Windige Bankgeschäfte:Eine Volksbank auf Crashkurs

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Auch der frühere thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus gehörte dem Aufsichtsrat der Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden an. (Foto: IMAGO/David Inderlied/Kirchner-Media)

Mit Fußball-Geschäften und Stefan Effenberg als Star-Mitarbeiter wurde eine VR-Bank aus Thüringen bekannt. Nach dem Vorstand ist nun der gesamte Aufsichtsrat zurückgetreten - darunter ein bekannter Politiker.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es kommt selten vor, dass einzelne Volksbanken überregional Schlagzeilen schreiben. Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden aus Thüringen schaffte es dennoch - zunächst aus harmlosen Gründen. 2018 heuerte die Volksbank Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg an, der die Bank beim Ausflug in das glamouröse Fußballfinanzierungsgeschäft begleiten sollte. Zuletzt aber machte man dort vor allem durch windige Geschäfte von sich reden, zeitweise gab es Strafermittlungen und einen ungewöhnlichen Machtkampf mit der Finanzaufsicht. Die Bafin will das Treiben bereits seit Längerem stoppen. Die Bankführung jedoch wehrte sich und unterstellte den Kritikern Neid auf ein angeblich erfolgreiches Geschäftsmodell.

Jetzt aber ist der Kampf entschieden: Nachdem bereits der langjährige Chef Stefan Siebert gehen musste, legte diese Woche auch der gesamte 16-köpfige Aufsichtsrat seine Ämter nieder, darunter Thüringens Ex-Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU). Die Bafin hat die Kontrolle übernommen, ein in der Finanzbranche recht seltener Vorgang. Sowohl die Aufgaben des Vorstands als auch des Aufsichtsrats übernimmt je ein Sonderbeauftragter.

Beide müssen nun aufräumen. Der Bank droht - vor allem wegen dubioser Immobiliengeschäfte - ein enormer Verlust. Die Rede ist von einem dreistelligen Millionenbetrag, was gemessen am gemeldeten Eigenkapital von 155,6 Millionen Euro extrem viel wäre. Der Spiegel zitierte kürzlich aus einem 81-seitigen Bafin-Schreiben, in dem unter anderem von Bedenken wegen der "Verlässlichkeit der Geldwäscheprävention sowie der Kundenstruktur der Bank" die Rede war, einer "mangelhaften Risikokultur" sowie "fragwürdigen Informationen und Angaben". Auch die Ermittlungsbehörden dürften sich noch für die Vorgänge interessieren, sagen Insider.

Vor Ort flüchtet man sich derweil offenbar in eine Opferrolle. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats sei zu hören, berichtet die thüringische Zeitung Freies Wort, die Mitglieder fühlten sich von der Bafin erpresst, wollten die Bank schließlich nur "in ruhiges Fahrwasser zurückführen". Dazu wird es nicht mehr kommen: Um die Spareinlagen der Kunden zu schützen, muss sich die Volksbank ziemlich sicher in die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der 737 Volksbanken und Raiffeisenbanken begeben. Danach wird wohl eine Nachbar-Volksbank das Institut übernehmen und die "Erfolgsgeschichte" beenden.

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:Eine Volksbank stürzt ins Chaos

Mit Fußball-Geschäften und Stefan Effenberg als Star-Mitarbeiter wurde die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden bekannt. Nun aber hat das kleine Geldhaus aus Thüringen großen Ärger mit der Finanzaufsicht - und der Streit droht zu eskalieren.

Von Meike Schreiber

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