Volkswagen und die Stadt:Wolfsburg will toller werden

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Da ist Raum für Neues: Das sogenannte "Markenhochhaus" von Volkswagen in Wolfsburg samt Mitarbeiterparkplatz. (Foto: Jan Huebner/Taeger/imago images)

Volkswagen baut seine Fabrik für Roboterautos neben das ohnehin schon gigantische Stammwerk. Es soll der Startschuss sein für die Renovierung einer unterschätzten Stadt.

Von Max Hägler, Wolfsburg

Für Volkswagen-Verhältnisse ging das richtig zügig: Ein Jahr nach den ersten Gedanken zu einer neuen Fabrik für Roboterautos und ein halbes Jahr nach Vorlage der ersten konkreten Pläne, steht nun der Standort für das vielleicht wichtigste Zukunftsprojekt fest: Quasi direkt neben dem Stammwerk im nördlichen Ortsteil Warmenau soll der "Trinity" gefertigt werden, wie das Elektroauto mit den sehr weitgehenden Roboterfunktionen heißt. Damit sind Stendal, Gifhorn und Helmstedt aus dem Rennen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben die ersten VW-Gremien dem Standort zugestimmt - an diesem Freitag wird aller Voraussicht nach der Aufsichtsrat grünes Licht geben. Im kommenden Jahr ist Baustart, im Jahr 2026 sollen dann die ersten Wagen vom Band rollen - und sich in dem Zug auch Wolfsburg insgesamt erneuern, das hoffen zumindest einige.

"Alles in Allem würde das Trinity-Werk Wolfsburg zum modernsten Automobilstandort der Welt machen", erklärt VW-Markenchef Ralf Brandstätter, der vor allem die kurzen Wege zum ebenfalls entstehenden Forschungszentrum "Campus Sandkamp" preist. Vorbild sind die effizientesten der eigenen Fabriken: jene in China. Das neue deutsche Werk soll noch zeitsparender laufen: Heutzutage etwa wird die hintere Karosserie aus bis zu 70 Einzelteilen zusammengesetzt. Bei Trinity könnte das nur ein einziges Teil aus einer Druckgussmaschine sein - ein Fertigungsverfahren, dass Tesla etabliert hat.

Auch die Arbeitnehmerseite ist erfreut. Wolfsburg bleibe "Kraftzentrum" des Konzerns. Aber nötig sei letztlich ein noch größerer Wurf: "Wir wollen den Bau des Trinity-Werkes und des Campus Sandkamp zum Anlass nehmen, Wolfsburg insgesamt attraktiver zu machen", sagt die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo. Ihre recht zutreffende Diagnose: Die Stadt habe von außerhalb betrachtet keinen guten Ruf, was ihr aber nicht gerecht werde. "Daran müssen wir arbeiten, weil wir Talente brauchen, die überall auf der Welt gefragt sind", sagt Cavallo, die selbst Wolfsburgerin ist. Ein Kernstück sei jener Stadtteil, den jeder sieht, der mit dem Zug fährt: Die Gegend rund um den Bahnhof. Bislang besteht sie aus Brunos Tunnelschänke und einem riesengroßen Parkplatz für VW-Mitarbeiter. Was nicht zwingend dem entspricht, wofür Wolfsburg an der Autobahn wirbt: "Erlebnisstadt".

Pläne liegen bereits vor: Der nicht unumstrittene Investor Signa rund um den Österreicher Rene Benko (u.a. Karstadt, Kaufhof) möchte das Quartier entwickeln - und wird nun von der Arbeitnehmerschaft unterstützt: "Jetzt muss diese Neugestaltung schnell zum Fliegen kommen, samt entsprechender Zusagen seitens Volkswagen", fordert Cavallo. Wobei sich hier eine kleine Debatte mit dem Vorstandschef einschleicht: Herbert Diess jedenfalls ist nicht völlig überzeugt vom Nutzen für Stadt wie Autostadt und hat den Kommunalpolitikern erst vor wenigen Wochen geraten, doch erst einmal offen darüber zu diskutieren, ob da wirklich der große Wurf komme.

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