesetzten Kapitalerhöhung von rund 1 Milliarde Euro, um seine Verbindlichkeiten auf 8,2 Milliarden Euro zu senken. Durch den Kauf der Siemens-Autozuliefersparte VDO hatte der Schuldenberg Ende vergangenen Jahres noch knapp 8,9 Milliarden Euro betragen.

Neben den guten Nachrichten gab es auch eine schlechte: Continental macht aus Kostengründen sein Lkw-Reifenwerk am Stammsitz Hannover endgültig dicht. Für die rund 800 Beschäftigten der Lkw-Reifenproduktion war ein Sozialplan ausgehandelt worden.

Der Großteil der Mitarbeiter ist bereits in Rente oder Altersteilzeit gegangen oder in eine Qualifizierungsgesellschaft gewechselt. Zudem liefen befristete Verträge aus. Für rund 200 Beschäftigte wurden andere Jobs im Unternehmen gefunden. Die verbleibenden 210 Beschäftigten bekommen das Angebot, in eine Qualifizierungsgesellschaft zu wechseln.

Fußball-WM bringt Adidas in Schwung

Die Fußball-Weltmeisterschaft und die Wirtschaftserholung bringen den Sportartikel-Hersteller Adidas wieder in Form. Das Management erhöhte nun auch die Umsatzprognose für 2010. Demnach erwartet der Branchenzweite hinter Marktführer Nike mittlerweile ein Plus um einen mittleren einstelligen Prozentsatz, nachdem bislang von einer niedrigen bis mittleren einstelligen Rate die Rede war.

Das Verbraucherverhalten habe sich in vielen Regionen vor allem seit Ende Februar verbessert, sagte Vorstandschef Herbert Hainer. Bereits im April hatte er die Gewinnerwartungen auf 430 bis 480 Millionen Euro nach oben geschraubt.

Adidas zeigt sich insgesamt etwas optimistischer als der Lokalrivale Puma. Zuversicht gibt Adidas die Entwicklung der Fußball-Sparte im WM-Jahr 2010. In dem wichtigen Segment, das für ein Fünftel der Erlöse der Kernmarke steht, fuhr der Dax-Konzern aus dem fränkischen Herzogenaurach im ersten Quartal ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 26 Prozent ein.

Hainer stellte für das zweite Quartal erneut ein hohes Wachstum in Aussicht. Im Gesamtjahr will Adidas mit Fußball-Produkten deutlich mehr als 1,3 Milliarden Euro umsetzen und damit einen Rekord aufstellen. Mit den drei Streifen laufen bei der WM zwölf Teams auf, darunter Deutschland, Argentinien, Europameister Spanien und Gastgeber Südafrika.

Adidas verwies auch auf Fortschritte bei der lange krisengeplagten US-Tochter Reebok. Deren Quartalsumsatz wuchs zumindest leicht. Zugleich steigerte Reebok die Ertragskraft: Die für die Branche wichtige Bruttomarge stieg signifikant auf gut 36 Prozent, liegt damit aber noch immer deutlich unter dem Konzernwert.

Lufthansa meldet rote Zahlen im Auftaktsquartal

Lufthansa hat im ersten Quartal 2010 einen operativen Verlust von 330 Millionen Euro gemacht. Das Unternehmen begründete die schlechten Zahlen in der traditionell reiseschwächsten Jahreszeit mit Verlusten bei den neuen Tochtergesellschaften BMI und Austrian Airlines, die erstmals voll konsolidiert werden.

Auch der besonders harte Winter und ein eintägiger Pilotenstreik hat der Fluggesellschaft zu schaffen gemacht. Im vergangenen Jahr hatte der Quartalsverlust nur 44 Millionen Euro betragen. Der Umsatz stieg von fünf auf 5,8 Milliarden vor allem wegen der neuen Tochtergesellschaften.

Nicht eingerechnet sind die Kosten des Vulkanausbruches, durch den Lufthansa im April etwa vier Tage lang nicht fliegen konnte. Das Unternehmen bezifferte die Kosten auf knapp 200 Millionen Euro. Weil aber die Nachfrage sowohl im Passagierverkehr als auch bei der Fracht steigt, prognostiziert Lufthansa für das Gesamtjahr 2010 weiterhin einen operativen Gewinn über dem Vorjahresniveau, das bei 130 Millionen Euro lag.

© sueddeutsche.de/APN/Reuters/dpa/nog - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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