Verwirrspiel um den Renminbi: Nach dem China am Wochenende angekündigt hat, die Landeswährung schrittweise zu flexibilisieren, haben vor allem die europäischen Märkte positiv reagiert. Vor allem exportlastige Branchenwerte, darunter die Automobilindustrie, starteten mit Gewinnen in die Handelswoche. Der Euro kletterte zeitweise auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1,2467 Dollar. Tatsache ist jedoch, dass die chinesische Währung bis jetzt noch nicht aufgewertet wurde.
Während viele Experten die Ankündigung vom Wochenende als Zeichen für die Aufwertung zum Dollar gesehen hätten, ist die Commerzbank skeptisch. Es passe ins Bild, dass "die chinesische Notenbank weitere Reformen ankündigte, um einem möglichen Handelskrieg mit den USA vorzubeugen".
Bei genauerem Hinsehen, erweise sich die Stellungnahme der chinesischen Währungshüter allerdings gar nicht als Ankündigung einer Aufwertung gegenüber dem Dollar. Auch andere konkrete Schritte würden nicht angekündigt, schränkte Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank ein.
Die Notenbank habe sogar festgestellt, dass aufgrund der mittlerweile geringeren Überschüsse in der chinesischen Leistungsbilanz kein Spielraum für eine größere Aufwertung bestehe.
Keine Entspannung im Währungsstreit
Um das Vorgehen der Chinesen zu begründen, halte die Commerzbank zwei Interpretationen für plausibel. "Entweder handelt es sich schlicht um ein chinesisches Täuschungsmanöver oder Peking hat beschlossen, den Renminbi künftig an einen Währungskorb zu binden", schrieb Karpowitz.
Renminbi ist der offizielle Name der Landeswährung, Yuan ist lediglich die Währungseinheit, also das eigentliche Geld. Oft wird der Yuan auch fälschlicherweise als die chinesische Landeswährung bezeichnet.
An der japanischen Börse waren die Akteure allerdings froh, dass der Renminbi noch nicht aufgewertet wurde. Viele Anleger befürchten, dass durch eine Aufwertung der chinesischen Währung sich auch der japanische Yen verteuere.
Da der Yen nicht stieg, kauften die Anleger viel und weit gestreut, was die Märkte beflügelte. Schon zuvor waren die Investoren davon ausgegangen, dass die Volksrepublik Veränderungen des Wechselkurses zum Dollar nur langsam und in kleinsten Schritten ermöglichen wird.
Belastung für den G-20-Gipfel
Die Ankündigung und das Rückrudern der Chinesen vom Wochenende hat mögliche Auswirkungen auf den G-20-Gipfel in Toronto, der kurz bevor steht. Die Aufwertung hätte die Wogen im Streit um das Handelsungleichgewicht geglättet. Jetzt sieht es so aus, als würden die Volksrepublik doch nicht so stark einlenken wie zuvor erhofft.
Seit knapp zwei Jahren ist der Yuan fest an den Dollar gekoppelt. Das hat China vor allem in den USA den Vorwurf eingetragen, seine Währung im Interesse der Exportwirtschaft künstlich niedrig zu halten.