Katholische Kirche:Mit Gottes Hilfe - und mit VW

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Papst Franziskus bei der Übergabe von zwei E-Autos von VW, rechts neben ihm Imelda Labbé, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen. (Foto: Volkswagen AG)

Der kleinste Staat der Welt hat große Pläne: Der Vatikan will seine komplette Fahrzeugflotte elektrifizieren, ausgerechnet Volkswagen soll dabei helfen. Aber lohnt sich das überhaupt?

Von Caspar Busse

Zwergstaat ist kein schönes Wort, das klingt nach unbedeutend und verschwindend klein. Aber wenn das Wort für ein Land dieser Erde zutreffend ist, dann für den Vatikan. Weniger als 1000 Einwohner leben dort, unter ihnen natürlich Papst Franziskus. Die Fläche des Kirchenstaats, der vollständig innerhalb der italienischen Hauptstadt Rom liegt, beträgt 0,44 Quadratkilometer, das ist etwa so groß wie der Friedhof von Chicago. Vatikan - das ist eben der kleinste Staat der Welt.

Und trotzdem haben sie jetzt große Pläne: Papst Franziskus setzt für seinen eigenen Fuhrpark künftig auf Elektroautos. Die gesamte Fahrzeugflotte soll bis 2030 CO₂-neutral werden. Dazu wurde nun mit Volkswagen eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet - ausgerechnet also mit einem der größten Autohersteller weltweit, dem Konzern aus Deutschland, der gerade ziemliche Probleme mit der E-Mobilität hat.

Man liefere Anfang 2024 knapp 40 vollelektrische Modelle seiner ID-Familie aus, teilte VW mit. Die ersten beiden E-Fahrzeuge, schlammig-grau und nicht Papst-weiß, nahm Franziskus bereits persönlich in Empfang. In späteren Phasen würden sukzessive weitere emissionsfreie Fahrzeuge der Marken des Volkswagen-Konzerns an den Vatikan übergeben. Ziel sei es, bis 2030 die gesamte Flotte des Stadtstaats zu elektrifizieren. Auf dem kleinen Staatsgebiet sowie in den extraterritorialen Gebieten soll außerdem ein eigenes Ladenetz für E-Autos errichtet werden, teilte der Vatikan weiter mit. Volkswagen sei auch dabei ein strategischer Partner.

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Wie viele Fahrzeuge es im Kirchenstaat überhaupt gibt, ist nicht bekannt. Papst Franziskus ist der Umweltschutz wichtig. Im Dezember will er zur Weltklimakonferenz nach Dubai reisen. Im Geiste seiner Umweltenzyklika "Laudato Si'" aus dem Jahr 2015 und seines aktuellen Apostolischen Schreibens "Laudate Deum" will der Vatikan klimaneutral werden - auch mit nachhaltiger Mobilität. Der Vatikan hat keinen öffentlichen Nahverkehr, verfügt aber seit 1933 übrigens über rund 200 Meter Schienenstrecke und einen eigenen Bahnhof, der aber nur selten genutzt wird.

"Dass künftig auch Beschäftigte des Vatikans zu den ID-Fahrern zählen werden, ist eine große Ehre für unsere Marke", sagte Imelda Labbé, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen. Zuletzt hatten die Wolfsburger Probleme beim Absatz ihrer Elektroautos. Die Konkurrenz aus China ist bei E-Autos schneller, die Fahrzeuge sind auch deutlich günstiger als die von VW. Die Deutschen verlieren deshalb Marktanteile, zudem gibt es immer wieder auch Probleme mit der Software. VW-Chef Oliver Blume hat gerade ein Elektroauto in der Preiskategorie um 20 000 Euro für die zweite Hälfte des Jahrzehnts in Aussicht gestellt. Eine Entscheidung dazu sei noch nicht gefallen, sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir dann in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts auch mit so einem Fahrzeug kommen", sagte er. Möglicherweise ist es dann zu spät. Aber immerhin im Vatikan gibt es dann E-Autos von VW. Zumindest ist ein solcher Auftrag - mit Gottes Hilfe sozusagen - gut fürs Image.

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