Kaufhof:Post aus Kanada

Kaufhof: Einkäufer in New York: Shoppen überall und aus einer Hand?

Einkäufer in New York: Shoppen überall und aus einer Hand?

(Foto: Daniel Acker/Bloomberg News)

Der nordamerikanische Warenhauskonzern Hudson's Bay interessiert sich plötzlich für die Kaufhauskette Galeria Kaufhof. Was wird aber dann aus Karstadt? Der Konzern gilt ebenfalls als Interessent für die Kaufhof-Filialen.

Von Kirsten Bialdiga, Düsseldorf

In Kanada steht Hudson's Bay in jedem Geschichtsbuch. Der Warenhauskonzern ist so eng verknüpft mit der Geschichte des Landes, dass seine Chefs bis heute Gouverneure heißen. Bevor die Besiedlung Nordamerikas einsetzte, beherrschten sie mit ihrem Fell- und Pelzhandel den Kontinent, handelten wie eine Regierung. Nun stehen die Chancen nicht schlecht, dass Kanadas ältestes Unternehmen auch deutsche Wirtschaftsgeschichte schreibt. Denn Hudson's Bay ist dem Vernehmen nach an einer Übernahme der Kaufhauskette Galeria Kaufhof mit ihren fast 140 Geschäften interessiert. Das Ganze befindet sich noch in einem frühen Stadium. Es gebe seit Jahresanfang erste Kontakte, allerdings noch nicht auf Führungsebene, verlautete am Dienstag aus informierten Kreisen.

Ein solcher Deal würde die deutsche Kaufhauslandschaft von Grund auf verändern. Denn auch Karstadt gilt nach wie vor als Interessent für die Kaufhof-Filialen. Sollte der Kaufhof tatsächlich an die Kanadier gehen, würde Karstadt-Eigentümer René Benko eine wertvolle Option für seinen kriselnden Kaufhauskonzern verlieren. Die viel beschworene Deutsche Warenhaus AG, ein Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof, wäre damit passé.

Doch so weit ist es noch nicht. Entsprechend zurückhaltend geben sich die Beteiligten. Keines der Unternehmen wollte sich zu den Informationen äußern, über die zuerst das amerikanische Branchenfachblatt Women's Wear Daily berichtete. Auch auf der Aufsichtsratssitzung des Kaufhof-Mutterkonzerns Metro in der kommenden Woche findet sich laut Insidern bisher kein entsprechender Tagesordnungspunkt.

Dazu passt, dass die Preisvorstellungen für den Kaufhof offenbar noch ein Stück weit auseinander liegen: In Übersee wird der Wert der Sport- und Kaufhausfilialen bei knapp 2,4 Milliarden Euro gesehen, hierzulande bei bis zu drei Milliarden.

Der Kaufhof steht bei der Metro seit Jahren auf der Verkaufsliste, weil er trotz guter Ergebnisse nicht mehr zum Kerngeschäft gezählt wird. Vorstandschef Olaf Koch arbeitet seit längerem daran, Metro neu auszurichten und profitabler zu machen - ein Vorhaben, das er gern mit einem Marathon vergleicht. Ein Verkaufserlös in Milliardenhöhe käme da gerade recht, zumal Großaktionär Haniel immer mal wieder Ungeduld zeigt. Dass neuer Schwung in den Verkauf des Kaufhofs kommen könnte, deutete Koch schon im Februar an. "Es gibt heute mehr Interessenten als in der Vergangenheit", hatte er betont. Bis dato galt vor allem Karstadt als ernsthaft interessiert.

Erst vor gut einem Jahr übernahmen die Kanadier die Luxuskette Saks Fifth Avenue

Für die Kanadier hätte eine Übernahme den Vorteil, dass sie mit einer starken Marke im europäischen Markt Fuß fassen könnten, wo sie bisher nicht vertreten sind. Dieses Argument könnte noch von Bedeutung sein, wenn es denn so weit kommt, dass auch die Arbeitnehmer überzeugt werden müssen. Denn bei einem Zusammenschluss mit Karstadt wären Kaufhausschließungen wohl unvermeidlich, heißt es in der Branche.

Attraktiv ist Galeria Kaufhof für Hudson's Bay aber wohl auch wegen seiner Immobilien. Erst vor Kurzem hatte Hudson's Bay-Governor Richard Baker sich auch in Kanada im Immobiliengeschäft verstärkt und Partnerschaften mit großen Immobilienunternehmen begründet. Anders als Karstadt gehört Kaufhof noch rund die Hälfte der Warenhausimmobilien selbst. Anfang des Monats nannte er drei Kriterien für Zukäufe: Die Möglichkeit, Einsparungen zu erzielen, die Wahrscheinlichkeit, das Geschäft besser zu führen als das bisherige Management - und Immobilien.

Kerngeschäft der Kanadier sind aber wie beim Kaufhof die klassischen Warenhäuser. 332 Filialen betreibt die Kette aus Toronto, vielerorts waren sie in dünn besiedelten Landstrichen lange Zeit die einzigen Läden. Dabei sieht sich auch Hudson's Bay überwiegend im mittleren bis gehobenen Preis-Segment angesiedelt.

Insbesondere im für die Branche so wichtigen Onlinehandel verfolgt Hudson's Bay ein fortschrittliches Konzept: Angebote werden zuerst nur im Internet veröffentlicht, der Kunde kann sich die Waren dann im Geschäft abholen.

Zwar machte auch Galeria Kaufhof im Onlinehandel zuletzt Fortschritte. So können Kunden seit ein paar Monaten im Kaufhaus per Tabletcomputer auch online bestellen. Doch Metro-Chef Koch hatte zuletzt betont, wie groß der Nachholbedarf gegenüber der Konkurrenz im Ausland noch ist. So lag der Online-Umsatz beim Kaufhof zuletzt bei 140 Millionen Euro. 300 Millionen Euro nannte Koch als Ziel, das entspräche einem Umsatzanteil von zehn Prozent. In Großbritannien sind es heute schon 50 Prozent.

Doch aller Fortschrittlichkeit zum Trotz hatte zuletzt auch Hudson's Bay zu kämpfen. Ausgerechnet der Kauf der amerikanischen Luxuskette Saks Fith Avenue vor über einem Jahr machte den Kanadiern, die mit 45 000 Beschäftigten auf 8,3 Milliarden kanadische Dollar Umsatz kommen, zu schaffen. Erst jetzt zeichnet sich langsam die Rückkehr zu Gewinnen ab. Vor einem weiteren Kauf dürfte Baker nun ganz besonders große Vorsicht walten lassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: