Übernahme von Kaufhof:Mit Luxus zurück zum Erfolg

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Eine Galeria-Kaufhof-Filiale in Berlin: Der Bieterwettbewerb um die Warenhauskette dürfte in Kürze beginnen. (Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)
  • Das kanadische Unternehmen Hudson's Bay hat Interesse daran, Kaufhof zu übernehmen. Zweiter Bieter im Rennen ist Karstadt-Eigner René Benko.
  • Hudson's Bay will in die Filialen investieren: Beleuchtung, Präsentation und Sortiment sollen erneuert werden. Auch die US-Nobelmarke Saks Fith Avenue könnte dann nach Europa kommen.
  • Arbeitnehmer sind skeptisch. Sie befürchten Schließungen, mehr Verkaufsfläche für Markenartikelhersteller und den Verlust von Arbeitsplätzen.

Von Kirsten Bialdiga, Düsseldorf

Fast wirken sie ein wenig verloren, die Schaufensterpuppen. Wie sie da stehen, eingehüllt in feinste Stoffe - und um sie herum ist Raum, viel freier Raum. In den wenigen Regalen liegen ein paar ausgewählte Kleidungsstücke. Ansonsten wirkt dieses Kaufhaus licht und luftig. Allein die Schuh-Abteilung ist so groß, dass sie eine eigene Postleitzahl hat. Und eine Fläche ist der Luxusmarke Saks Fifth Avenue gewidmet. Das Kaufhaus gehört zur Hudson's Bay Company.

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Der nordamerikanische Warenhauskonzern Hudson's Bay interessiert sich plötzlich für die Kaufhauskette Galeria Kaufhof. Was wird aber dann aus Karstadt? Der Konzern gilt ebenfalls als Interessent für die Kaufhof-Filialen.

Von Kirsten Bialdiga

So oder ganz ähnlich könnte es auch in Kaufhof-Geschäften bald aussehen. Der kanadische Kaufhauskonzern Hudson's Bay ist drauf und dran, für Kaufhof zu bieten. Noch seien die Unterlagen nicht ganz vollständig, heißt es in informierten Kreisen. Dies sei aber nur noch eine Frage von Tagen. Damit ist das Bieterrennen um den Kaufhof so gut wie eröffnet - Karstadt-Eigner René Benko ist der andere Bewerber.

Beide Interessenten wollen angeblich knapp unter drei Milliarden Euro für das Traditionsunternehmen mit seinen 137 Filialen bieten. Davon entfallen dem Vernehmen nach rund zwei Drittel des gebotenen Kaufpreises auf die 61 Kaufhof-Immobilien, die noch im Eigenbesitz des Warenhauskonzerns sind. Oder anders ausgedrückt: Die Immobilien sind offenbar das Wertvollste am Kaufhof.

Hudson's Bay will mit Schuhen punkten

Aber auch für das eigentliche Warenhausgeschäft gibt es bereits einen Plan. Die Nordamerikaner wollen unternehmensnahen Kreisen zufolge auch in die Kaufhof-Häuser investieren, in das Interieur, in die Beleuchtung, in die Präsentation und in das Sortiment. Ein neuer Schwerpunkt etwa könnten Schuhe sein, die viel Umsatz bringen. Und: Falls Hudson's Bay den Zuschlag bekomme, soll die US-Nobelmarke Saks Fifth Avenue nach Europa kommen - ohne dass allerdings die Marke Kaufhof aufgegeben werden soll.

Profitieren könnte Kaufhof überdies von den Erfahrungen im Onlinehandel. Wer bei Hudson's Bay einkauft, kann unter 100 verschiedenen Möglichkeiten wählen. Einkaufen in einer Filiale, liefern lassen von einer anderen und zu Hause in Empfang nehmen zum Beispiel. Oder online in irgendeinem Geschäft bestellen und irgendwo unterwegs in Empfang nehmen. "Omnichannel ist künftig im Handel der Schlüssel zum Erfolg", lautet das Credo der Nordamerikaner. Anscheinend ging das Konzept in Kanada und den USA auf. Der Konzernumsatz stieg in den vergangenen fünf Jahren um 25 Prozent auf 8,17 Milliarden kanadische Dollar.

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Misstrauen gegenüber den Investoren aus Übersee

Hudson's Bay, das ist im Gegensatz zum österreichischen Immobilieninvestor Benko in Deutschland noch der große Unbekannte. In Arbeitnehmerkreisen schlägt den Kanadiern daher ein von Vorsicht geprägtes Misstrauen entgegen. Zu frisch sind die schlechten Erfahrungen mit Eigentümern und Managern aus Übersee beim Konkurrenten Karstadt.

Sie befürchten, dass Hudson's Bay viele Verkaufsflächen an Markenartikelhersteller vermieten könnte und dann bei Kaufhof Arbeitsplätze verloren gehen. Im Umfeld von Hudson's Bay versuchen sie, solche Zweifel zu zerstreuen: In den Hudson's-Bay-Filialen liege der Anteil vermieteter Flächen, so genannter Concessions, nur bei 5,6 Prozent und damit niedriger als bei Kaufhof jetzt. Lediglich in den Saks-Filialen seien es 18 Prozent. Und Filialschließungen seien bei Kaufhof nicht geplant.

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Der nordamerikanische Konzern besteht aus mehreren Kaufhausketten, die der auf Immobilien spezialisierte Finanzinvestor NRDC zusammenkaufte. 2006 machte die US-Kaufhauskette Lord & Taylor den Anfang. Zwei Jahre später folgte Hudson's Bay Company, der Namensgeber des Konzerns und eines der ältesten Unternehmen der Welt. 2013 schließlich gelang dem Finanzinvestor ein weiterer Coup: die Übernahme von Saks Fifth Avenue mit seinem berühmten Flagship-Store in New York. Finanzieren konnte NRDC die milliardenschwere Einkaufstour, indem sie teilweise die Immobilien beliehen.

Und jetzt soll mit Kaufhof der Schritt nach Europa folgen. Seit neun Jahren schon beobachten sie den deutschen Markt genau. Und nicht nur den deutschen.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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