Warenhäuser:Verdi bringt sich für Kaufhof-Übernahme in Stellung

Karstadt

Ist Karstadt auch bald Kaufhof? Jetzt mischt sich die Gewerkschaft in die Diskussion ein.

(Foto: Martin Gerten/dpa)
  • Die österreichische Signa Holding und der kanadische Handelskonzern Hudson's Bay wollen beide die Warenhauskette Kaufhof übernehmen.
  • Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat zwei Forderungen an einen möglichen Käufer.
  • Erstens sollen keine Filialen geschlossen werden. Zweitens ist Verdi dagegen, dass Flächen an Fremdanbieter vermietet werden, sogenannte Konzessions-Geschäfte.
  • Bisher sollte Verdis Gunst bei Signa liegen: Die Holding will eine Standortgarantie geben und Hudson's Bay macht bisher viel Umsatz mit Konzessions-Geschäften.

Von Christoph Giesen, Max Hägler, Kirsten Bialdiga, Stefan Mayr

Die Übernahmeschlacht um Kaufhof hat bereits vor einigen Tagen begonnen, doch von den Arbeitnehmervertretern war wenig zu hören. Nun meldet sich die zuständige Gewerkschaft Verdi erstmalig zu Wort und stellt klare Forderungen auf: "Uns sind bei der aktuellen Debatte um eine mögliche Deutsche Warenhaus AG vor allem zwei Aspekte wichtig. Wir wehren uns natürlich gegen die Schließung von Standorten", sagt Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der Süddeutschen Zeitung. "Und wir wehren uns gegen groß ausgebaute Konzessions-Modelle, bei denen ein Kaufhaus immer mehr Flächen an Fremdanbieter und deren Beschäftigte abtritt, was für Kunden oft nicht erkennbar ist. Wir glauben, die Kunden wollen weiter alles aus einer Hand haben."

Knapp drei Milliarden Euro bietet die österreichische Immobilienfirma Signa um ihrem schillernden Gründer René Benko für die Warenhauskette Kaufhof, die bislang Teil der Metro AG ist. Sollte die Übernahme zustande kommen, will Signa Kaufhof mit dem angeschlagenen Karstadt-Konzern vereinen, den Benko und seine Leute vor knapp einem Jahr dem glücklosen Nicolas Berggruen abgenommen haben. Es wäre die oft diskutierte Deutsche Warenhaus AG, die Signa schmieden will.

Handelsexperten erwarten, dass dann Filialen an doppelt besetzten Standorten geschlossen werden. Dem Vernehmen nach ist aber auch ein zweiter Bieter im Rennen: Der an der Börse in Toronto gelistete Handelskonzern Hudson's Bay soll sich ebenfalls für Kaufhof interessieren und könnte wohl schon bald ein eigenes Angebot vorlegen. Vor allem an diesen möglichen Bieter richtete sich die zweite Verdi-Forderung, keine Flächen an Fremdanbieter zu vermieten.

"Bei allen Kaufangeboten wird es Risiken geben"

Die Analyse der Hudson's-Bay-Geschäftszahlen zeigt nämlich, dass ein gewichtiger teil des Umsatzes aus eben solchen Konzessions-Geschäften stammt. Speziell bei der amerikanischen Luxuskette Saks Fifth Avenue, die Hudson's Bay vor Kurzem übernommen hat, sind es ein Drittel der Einnahmen. Der deutsche Edelschneider Hugo Boss zum Beispiel betreibt in 37 der insgesamt 41 Saks-Filialen eigene Läden. Aber auch bei der Stammkette der Kanadier, dem ehrwürdigen The Bay, lassen sich Shop-in-Shop-Lösungen finden. So wurde beispielsweise ein Exklusivvertrag für Kanada mit dem britischen Modehändler Topshop geschlossen. Der Gewerkschaft kann das nicht gefallen, zumal Hudson's Bay zwar ein Traditionshaus ist, aber keine Erfahrung mit dem Geschäft in Europa hat.

Drängt sich also die zweite Frage auf: Was geschieht mit Karstadt, falls Signa am Ende doch nicht den Zuschlag bekommen sollte? Es wird immer deutlicher, dass Benko nach dem Prinzip "Alles oder Nichts" vorgeht. Karstadt alleine dürfte ihn und seine Geschäftspartner nicht auf Dauer interessieren. Nicht unwahrscheinlich also, dass dann der Elan schnell schwinden würde, mit dem die österreichische Gruppe derzeit die Sanierung von Karstadt betreibt. Dennoch ist die Gewerkschaft nicht erkennbar auf Benkos Seite - zumindest noch nicht. Denn auch den Österreichern wird unterstellt, dass sie die Warenhäuser später einmal entkernen wollen - und dann selbst auf Konzessionen setzen, wie es bei den Premium-Häusern, etwa dem Münchner Oberpollinger, bereits zu besichtigen ist. "Bei allen Kaufangeboten wird es Risiken geben", mahnt deshalb der zuständige Verdi-Handelssekretär, Arno Peukes, der auch im Aufsichtsrat von Karstadt sitzt. "Es ist eine Frage des Geschäftsmodells, wie man die Risiken für die Beschäftigten minimiert." Immerhin sei man aufgrund der laufenden Tarifverhandlungen bei Karstadt im Gespräch mit Signa, die Atmosphäre, beurteilt Peukes als gut. "Aber natürlich", räumt er ein, "prägt die Berggruen-Ära: Wir vertrauen nur noch den Zusagen, die gewissermaßen in Stein gemeißelt sind."

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