Immobilien:Vonovia verliert Milliarden, und der Chef ist zufrieden

Lesezeit: 2 Min.

Graue Wolken über der Vonovia-Zentrale in Bochum: Der Konzern schreibt Milliardenverluste. (Foto: Fabian Strauch/Imago)

Europas größtes Wohnungsunternehmen leidet unter sinkenden Preisen und hohen Zinsen. Doch das Mietgeschäft läuft weiterhin prächtig.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Der Wohnungskonzern Vonovia schreibt zwei Milliarden Euro Verlust im Quartal, doch der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch spricht ungerührt von einer "starken Leistung" und davon, dass er für den Rest des Jahres "positiv gestimmt" sei. Diese seltsame Dissonanz bei dem Dax-Unternehmen hat zwei Gründe: Zum einen ist die Lage zumindest besser als im ersten Jahresviertel, zum anderen läuft das Kerngeschäft - das Vermieten von Wohnungen - tatsächlich blendend.

Der Bochumer Konzern ist nach einer Reihe von Zukäufen Europas größtes privates Wohnungsunternehmen mit gut einer halben Million Einheiten in Deutschland, Österreich und Schweden. Wohnraum ist heiß begehrt: Bei einem Leerstand von nur zwei Prozent ist de facto alles vermietet, und die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter stieg binnen eines Jahres um 1,5 Prozent auf 7,58 Euro. Vonovias Betriebsgewinn aus dem Mietgeschäft kletterte daher im zweiten Quartal um ein Zehntel, wie Vorstandschef Buch am Freitag vorrechnete.

Trotzdem weist der Konzern unter dem Strich einen Milliardenverlust aus. Ursache sind Abwertungen des Immobilienbestands. Vonovia und die gesamte Branche leiden darunter, dass die Immobilienpreise fallen - eine Folge der steigenden Zinsen, die potentiellen Käufern die Finanzierung erschweren. Deswegen müssen die Bochumer die Werte der Wohnungen in der Bilanz verringern. Bereits im ersten Jahresviertel sank der Wert um 3,4 Milliarden Euro, im zweiten Quartal kappte das Unternehmen diesen Bilanzposten um weitere 2,7 Milliarden Euro. Damit ist das Portfolio nur noch 88 Milliarden Euro wert. Konzernlenker Buch glaubt aber an die Wende: "Der Trend beim Rückgang der Immobilienwerte schwächt sich spürbar ab", sagt er ein wenig umständlich.

Schrumpfende Preise sind für Vonovia besonders misslich, weil die Firma gerade Wohnungen verkaufen will. Dies soll die Schuldenlast mindern. Die unsichere Lage in der Branche führt jedoch dazu, dass sich Investoren zurückhalten. Trotzdem gelang es Vonovia im Mai, eine gute halbe Milliarde Euro mit dem Verkauf von 1350 Wohnungen zu erzielen. Außerdem erhielt der Konzern eine Milliarde Euro, weil er eine Minderheitsbeteiligung an einem Portfolio abgab. Das Management habe ein weiteres Portfolio in ähnlicher Größenordnung identifiziert, das sich für so ein Modell eignet, heißt es.

Die Schulden sind zu hoch

Um das Geld zusammenzuhalten, hat Vonovia außerdem schon im März die Dividende für die Aktionäre gekürzt. Daneben fängt das Unternehmen keine Neubauprojekte mehr an, sondern beendet nur noch laufende Vorhaben. Im zweiten Quartal wurden in Deutschland, Österreich und Schweden mehr als 400 Einheiten fertig. Als Grund für den Neubaustopp führen die Bochumer nicht nur die höheren Zinsen an, sondern auch gestiegene Bau- und Materialkosten.

Zu sparen und Verkaufserlöse zu erzielen ist wichtig wegen Vonovias Schuldenlast. Das Management strebt an, dass die Summe der Verbindlichkeiten 40 bis 45 Prozent des Immobilienwerts betragen soll. Nun sind es aber bereits 47 Prozent. Firmenchef Buch betont jedoch, dass das Unternehmen keine Probleme habe, an Kredite zu kommen: "Wir sind schon jetzt bis Ende 2024 voll durchfinanziert", sagt er. Daher sei keine Kapitalerhöhung nötig. Bei solch einem Schritt geben Konzerne neue Aktien aus, was den Wert der existierenden Anteilsscheine verwässert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: